"Vor vier Jahren, wo ich quasi das erste Mal als Erwachsener mitgefahren bin. Als wir dann in Jerusalem in Stadion einmarschiert sind und man kommt rein in dieses total volle Stadion und Blitzlichtgewitter und man fühlt sich einfach total toll in dem Moment."
Einen Olympiamoment nennt Konstantin Boyko diesen Augenblick im Jerusalemer Teddy-Kollek-Stadion, wo die Makkabiade auch in diesem Jahr eröffnet wird. Boyko wird für Deutschland fechten. Für den 29 Jahre alten Rostocker ist es schon die dritte Makkabiade und er ist nicht nur wegen der sportlichen Herausforderung dabei.
"Im Grunde sind wir ja zwei Wochen hier und Wettkampf haben wir nur zwei, drei Tage und deswegen hat man sehr viel Zeit drumherum, auch Leute kennenzulernen, mit denen was zu erleben. Das Land zu erleben, was auch sehr sehr wichtig ist, also auch Sehenswürdigkeiten und so. Und das Zusammentreffen der verschiedenen Leute und der Sportler hat auch eine sehr große Bedeutung auf jeden Fall. Also ohne all das wäre die Makkabiade nur halb so toll."
Die Fechter im deutschen Team bei der Makkabiade bereiten sich in einer Halle in Haifa auf ihre Gefechte vor. Mit dabei: eine Medaillenhoffnung. Mark Perelmann, 23 Jahre alt, Politikstudent aus Mannheim. Er trat vor Kurzem noch für Deutschland bei den Europameisterschaften an und hofft auf eine Teilnahme an der WM in Leipzig. Bei diesen Turnieren sei das Leistungsniveau natürlich höher als nun bei der Makkabiade sagt Perelmann.
"Es ist natürlich schwächer besetzt, aber es kommen immer drei, vier, fünf Leute von Weltniveau. Also es sind weniger, aber es sind schon knackige Gefechte hier. Muss man auf jeden Fall sagen."
230 deutsche Sportlerinnen und Sportler
Das deutsche Team bei der Makkabiade besteht aus 230 Sportlerinnen und Sportlern zwischen 16 und 60. Mehrere Fußballmannschaften und erstmals sogar ein Eishockeyteam sind dabei. Hoffnungen auf Medaillen machen sich die Deutschen unter Anderem im Tischtennis und beim Schach. Gebildet wurde das Team aus den rund 2500 bis 3000 Sportlern jüdischen Glaubens, die in Vereinen in Deutschland organisiert sind.
"Die Auswahl, die wir haben an Sportlern, die hier auch Medaillenchancen haben, ist um ein Vielfaches geringer, als die Amerikaner und Israelis. Insofern sehen wir unsere Medaillenchancen auch wirklich realitätsnah."
Sagt Alon Meyer, Präsident von Maccabi Deutschland und Chef des deutschen Teams. Sportliche Erfolge seiner Mannschaft sind für Meyer natürlich wichtig. Er sieht in der Teilnahme des deutschen Teams bei der weltweit größten jüdischen Sportveranstaltung aber auch ein wichtiges Signal.
"Wir sind Botschafter Deutschlands, nämlich Botschafter eines neuen deutsch-jüdischen Selbstverständnisses. Das ist für uns essentiell."
Erinnerung an die Olympischen Spiele 1972
Die Geschichte begleitet das deutsche Team auch in seinem Trainingslager. Der ehemalige Weltrekordhalter im Gehen, Shaul Landani, hat die Deutschen in Haifa besucht. Landani überlebte das Konzentrationslager Bergen-Belsen und er war bei den olympischen Sommerspielen 1972 in München im israelischen Team, als es von palästinensischen Terroristen überfallen wurde. Elf Israelis starben. Shaul Landani überlebte und erzählte nun den deutschen Sportlern von der Geiselnahme.
"Es ist meine Verpflichtung zu kommen, diese Leute zu treffen und ihnen zu schildern, was passiert ist. Um aus Geschichte lernen zu können, muss sie erzählt werden. Wieder und wieder."
"Die Eindrücke wie er das erlebt hat – das war schon ziemlich krass. Ich fand es sehr interessant auf jeden Fall zu hören: seine Gedanken, seine Erinnerungen daran. Allein zu sehen wie seine Freunde gestorben sind."
Ob er nach den Erlebnissen von München nicht überlegt habe mit dem Leistungssport aufzuhören, wird Shaul Landani von einem der deutschen Sportler gefragt. Nicht eine Sekunde, sagt Landani ohne zu zögern.