Burkhard Birke: Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters, ist uns jetzt zugeschaltet telefonisch. Einen schönen guten Tag, Herr Seiters.
Rudolf Seiters: Schönen guten Tag.
Birke: Das Deutsche Rote Kreuz, aber auch andere Hilfsorganisationen wie CARE International, Diakonie und Caritas haben Spendenkonten für die Hurrikanopfer eingerichtet - allerdings erst gestern. Herr Seiters, ist es denn unüblich für Notleidende in einem so reichen Land wie den Vereinigten Staaten Geld zu spenden oder weshalb ist die Hilfsaktion vergleichsweise spät angelaufen?
Seiters: Die Frage ist durchaus berechtigt, weil natürlich gewisse Prioritäten des Roten Kreuzes immer ausgerichtet sind auf notleidende arme Länder wie den Sudan, wie Südasien oder auch den Niger, Westafrika, bei der Hungersnot. Deswegen sind wir auch immer angewiesen auf die sofortige Kontaktaufnahme mit den Schwesterorganisationen, also auch mit dem amerikanischen Roten Kreuz. Und die Amerikaner - sowohl die Regierung als auch das amerikanische Rote Kreuz - hat in den letzten Tagen - und wir stehen ständig in Kontakt mit ihnen - nicht zu internationaler Hilfe aufgerufen. Das hat sich jetzt etwas geändert. Wir haben angeboten verschiedene Hilfsmöglichkeiten, aber das darf natürlich nicht unkoordiniert geschehen, sondern wir helfen dort mit unseren Mitteln, wo die Amerikaner das auch selber wünschen. Unabhängig davon haben wir unter dem Eindruck, dass viele Bürger bei uns angerufen haben, ein Spendenkonto eingerichtet. Es gibt auch andere Aktionen von Zeitungen, die hier - darüber sind wir informiert - Spendenaufrufe gestartet haben.
Birke: Herr Seiters, was steckt denn dahinter? Der Präsident George Bush hat ja gesagt, er erwarte nicht viel von ausländischen Nationen, weil eben die USA nicht darum gebeten hätten, um Hilfe. Wie deuten Sie diese Worte? Ist das Hochnäsigkeit?
Seiters: Ich denke, die amerikanische Situation ist natürlich anders mit ihren logistischen Möglichkeiten als das in afrikanischen und asiatischen Staaten oftmals der Fall ist. Und das amerikanische Rote Kreuz ist auch außerordentlich stark. Sie dürfen nicht vergessen, dass ja seit Tagen mehrere tausend Mitarbeiter und Freiwillige des Roten Kreuzes aus allen Teilen des Landes an den Hilfsmaßnahmen beteiligt sind. Mit 250 Rettungsfahrzeugen. Es sind 230 Notunterkünfte eingerichtet worden. 500.000 Essensrationen werden täglich verteilt. Aber, sie haben jetzt gebeten, heute Morgen noch - das ist das Neueste für uns und wir warten ja auf die entsprechenden Anforderungen -, dass fünf Logistikexperten des Deutschen Roten Kreuzes in die Operation integriert werden. Ich weiß, dass der deutsche Außenminister heute ein Gespräch auch führt mit dem Vertreter Amerikas und er wird dort auch die Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes und auch des THWs anbieten. Wir sind bereit, wenn das gewünscht wird, sofort zu helfen mit Wasseraufbereitungsanlagen, Gesundheitsdiensten, Behelfsunterkünften, Rettungshundestaffeln. Aber ich will noch einmal sagen: Nach unserer Erfahrung - und das Rote Kreuz ist ein international erfahrener, professionell aufgestellter und vernetzter Verbund - es hat keinen Zweck, dass wir auf eigene Faust handeln, sondern wir müssen das schon abstimmen mit dem amerikanischen Roten Kreuz, sonst geht es nicht.
Birke: Herr Seiters, Sie haben gesagt, Sie werden Katastrophenexperten hinschicken, Wasseraufbereitungsanlagen, die sicher dort erforderlich sind. Wir haben ja nun auch einige Bundeswehrsoldaten auf US-Basen, zum Beispiel in Arizona. Sollten die dort auch aktiv werden?
Seiters: Das wird sicherlich zu besprechen sein zwischen den beiden Regierungen. Das ist ja nicht unser Thema. Aber wir sind, wie gesagt, im humanitären Bereich gut aufgestellt. Und wir haben ja auch nach dem Seebeben im Tsunami-Gebiet durch die Abstimmung mit dem Internationalen Roten Kreuz und durch die Abstimmung mit den nationalen Hilfsgesellschaften unsere Hilfsmaßnahmen dort einsetzen können, wo sie effektiv auch gebraucht wurden. Und wo tatsächlich die Hilfe dann auch den Menschen zugute gekommen ist. Und genau das, diese Abstimmung ist erforderlich mit den Amerikanern. Von Anbeginn an, wie gesagt, haben wir mit den Amerikanern im Kontakt gestanden.
Birke: Im Vordergrund, Herr Seiters, muss natürlich jetzt die direkte Hilfe für die zigtausend Obdachlosen, die Opfer, stehen. Aber wenn wir mal über den Tellerrand der aktuellen Katastrophe hinausschauen: Welche Konsequenzen müsste die US-Regierung, die internationale Gemeinschaft aus diesem Hurrikan Katrina ziehen?
Seiters:Der Weltkatastrophenbericht des Internationalen Roten Kreuzes hat vor wenigen Wochen seine neueste Analyse der Situation in der Welt gegeben und hat die Katastrophenvorsorge und auch die Ausbildung der Menschen für die Katastrophenvorsorge als eine der wichtigsten Maßnahmen der Entwicklungspolitik bezeichnet. Ich kann im Augenblick nicht genau absehen und halte mich in dieser Frage auch zurück, wie weit es Versäumnisse in Amerika gegeben hat. Ich weiß, dass viele Menschen sich fragen: Wie kann so etwas in einem hochindustrialisierten und starken Land wie Amerika geschehen? War man nicht vorbereitet? Das wird sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt zu beantworten sein. Wir konzentrieren uns im Augenblick darauf, parat zu stehen und das zu tun, was unsere amerikanischen Freunde von uns möchten.
Birke: Der Präsident des Deutschen Rotes Kreuzes, DRK, Rudolf Seiters, hier in den Informationen am Mittag im Deutschlandfunk, ich danke Ihnen für dieses Gespräch Herr Seiters.
Seiters: Bitteschön.
Rudolf Seiters: Schönen guten Tag.
Birke: Das Deutsche Rote Kreuz, aber auch andere Hilfsorganisationen wie CARE International, Diakonie und Caritas haben Spendenkonten für die Hurrikanopfer eingerichtet - allerdings erst gestern. Herr Seiters, ist es denn unüblich für Notleidende in einem so reichen Land wie den Vereinigten Staaten Geld zu spenden oder weshalb ist die Hilfsaktion vergleichsweise spät angelaufen?
Seiters: Die Frage ist durchaus berechtigt, weil natürlich gewisse Prioritäten des Roten Kreuzes immer ausgerichtet sind auf notleidende arme Länder wie den Sudan, wie Südasien oder auch den Niger, Westafrika, bei der Hungersnot. Deswegen sind wir auch immer angewiesen auf die sofortige Kontaktaufnahme mit den Schwesterorganisationen, also auch mit dem amerikanischen Roten Kreuz. Und die Amerikaner - sowohl die Regierung als auch das amerikanische Rote Kreuz - hat in den letzten Tagen - und wir stehen ständig in Kontakt mit ihnen - nicht zu internationaler Hilfe aufgerufen. Das hat sich jetzt etwas geändert. Wir haben angeboten verschiedene Hilfsmöglichkeiten, aber das darf natürlich nicht unkoordiniert geschehen, sondern wir helfen dort mit unseren Mitteln, wo die Amerikaner das auch selber wünschen. Unabhängig davon haben wir unter dem Eindruck, dass viele Bürger bei uns angerufen haben, ein Spendenkonto eingerichtet. Es gibt auch andere Aktionen von Zeitungen, die hier - darüber sind wir informiert - Spendenaufrufe gestartet haben.
Birke: Herr Seiters, was steckt denn dahinter? Der Präsident George Bush hat ja gesagt, er erwarte nicht viel von ausländischen Nationen, weil eben die USA nicht darum gebeten hätten, um Hilfe. Wie deuten Sie diese Worte? Ist das Hochnäsigkeit?
Seiters: Ich denke, die amerikanische Situation ist natürlich anders mit ihren logistischen Möglichkeiten als das in afrikanischen und asiatischen Staaten oftmals der Fall ist. Und das amerikanische Rote Kreuz ist auch außerordentlich stark. Sie dürfen nicht vergessen, dass ja seit Tagen mehrere tausend Mitarbeiter und Freiwillige des Roten Kreuzes aus allen Teilen des Landes an den Hilfsmaßnahmen beteiligt sind. Mit 250 Rettungsfahrzeugen. Es sind 230 Notunterkünfte eingerichtet worden. 500.000 Essensrationen werden täglich verteilt. Aber, sie haben jetzt gebeten, heute Morgen noch - das ist das Neueste für uns und wir warten ja auf die entsprechenden Anforderungen -, dass fünf Logistikexperten des Deutschen Roten Kreuzes in die Operation integriert werden. Ich weiß, dass der deutsche Außenminister heute ein Gespräch auch führt mit dem Vertreter Amerikas und er wird dort auch die Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes und auch des THWs anbieten. Wir sind bereit, wenn das gewünscht wird, sofort zu helfen mit Wasseraufbereitungsanlagen, Gesundheitsdiensten, Behelfsunterkünften, Rettungshundestaffeln. Aber ich will noch einmal sagen: Nach unserer Erfahrung - und das Rote Kreuz ist ein international erfahrener, professionell aufgestellter und vernetzter Verbund - es hat keinen Zweck, dass wir auf eigene Faust handeln, sondern wir müssen das schon abstimmen mit dem amerikanischen Roten Kreuz, sonst geht es nicht.
Birke: Herr Seiters, Sie haben gesagt, Sie werden Katastrophenexperten hinschicken, Wasseraufbereitungsanlagen, die sicher dort erforderlich sind. Wir haben ja nun auch einige Bundeswehrsoldaten auf US-Basen, zum Beispiel in Arizona. Sollten die dort auch aktiv werden?
Seiters: Das wird sicherlich zu besprechen sein zwischen den beiden Regierungen. Das ist ja nicht unser Thema. Aber wir sind, wie gesagt, im humanitären Bereich gut aufgestellt. Und wir haben ja auch nach dem Seebeben im Tsunami-Gebiet durch die Abstimmung mit dem Internationalen Roten Kreuz und durch die Abstimmung mit den nationalen Hilfsgesellschaften unsere Hilfsmaßnahmen dort einsetzen können, wo sie effektiv auch gebraucht wurden. Und wo tatsächlich die Hilfe dann auch den Menschen zugute gekommen ist. Und genau das, diese Abstimmung ist erforderlich mit den Amerikanern. Von Anbeginn an, wie gesagt, haben wir mit den Amerikanern im Kontakt gestanden.
Birke: Im Vordergrund, Herr Seiters, muss natürlich jetzt die direkte Hilfe für die zigtausend Obdachlosen, die Opfer, stehen. Aber wenn wir mal über den Tellerrand der aktuellen Katastrophe hinausschauen: Welche Konsequenzen müsste die US-Regierung, die internationale Gemeinschaft aus diesem Hurrikan Katrina ziehen?
Seiters:Der Weltkatastrophenbericht des Internationalen Roten Kreuzes hat vor wenigen Wochen seine neueste Analyse der Situation in der Welt gegeben und hat die Katastrophenvorsorge und auch die Ausbildung der Menschen für die Katastrophenvorsorge als eine der wichtigsten Maßnahmen der Entwicklungspolitik bezeichnet. Ich kann im Augenblick nicht genau absehen und halte mich in dieser Frage auch zurück, wie weit es Versäumnisse in Amerika gegeben hat. Ich weiß, dass viele Menschen sich fragen: Wie kann so etwas in einem hochindustrialisierten und starken Land wie Amerika geschehen? War man nicht vorbereitet? Das wird sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt zu beantworten sein. Wir konzentrieren uns im Augenblick darauf, parat zu stehen und das zu tun, was unsere amerikanischen Freunde von uns möchten.
Birke: Der Präsident des Deutschen Rotes Kreuzes, DRK, Rudolf Seiters, hier in den Informationen am Mittag im Deutschlandfunk, ich danke Ihnen für dieses Gespräch Herr Seiters.
Seiters: Bitteschön.