Interview der Woche
Deutschland-Beauftragter Polens dringt auf Entschädigung für polnische Überlebende deutscher Besatzung

Der neue Deutschland-Beauftragte der polnischen Regierung, Ruchniewicz, dringt auf eine Entschädigung für polnische Opfer der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. In dieser Frage sei es höchste Zeit, dass man nach konkreten Lösungen strebe, sagte Ruchniewicz im Interview der Woche des Deutschlandfunks.

    Krzysztof Ruchniewicz
    Krzysztof Ruchniewicz (picture alliance / dpa / Lukasz Wolak / Zentrum für Deutschland- und Europastudien)
    Es handle sich um betagte Männer und Frauen, aus deren Alterskohorte jedes Jahr etwa zwölf Prozent stürben. Eine konkrete Summe nannte Ruchniewicz nicht. Es gehe vor allem um einen symbolischen Akt als Teil der historischen Wiedergutmachung Deutschlands gegenüber Polen, meinte der Historiker von der Universität Breslau.
    Zu den von der früheren nationalkonservativen PiS-Regierung erhobenen Reparationsforderungen in Höhe von 1,3 Billionen Euro äußerte sich Ruchniewicz zurückhaltend. Rechtlich sei dieser Aspekt abgeschlossen. Aber damit seien keinesfalls Entschädigungsansprüche polnischer Bürger erloschen. Bei der nun angestrebten deutsch-polnischen Verständigung zu diesem Thema sei es daher wichtig, die Opfer und ihre Biografien in den Vordergrund zu stellen.
    Bei den deutsch-polnischen Regierungskonsultationen Anfang Juli hatte sich Bundeskanzler Scholz zur historischen Verantwortung Deutschlands gegenüber Polen bekannt, zu finanziellen Kompensationen aber keine konkreten Zusagen gemacht.
    Diese Nachricht wurde am 27.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.