Der Titel meines Vortrags "Deutschland, dein Sport" klingt wie ein Seufzer, und das ist er im Grunde auch. Der Sport in Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren dramatisch verändert: der Hochleistungssport mit einer ungeheueren Leistungskompression und der Breitensport mit einer Durchdringung aller aktiven Milieus unserer Gesellschaft. Was nun Sportjournalisten und auch Verbandsvertreter davon wahrnehmen, sind in erster Linie die quantitativen Veränderungen, also die Zahlen, die Zunahmen, Verbesserungen, Anstieg und Abstieg anzeigen; es geht ihnen um das Immer mehr, Immer besser, Immer nachhaltiger. Den qualitativen Wandel hingegen nehmen sie eher nicht zur Kenntnis. Der Grund dafür ist, dass sie sich zu nahe an den aktuellen Entwicklung befinden. Sie verändern sich in gleicher Weise, wie sich der Sport verändert; sie laufen neben ihm her und können daher keine auffälligen Unterschiede zu früheren Zeiten wahrnehmen. Sie haben den Sport schon immer für großartig und für die wichtigste Sache oder Nebensache der Welt gehalten - jetzt sieht es die Mehrheit der Bevölkerung auch so und bestärkt Journalisten und Verbandsvertreter in der Auffassung von der Großartigkeit und der Wichtigkeit des Sports. In ihrer Wahrnehmung mit dem Blick von der Seite, bei dem sie sich eben selbst mitentwickeln, sieht es so aus, als ob sich die Bedeutung des Sports in unserer Gesellschaft gar nicht verändert habe.
Genau diese Einschätzung ist falsch, und ich glaube, das hat Folgen. Bei dieser Einschätzung hat man nämlich etwas übersehen. Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten 30 Jahren mit einer ungeheueren Dynamik weiterentwickelt. Sie hat sich von Grund auf umgestaltet: von einer weitgehend solidarisch organisierten Gesellschaft mit gemeinschaftlichen Werten, die sich in der Nachkriegszeit, dann in der Zeit des Kalten Krieges geformt hat, zu einer Gesellschaft der Ungleichheit. Ich glaube, das kann man so dramatisch ausdrücken. Seit den 80er-Jahren steigt die Ungleichheit in unserer Gesellschaft (nicht nur in unserer, sondern auch in anderen Ländern mit Industrie- und Finanzkapitalismus) und reißt die sozialen Schichten zunehmend auseinander.
Der französische Soziologe Pierre Rosanvallon bringt die Dynamik in seinem neuen Buch ("La Société des égaux") über die Gesellschaft der Gleichen und Ungleichen auf den Punkt. Er sagt in einem gerade erschienenen Interview in "Libération", es sei in den letzten Jahrzehnten eine neue Gesellschaft entstanden. Obere und mittlere Schichten haben sich weitgehend voneinander entfremdet. Die Unterschicht ist mehr oder weniger abgehängt und, so grausam es zu sagen ist, chancenlos.
In einem Beitrag, der gerade an diesem Wochenende in der "Financial Times Deutschland" erschienen ist, schreibt der Philosoph Julian Nida-Rümelin, der gleiche Respekt vor Allen, der die deutsche Gesellschaft früher ausgezeichnet hat, sei verschwunden. Die deutsche Vereinigung hat diesen Prozess nicht aufgehalten; sie hat ihn im Gegenteil noch beschleunigt, insofern eine ganze Reihe von Entwertungsprozessen, die nicht nur die ostdeutsche, sondern auch die westdeutsche Gesellschaft betroffen haben, in Gang gesetzt wurden. Wenn man es etwas überspitzt auf den Punkt bringen will, kann man sagen, dass soziale Anerkennung heute durch ökonomisches Kapital, durch Einfluss und durch Bildung erworben wird. Wer in unserem Lang gesellschaftlich etwas gelten will, muss sich in allen drei Bereichen auf irgendeiner Weise Anerkennung verschaffen.
Nun kann man sich fragen, was das alles mit dem Sport zu tun hat. Ich glaube, sehr viel. Die Veränderungen, die sich in der Gesellschaft und im Sport vollziehen, geschehen nicht, wie es in der Vergangenheit der Fall war, parallel oder in Wechselwirkung miteinander, sondern es gibt zwischen ihnen ungleichzeitige, verschiedenartige Entwicklungen. Nur ein ganz kleines Segment des Sports, nämlich der Spitzensport, insbesondere der Fußball - vielleicht kann man noch einige andere Sportarten, aber mit ganz wenigem Personal zitieren -, sind von diesen Veränderungen mitgerissen worden. Die überwältigende Mehrheit der Athleten und Athletinnen bleibt davon ausgeschlossen.Dies ist eine neue Entwicklung. Früher galten die Werte, die im Sport gültig waren, über die ganze Gesellschaft hinweg: Anständigkeit, die vielzitierten "deutsche Tugenden", wie Ordentlichkeit, Tüchtigkeit etc.
Die relative Homogenität von Sport und Gesellschaft ist aufgebrochen worden. Was durch dieses Zerbrechen angezeigt wird, ist folgendes: Die Rolle, die der Sport in der Gesellschaft spielt, hat sich grundlegend verändert. Der Sport repräsentiert die Gesellschaft nicht mehr; er demonstriert keine gesellschaftlichen Werte mehr. Das war einmal anders. Damit ist eine der bedeutenden Quellen der Werte des Sports für unsere Gesellschaft unbrauchbar geworden, und damit ist auch eine sehr wichtige Motivation der Athleten, nämlich Repräsentanten ihrer Nation zu sein, versiegt. Die Athleten müssen sich einen neuen Ort in der Gesellschaft und andere Werte suchen.
Das mag vielleicht etwas abstrakt klingen; ich will diesen Gedanken mit Hinweis auf den DDR-Sport belegen. Ausgerechnet die DDR war jahrzehntelang gleichsam der Modellgeber für den westdeutschen Sport. Die Erfolge des DDR-Sports hatten das Modell des Spitzensports im westlichen Teil Deutschlands erschüttert. Dieses Modell muss ich zunächst einmal kurz darstellen und dann komme ich zu der erwähnten Erschütterung.
Was bis etwa zu den 60er, 70er-Jahren galt, war ein Gedanke, den Coubertin aufgebracht hatte, nämlich dass Athleten so etwas wie eine neue Elite - Coubertin hatte dies vor 100 Jahren pathetischer ausgedrückt -, eine 'neue Aristokratie' bildeten. Diesen Gedanken könnte ich jetzt im einzelnen ausführen; aber wenn ich ihn auf den Punkt bringe, bedeutet er, dass für die Gesellschaft bis in die 60er, 70er-Jahre der Sport ein Aktivitätsfeld für das souveräne Individuum war. Ich glaube, dass diese Deutung durchaus richtig war und mit schlagenden, eindrucksvollen Beispielen belegt werden kann. In einer Zeit der 'Entdeckung' des sportlichen Körpers leistete der Sport einen wichtigen, vielleicht sogar einen entscheidenden Modernisierungsbeitrag. Er wurde in den 20er-Jahren, dann nach dem Krieg in den 60er- und 70er-Jahren zu einem Ausdruck eines neuen Lebensstils, zum Ausdruck von Lebenstüchtigkeit, Anständigkeit, Kameradschaft.
Spitzensport war eine Angelegenheit von Individuen - dies war das Credo der Sportbewegung in Deutschland und in vergleichbaren westlichen Ländern. Die Athleten konnten allerdings durchaus politisch vereinnahmt werden; man hat dies im Nationalsozialismus gesehen. Aber in ihrer eigenen Sicht, die ja durchaus legitim ist, kämpften sie für sich selbst, für ihren höheren Ruhm, ihre Person, für ihre eigene Person. In einer "Gesellschaft der Individuen", wie Norbert Elias sie nennt, bot der Spitzensport ein überzeugendes Modell der Entfaltung der eigenen Person. Der Sport führte zu einer Ästhetisierung des Lebens, der Jugendlichkeit, und damit verbunden wurde der Beruf (nicht der Beruf als Sport, sondern der Beruf in einer Berufswelt), über den die Sportler Erfolg in der bürgerlichen Gesellschaft erringen konnten.
Dieses Modell, das ich als "Ästhetisierung des Lebens" bezeichne, galt lange Jahre für alle Schichten. Die Mitglieder aller Schichten wollten ihr Leben irgendwie schön gestalten, ihre Individualität auf eine überzeugende Weise zum Ausdruck bringen. Es gibt genügend Fälle, in denen dieser Einklang tatsächlich zu Stande kam, also erfolgreiche Sportler in angesehenen Berufen tätig waren. Aber es gab auch deutliche Warnsignale: Je anspruchsvoller der Spitzensport wurde, desto schwerer wurde es, Sport und Beruf zusammenzubringen. Ein tiefes Engagement im Sport bedrohte die Planung und Vorbereitung einer beruflichen Karriere. Das war immer bekannt, und es gab auch genügend Fälle, in denen Personen abgeglitten sind. Und noch mehr: Der unbedingte Erfolgswunsch schwächte die moralischen Widerstände gegen Betrug. Das will man heute nicht mehr gerne wissen, aber die Studie der Berliner und Münsteraner Forschungsgruppe zu Doping in Deutschland wird das auch im einzelnen noch zeigen. Man sollte nicht so tun, als sei Doping eine neue Angelegenheit; ich habe dies während meiner eigenen Wettkampftätigkeit bei Freunden - zwei davon haben Weltrekorde aufgestellt - in den 60er Jahren kennengelernt.
Vom Wunsch nach Verschönerung des eigenen Lebens, nach Größe und Bedeutung, wurden (und werden immer noch) moralische Bedenken bei Seite geschoben. Das Modell hielt lange dem Druck stand, der auf diese Lebensführung ausgeübt wurde. Es gab eine sehr gute Antwort auf die Frage, die ein Athlet sich stellt, wenn er sich für den Sport entscheidet: Was kann ich vom Sport erwarten? Nämlich: Ruhm, Bedeutung, Erhöhung, Verschönerung meiner Existenz und Anerkennung als souveränes Subjekts und meines individuellen Lebens. Dies galt etwa bis in die 70er-Jahre.
Jetzt komme ich zur DDR. Hier wurde der Sport als funktioneller Teil in das politische System eingebaut. Er erhielt eine gesellschaftliche, und zwar eine innenpolitische und eine - viel stärker wahrgenommene - außenpolitische Bedeutung. Es gab den Slogan vom "Diplomaten im Trainingsanzug", eine Erfindung von Ulbricht, die, wie man leider sagen muss, extrem erfolgreich war. Dem individualistischen Modell des Westens wurde ein kollektivistisches Modell gegenübergestellt. Als erstes bedeutete dies eine erhebliche Aufwertung des Sports. Sport wurde aufgefasst als eine Aufgabe aller Bürger. Jeder sportlich Hochbegabte sollte diese Aufgabe erfüllen. Deswegen die massenhafte Recherche nach begabten Sportlern im Kindesalter. Schon das Kind hatte seinen Beitrag für das Gemeinsame, für den Staat zu leisten. Dabei wurde einer sozialistischen Moral argumentiert: Der Sportler ist verpflichtet, seine Kräfte für sein Land einzusetzen, er ist zur Repräsentation verpflichtet. Die Bürger des Landes wiederum sind auch verpflichtet, nämlich zur Unterstützung der Athleten durch ihre eigene Arbeit, weil es eben ein extrem kostenintensives System war.
Wie dieses System funktionieren konnte, wurde mir bei einer Veranstaltung in diesem Frühjahr in Suhl klar. Diese Veranstaltung hatte den Titel "Sportverräter"; es ging darum, dass der Skisprung-Weltmeister Hans-Georg Aschenbach, ehemals das Idol dieser Gegend, Olympiasieger in Innsbruck, anschließend Studium der Medizin und Mediziner im Rang eines Oberstleutnants der NVA und dort mit Sportaufgaben betreut, in den Westen geflohen war, 1988. Damals wurde ihm in Suhl die Ehrenbürgerwürde aberkannt. In diesem Frühjahr kam er wieder zurück in seine Heimatstadt, um sich zu rechtfertigen vor den Menschen, die er offenbar enttäuscht hatte. Es wurde eine dramatische Veranstaltung, die über drei Stunden dauerte; der Deutschlandfunk hat sie mit einer "Langen Nacht" am 13. August dokumentiert.
Der entscheidende Vorwurf der Suhler gegen Aschenbach war - das war für mich als Westdeutschen eine ungeheuer spannende Angelegenheit -, "Du hast auf unsere Kosten Sporterfolge errungen, und Du hast auf unsere Kosten Medizin studiert, und dann hast Du uns verlassen." Aschenbach sagte: "Nein, ich habe meine Sporterfolge selbst errungen. Ich habe trainiert, ich bin gesprungen, ich habe studiert, und das war anstrengend genug. Ihr habt gar nichts damit zu tun." - Aschenbach hat offenbar eine ganz andere Vorstellung vom Sport, durchaus eine, die im Westen üblich war: Die Gesellschaft hat die Begabungen ihrer Mitglieder zu fördern, das ist ihre Aufgabe. Der Sportler hat seinerseits keine Aufgabe für das Kollektiv zu erfüllen - dass er seine Fähigkeiten entfaltet ist keine Dienstleistung an der Gesellschaft. Aschenbach stellte also seinen Gegnern in Suhl ein Modell entgegen, das die Beiträge des Kollektivs nicht anerkennt. Einer Reihe von Zuhörern, die ihn angegriffen, war dies überhaupt nicht verständlich zu machen. Sie dachten immer noch wie zu DDR-Zeiten, dass Erfolge im Sport keine individuellen Leistungen seien. Dabei wurde ich an Bert Brechts "Radiolehrstück" "Der Ozeanflug" erinnert, der die Atlantiküberquerung von Charles Lindbergh nicht als Heldentat eines Einzelnen, sondern als kollektive Leistung darstellt. Lindbergh hat in dem Stück keinen eigenen Namen; er wird als anonymer "Derundder" eingeführt und tritt im Plural als "die Flieger" auf. Nach seinem heroischen Flug sagen die Flieger: "Bitte tragt mich / In einen dunklen Schuppen, dass / Keiner sehe meine / Natürliche Schwäche. / Aber meldet meinen Kameraden in den Ryanwerken von San Diego / Dass ihre Arbeit gut war. / Unser Motor hat ausgehalten / Ihre Arbeit war ohne Fehler."
Hier wird das Kollektiv gefeiert; es gibt hier kein souveränes Individuum. Die Moral des Staates und des Kollektivs ist ein höherer Wert als die des einzelnen Subjekts; ihr werden auch die Werte des Sports untergeordnet.
Auf der Grundlage dieses Modells erscheint Doping als ganz unproblematisch: Der Sport hat gar kein eigenes Recht, sich dem Staat entgegenzustellen. Er ist eben keine eigene Macht. Es liegt auf der Hand, dass eine solche Einstellung nicht ohne weiteres aus den Köpfen, aus der Mentalität von Trainern aus der DDR entfernt werden konnte, wenn sie dann in den Dienst des vereinigten deutschen Sports gestellt wurden. Zumal sie dann auch im Westen Dopingpraktiken beobachten konnten und, wenn sie in das westliche Sportsystem integriert wurden, oft auch dazu angeregt wurden, sich mit ihrem Knowhow daran zu beteiligen. Die Antwort auf die Frage, welchen persönlichen Gewinn der einzelne Athlet von seinem Sport erhalten konnte, fällt für die DDR sehr ernüchternd aus: Er oder sie war nicht mehr als der sichtbare Teil des arbeitenden Kollektivs und des sorgenden Staats - einerseits eine pathetisch überhöhte Stellung in der Öffentlichkeit, andererseits dem Kollektiv und dem Staat zu Dank verpflichtet.
Angesichts der enormen Erfolge der DDR-Athleten bei den Olympischen Spiele 1972 in München, die die sportliche Überlegenheit der DDR gegenüber dem Veranstalter Bundesrepublik Deutschland geradezu schockartig vor Augen führten, wurde zwar die individualistische freiheitliche Verfassung des westdeutschen Sports betont, aber das DDR-Modell in drei entscheidenden Zügen aufgenommen.
Erstens: Athleten wurden als Repräsentanten des bundesdeutschen Staats und Sporterfolge als Indikatoren der Leistungsfähigkeit des Staats angesehen. Das war politisch extrem kurzsichtig, insbesondere in Bezug auf die eigenen Bürger. In der Bundesrepublik glaubte doch kein Mensch, dass die staatliche Organisation der DDR leistungsfähiger als die des eigenen Landes war, bloß weil die Sportler so viele Goldmedaillen gewannen. Moderne Staaten zeigen ihre Macht und ihre Handlungskraft nicht durch Repräsentationsgesten, also nicht dadurch, dass ein Präsident in einem Barockpalast wohnt und in einer goldenen Kutsche vorfährt oder Ähnliches, nicht durch Militärparaden mit furchterregendem Gerät, auch nicht dadurch, dass ihre Sportler sämtliche Rodelmedaillen gewinnen. Wie unwichtig solche Gesten für die tatsächliche Leistungsfähigkeit eines Staats, seiner Wirtschaft, seines Finanz- und Bildungssystems sind, sieht man daran, dass aufstrebende demokratische Staaten wie beispielsweise Indien zwar leidenschaftlich Cricket spielen - der gesamte Verkehr in Delhi kommt zum Erliegen, wenn ein Endspiel ansteht -, aber mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern zum Beispiel bei den Olympischen Spielen in Sydney nur eine einzige Medaille gewonnen, eine Bronzemedaille im Tontaubenschießen. China mit seiner autoritären staatskommunistischen Verfassung ist als Gegenbeispiel völlig ungeeignet. Die Leistungsfähigkeit eines modernen demokratischen Staats zeigt sich in anderen Bereichen: in der Fähigkeit, neue Technologien zu verbreiten und zu nutzen, in der Qualität der Finanzdienstleistungen, in der Möglichkeit, Bildungschancen zu eröffnen, Gesundheits- und Sozialsysteme den Bedürfnissen anzupassen, weitestgehende Freizügigkeit zu ermöglichen etc. Aber die Sportpresse und die Politik setzten nach 1972 die DDR-Vorstellung in der Bundesrepublik weitgehend durch; tatsächlich wurde die erfolgreiche Repräsentation des Staats durch Sport als ein gesellschaftlich übergreifender Wert anerkannt. Damit hatte man einen gemeinsamen Wert für den gesamten olympischen Spitzensport geschaffen, aber einen durchaus fragwürdigen.
Der zweite Zug war, eng mit dem ersten Punkt verbunden, die Forderung an den Staat: Von ihm wurde verlangt, dass er in die Rolle des Hauptförderers des Spitzensports, insbesondere in den olympischen Disziplinen, eintritt. So sollte beispielsweise der Schulsport zur Sichtung von Talenten und zur Zuarbeit für die Sportverbände eingesetzt werden. Dieses Ansinnen ist zwar kaum jemals verwirklicht worden, die Forderung hatte aber institutionelle Konsequenzen. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft wurde gegründet und der Bundesausschuss Leistungssport als Transmissionsriemen zwischen Sportwissenschaft, Aktiven, Verbänden und der Wissenschaft eingerichtet. Das Bundesinstitut in Köln hat neben der Leistungssportförderung zum Glück auch andere Forschungen ermöglicht; ich selber habe von seiner Unterstützung einer vierjährigen Studie zu den Lebensbedingungen von Spitzensportlern profitiert. Auf den Ergebnissen dieser Forschungen beruhen einige der Überlegungen, die ich Ihnen hier vortrage. Darüber hinaus ist auch die Gründung einer Sportförderungskompanie der Bundeswehr zustande gekommen. Deren Unterstützung durch das Verteidigungsministerium kann man nun nicht mehr mit dem sogenannten Subsidiaritätsprinzip des Sports in Deutschland begründen, mit dem Prinzip, dass der Staat dem Sport Mittel zur Verfügung stellt, wenn dieser selbst, also zum Beispiel der DOSB, initiativ wird und eigene finanzielle Mittel einsetzt. Vom Staat wird immer noch mehr oder weniger verlangt, dass er den Spitzensport großzügig unterstützt. Es ist aber auch klar, dass ihn dieses Ansinnen überfordert - schon deswegen, weil dies nicht seine Aufgabe ist.
Dritte Übernahme: Bei einigen Institutionen und einer Reihe von Personen wurde der Wunsch sehr stark, den individualistischen Sport gegen den kollektivistischen zu stärken und diese Unterstützung über die Regeln des Sports zu stellen. Jetzt sind wir wieder beim Doping. Es gibt also auch diese Art des Dopings, der dem autonomen Individuum zu Hilfe kommen wollte. Einiges davon habe ich selbst beobachten können, im Vorfeld der Spiele von Montreal 1976; es hat mich sehr schockiert, weil ich gedacht habe, dass dies bei uns nicht möglich sei. Ich habe diese Intervention als eine Art Selbstautorisierung des individualistisch verstandenen Sports aufgefasst, die die Überlegenheit der westlichen Sportauffassung gegenüber der DDR zeigen sollte oder wenigstens verhindern sollte, zu stark ins Hintertreffen zu gelangen. Es gibt also einen, so könnte man es formulieren, Betrug aus Liebe zum Sport - aber es bleibt Betrug.
Nach dem Zusammenbruch der DDR gibt es im deutschen Sport keine Überlegenheit mehr zu beweisen. Das ostdeutsche Modell ist tot, alle Versuche, Teile davon zu demontieren und in das eigene Modell einzuschweißen, müssen als gescheitert angesehen werden. Aber gibt es überhaupt ein eigenes neues deutsches oder gesamtdeutsches Modell? - Nein. Und das ist das Problem, um das es mir hier geht. Das Repräsentationsmodell funktioniert nicht mehr. Auch die Fußballnationalmannschaft, die ungeheuer wichtig für das Gefühl ist, Deutscher zu sein, für die nationale Emotionalität, funktioniert nicht im Sinne eines Repräsentationsmodells. Ich nehme an, es gilt hier ein anderes Modell, das eher im Bereich des Showsports liegt. Nationale Repräsentation ist immer auf einen inneren Zusammenhalt in der Gesellschaft angewiesen, und genau diese interne Kohäsion ist in der Gesellschaft, die sich jetzt gebildet hat, nicht mehr gegeben. Einzig der Fußball vermag die sich auseinander entwickelnden Teile unserer Gesellschaft noch einigermaßen gut zusammen zu halten. Ansonsten ergibt sich ein ganz anderes Bild: Die oberen sozialen Schichten orientieren sich sportlich anders als die mittleren und erst recht die unteren. Sie sind viel stärker international interessiert als national, an Golfturnieren, Yachting, Pferdesport, an Gesellschaftsereignissen des Tennis. Junge Leute der oberen Mittelschichten sind international organisiert und haben mit ihren Interessen an Sport und sonstigen Events (Clubs, Konzerte etc.) den nationalen Rahmen verlassen - sie sind weltweit vernetzt und halten nationale Repräsentation für anachronistisch.
Es kommt ein schwerwiegender Einstellungswandel hinzu: das Ideal des souveränen Individuums als Lenker und Macher, als Oberchef und Basta-Kanzler und so weiter ist unglaubwürdig geworden, eigentlich in allen Bereichen der Gesellschaft, von der Autoindustrie über die Politik bis zum Showbusiness. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es sie noch gibt; die Wirtschaftspresse ist voll von den Ackermanns, Winterkorns, Obermanns - aber sie sind Angestellte; im Hintergrund ziehen Großaktionäre, wenig lebensechte Gestalten, die Fäden. Wir haben nicht mehr die Werte der alten Honoratiorengesellschaft. Der großartige Slogan, den Kennedy aufgebracht hatte, den Sie alle kennen: "Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, frage danach, was du für dein Land tun kannst", hat im Spitzensport keine Geltung. Es hat keinen Sinn, ihn ins Feld zu führen, um von Spitzensportlern ein Engagement für ihre Nation zu erwarten. Die Frage, die Spitzensportler sich heute wie früher zuerst stellen, ist: Was kann ich vom Sport erwarten? Und das ist auch richtig so. Die Gesellschaft ist heute so beschaffen, dass intelligente junge Menschen mit hohem Können und mit der Fähigkeit zu Selbstmanagement ihren Platz in der Gesellschaft nur finden können, wenn sie einen anspruchsvollen Beruf ausüben. Sie werden keinen erfreulichen Ort in der Gesellschaften einnehmen, wenn sie nicht mehr sind als ehemalige Spitzensportler.
Das wissen auch die meisten Sportler - aber sie wissen nicht, wie sie diese doppelte Anforderung bewältigen sollen, Sport und Beruf bzw. Sport und Studium zusammen zu bringen. Wenn sie dies nicht schaffen, bleiben sie möglicherweise weit unter ihren gesellschaftlichen Möglichkeiten zurück. Dieses Zurückbleiben wird heute viel schärfer wahrgenommen, als es früher der Fall war. Wenn früher ein ehemaliger, berühmter Fußballspieler eine Eckkneipe hatte, dann findet man das heute ganz lustig und die Kneipe mit dem vergilbten Fußballhelden darin ist Gegenstand von kräftigen alten Sprüchen ("Ich danke Sie" ist der Name der Kneipe von "Ente" Lippens). Heute ist es undenkbar, dass jemand, der nach großen Sporterfolgen keinen beruflichen Anschluss gefunden hat, irgendwo herumhockt und von seinen alten Erfolgen erzählt. Aber genau dies passiert eben ständig.
Das Problem, von dem ich spreche, sind die Spitzensportler, die keine Chance auf Reichtumserwerb durch Sport haben. Das sind die meisten unserer Spitzensportler. Sie sind vielleicht nicht von Altersarmut bedroht, sondern von einer sich mit der zeitlichen Entfernung von ihren Erfolgen einstellenden Prestigearmut. Nur wo es ein Berufsfeld mit großen Verdienstchancen gibt wie im Fußball, tritt dieses Problem weniger auf. Es kommt auch dort vor, aber nicht beim Spitzenpersonal. Hier kann man vielleicht Ansätze eines neuen Modells erkennen, nämlich der Sportler in der Rolle des Showstars. Wir sehen dies bei einigen Spitzenfußballern, die es sehr gut beherrschen, auf den Fundamenten ihres Sportruhms eine nachsportliche Karriere zu bewältigen. Bei ihnen aber beginnt der Sport sich aufzulösen und an den Rändern mit dem Entertainment zu verschmelzen. Diese Entwicklung ist keine, die man aus der Sicht des Sport unbedingt gut heißen kann. Sie belohnt nicht unbedingt die Erfolgreichsten des Sports; sie straft die eher sensiblen Spitzenkönner. Als ein Beispiel, das ich jetzt nicht ausführen will, erwähne ich Franziska van Almsick, die es geschafft hat, ein Partygirl mit verschiedenartiger Verwendung zu werden; und auf der anderen Seite Britta Steffen, die viel erfolgreicher, mehrfache Olympiasiegerin ist, die aber darum ringen muss, sich zu rechtfertigen, wenn sie nach ihrer bitteren Niederlage bei den Schwimmweltmeisterschaften nur noch den Wunsch hat, sich sofort nach Hause zurückzuziehen. Im Showsport sind wir noch weniger gegen Doping gefeit. Es scheint sogar ein Erfordernis der Show zu sein, dass, wie bei der Tour de France, die Sportler gedopt sind. Der neue Rundkurs für 2012 hat mehr steile Anstiege als in Zeiten der radelnden Apotheken.
Unter den Bedingungen der Bundesrepublik Deutschland gibt es kein überzeugendes Modell dafür, dass sich hoch begabte Jugendliche für den Spitzensport entscheiden sollten, so bitter die Erkenntnis auch ist. Der Staat kann hier wenig ausrichten. Er schafft es ja schon nicht, allen begabten Studenten einen Studienplatz in Medizin zu bieten. Was könnte der Athlet vom Staat erwarten? Wenigstens doch, dass er den Spitzensportlern die Chance eröffnet, ihre eigenen Möglichkeiten zu verwirklichen, natürlich nicht durch Doping, sondern durch die Förderung ihrer sportlichen und beruflichen Fähigkeiten.
Ich habe heute dieses Thema gewählt, um die anwesenden Sportjournalisten auf die Lebenssituation unserer Spitzensportler aufmerksam zu machen: auf das Lebensrisiko, das sie eingehen, und auf ihr Problem, dass sie eigentlich kein Modell mehr haben, das ihrer Tätigkeit Sinn und langfristige Anerkennung verschafft. Ihre Gefahr ist, dass sie langfristig zu den Verlierern der gesellschaftlichen Dynamik gehören könnten. Der Showsport ist jedenfalls kein Modell, auf dem sie eine reale Existenz aufbauen können. Für ein Leben auf dem Roten Teppich hat sie ihre lange, harte Trainingsarbeit nicht vorbereitet.
Genau diese Einschätzung ist falsch, und ich glaube, das hat Folgen. Bei dieser Einschätzung hat man nämlich etwas übersehen. Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten 30 Jahren mit einer ungeheueren Dynamik weiterentwickelt. Sie hat sich von Grund auf umgestaltet: von einer weitgehend solidarisch organisierten Gesellschaft mit gemeinschaftlichen Werten, die sich in der Nachkriegszeit, dann in der Zeit des Kalten Krieges geformt hat, zu einer Gesellschaft der Ungleichheit. Ich glaube, das kann man so dramatisch ausdrücken. Seit den 80er-Jahren steigt die Ungleichheit in unserer Gesellschaft (nicht nur in unserer, sondern auch in anderen Ländern mit Industrie- und Finanzkapitalismus) und reißt die sozialen Schichten zunehmend auseinander.
Der französische Soziologe Pierre Rosanvallon bringt die Dynamik in seinem neuen Buch ("La Société des égaux") über die Gesellschaft der Gleichen und Ungleichen auf den Punkt. Er sagt in einem gerade erschienenen Interview in "Libération", es sei in den letzten Jahrzehnten eine neue Gesellschaft entstanden. Obere und mittlere Schichten haben sich weitgehend voneinander entfremdet. Die Unterschicht ist mehr oder weniger abgehängt und, so grausam es zu sagen ist, chancenlos.
In einem Beitrag, der gerade an diesem Wochenende in der "Financial Times Deutschland" erschienen ist, schreibt der Philosoph Julian Nida-Rümelin, der gleiche Respekt vor Allen, der die deutsche Gesellschaft früher ausgezeichnet hat, sei verschwunden. Die deutsche Vereinigung hat diesen Prozess nicht aufgehalten; sie hat ihn im Gegenteil noch beschleunigt, insofern eine ganze Reihe von Entwertungsprozessen, die nicht nur die ostdeutsche, sondern auch die westdeutsche Gesellschaft betroffen haben, in Gang gesetzt wurden. Wenn man es etwas überspitzt auf den Punkt bringen will, kann man sagen, dass soziale Anerkennung heute durch ökonomisches Kapital, durch Einfluss und durch Bildung erworben wird. Wer in unserem Lang gesellschaftlich etwas gelten will, muss sich in allen drei Bereichen auf irgendeiner Weise Anerkennung verschaffen.
Nun kann man sich fragen, was das alles mit dem Sport zu tun hat. Ich glaube, sehr viel. Die Veränderungen, die sich in der Gesellschaft und im Sport vollziehen, geschehen nicht, wie es in der Vergangenheit der Fall war, parallel oder in Wechselwirkung miteinander, sondern es gibt zwischen ihnen ungleichzeitige, verschiedenartige Entwicklungen. Nur ein ganz kleines Segment des Sports, nämlich der Spitzensport, insbesondere der Fußball - vielleicht kann man noch einige andere Sportarten, aber mit ganz wenigem Personal zitieren -, sind von diesen Veränderungen mitgerissen worden. Die überwältigende Mehrheit der Athleten und Athletinnen bleibt davon ausgeschlossen.Dies ist eine neue Entwicklung. Früher galten die Werte, die im Sport gültig waren, über die ganze Gesellschaft hinweg: Anständigkeit, die vielzitierten "deutsche Tugenden", wie Ordentlichkeit, Tüchtigkeit etc.
Die relative Homogenität von Sport und Gesellschaft ist aufgebrochen worden. Was durch dieses Zerbrechen angezeigt wird, ist folgendes: Die Rolle, die der Sport in der Gesellschaft spielt, hat sich grundlegend verändert. Der Sport repräsentiert die Gesellschaft nicht mehr; er demonstriert keine gesellschaftlichen Werte mehr. Das war einmal anders. Damit ist eine der bedeutenden Quellen der Werte des Sports für unsere Gesellschaft unbrauchbar geworden, und damit ist auch eine sehr wichtige Motivation der Athleten, nämlich Repräsentanten ihrer Nation zu sein, versiegt. Die Athleten müssen sich einen neuen Ort in der Gesellschaft und andere Werte suchen.
Das mag vielleicht etwas abstrakt klingen; ich will diesen Gedanken mit Hinweis auf den DDR-Sport belegen. Ausgerechnet die DDR war jahrzehntelang gleichsam der Modellgeber für den westdeutschen Sport. Die Erfolge des DDR-Sports hatten das Modell des Spitzensports im westlichen Teil Deutschlands erschüttert. Dieses Modell muss ich zunächst einmal kurz darstellen und dann komme ich zu der erwähnten Erschütterung.
Was bis etwa zu den 60er, 70er-Jahren galt, war ein Gedanke, den Coubertin aufgebracht hatte, nämlich dass Athleten so etwas wie eine neue Elite - Coubertin hatte dies vor 100 Jahren pathetischer ausgedrückt -, eine 'neue Aristokratie' bildeten. Diesen Gedanken könnte ich jetzt im einzelnen ausführen; aber wenn ich ihn auf den Punkt bringe, bedeutet er, dass für die Gesellschaft bis in die 60er, 70er-Jahre der Sport ein Aktivitätsfeld für das souveräne Individuum war. Ich glaube, dass diese Deutung durchaus richtig war und mit schlagenden, eindrucksvollen Beispielen belegt werden kann. In einer Zeit der 'Entdeckung' des sportlichen Körpers leistete der Sport einen wichtigen, vielleicht sogar einen entscheidenden Modernisierungsbeitrag. Er wurde in den 20er-Jahren, dann nach dem Krieg in den 60er- und 70er-Jahren zu einem Ausdruck eines neuen Lebensstils, zum Ausdruck von Lebenstüchtigkeit, Anständigkeit, Kameradschaft.
Spitzensport war eine Angelegenheit von Individuen - dies war das Credo der Sportbewegung in Deutschland und in vergleichbaren westlichen Ländern. Die Athleten konnten allerdings durchaus politisch vereinnahmt werden; man hat dies im Nationalsozialismus gesehen. Aber in ihrer eigenen Sicht, die ja durchaus legitim ist, kämpften sie für sich selbst, für ihren höheren Ruhm, ihre Person, für ihre eigene Person. In einer "Gesellschaft der Individuen", wie Norbert Elias sie nennt, bot der Spitzensport ein überzeugendes Modell der Entfaltung der eigenen Person. Der Sport führte zu einer Ästhetisierung des Lebens, der Jugendlichkeit, und damit verbunden wurde der Beruf (nicht der Beruf als Sport, sondern der Beruf in einer Berufswelt), über den die Sportler Erfolg in der bürgerlichen Gesellschaft erringen konnten.
Dieses Modell, das ich als "Ästhetisierung des Lebens" bezeichne, galt lange Jahre für alle Schichten. Die Mitglieder aller Schichten wollten ihr Leben irgendwie schön gestalten, ihre Individualität auf eine überzeugende Weise zum Ausdruck bringen. Es gibt genügend Fälle, in denen dieser Einklang tatsächlich zu Stande kam, also erfolgreiche Sportler in angesehenen Berufen tätig waren. Aber es gab auch deutliche Warnsignale: Je anspruchsvoller der Spitzensport wurde, desto schwerer wurde es, Sport und Beruf zusammenzubringen. Ein tiefes Engagement im Sport bedrohte die Planung und Vorbereitung einer beruflichen Karriere. Das war immer bekannt, und es gab auch genügend Fälle, in denen Personen abgeglitten sind. Und noch mehr: Der unbedingte Erfolgswunsch schwächte die moralischen Widerstände gegen Betrug. Das will man heute nicht mehr gerne wissen, aber die Studie der Berliner und Münsteraner Forschungsgruppe zu Doping in Deutschland wird das auch im einzelnen noch zeigen. Man sollte nicht so tun, als sei Doping eine neue Angelegenheit; ich habe dies während meiner eigenen Wettkampftätigkeit bei Freunden - zwei davon haben Weltrekorde aufgestellt - in den 60er Jahren kennengelernt.
Vom Wunsch nach Verschönerung des eigenen Lebens, nach Größe und Bedeutung, wurden (und werden immer noch) moralische Bedenken bei Seite geschoben. Das Modell hielt lange dem Druck stand, der auf diese Lebensführung ausgeübt wurde. Es gab eine sehr gute Antwort auf die Frage, die ein Athlet sich stellt, wenn er sich für den Sport entscheidet: Was kann ich vom Sport erwarten? Nämlich: Ruhm, Bedeutung, Erhöhung, Verschönerung meiner Existenz und Anerkennung als souveränes Subjekts und meines individuellen Lebens. Dies galt etwa bis in die 70er-Jahre.
Jetzt komme ich zur DDR. Hier wurde der Sport als funktioneller Teil in das politische System eingebaut. Er erhielt eine gesellschaftliche, und zwar eine innenpolitische und eine - viel stärker wahrgenommene - außenpolitische Bedeutung. Es gab den Slogan vom "Diplomaten im Trainingsanzug", eine Erfindung von Ulbricht, die, wie man leider sagen muss, extrem erfolgreich war. Dem individualistischen Modell des Westens wurde ein kollektivistisches Modell gegenübergestellt. Als erstes bedeutete dies eine erhebliche Aufwertung des Sports. Sport wurde aufgefasst als eine Aufgabe aller Bürger. Jeder sportlich Hochbegabte sollte diese Aufgabe erfüllen. Deswegen die massenhafte Recherche nach begabten Sportlern im Kindesalter. Schon das Kind hatte seinen Beitrag für das Gemeinsame, für den Staat zu leisten. Dabei wurde einer sozialistischen Moral argumentiert: Der Sportler ist verpflichtet, seine Kräfte für sein Land einzusetzen, er ist zur Repräsentation verpflichtet. Die Bürger des Landes wiederum sind auch verpflichtet, nämlich zur Unterstützung der Athleten durch ihre eigene Arbeit, weil es eben ein extrem kostenintensives System war.
Wie dieses System funktionieren konnte, wurde mir bei einer Veranstaltung in diesem Frühjahr in Suhl klar. Diese Veranstaltung hatte den Titel "Sportverräter"; es ging darum, dass der Skisprung-Weltmeister Hans-Georg Aschenbach, ehemals das Idol dieser Gegend, Olympiasieger in Innsbruck, anschließend Studium der Medizin und Mediziner im Rang eines Oberstleutnants der NVA und dort mit Sportaufgaben betreut, in den Westen geflohen war, 1988. Damals wurde ihm in Suhl die Ehrenbürgerwürde aberkannt. In diesem Frühjahr kam er wieder zurück in seine Heimatstadt, um sich zu rechtfertigen vor den Menschen, die er offenbar enttäuscht hatte. Es wurde eine dramatische Veranstaltung, die über drei Stunden dauerte; der Deutschlandfunk hat sie mit einer "Langen Nacht" am 13. August dokumentiert.
Der entscheidende Vorwurf der Suhler gegen Aschenbach war - das war für mich als Westdeutschen eine ungeheuer spannende Angelegenheit -, "Du hast auf unsere Kosten Sporterfolge errungen, und Du hast auf unsere Kosten Medizin studiert, und dann hast Du uns verlassen." Aschenbach sagte: "Nein, ich habe meine Sporterfolge selbst errungen. Ich habe trainiert, ich bin gesprungen, ich habe studiert, und das war anstrengend genug. Ihr habt gar nichts damit zu tun." - Aschenbach hat offenbar eine ganz andere Vorstellung vom Sport, durchaus eine, die im Westen üblich war: Die Gesellschaft hat die Begabungen ihrer Mitglieder zu fördern, das ist ihre Aufgabe. Der Sportler hat seinerseits keine Aufgabe für das Kollektiv zu erfüllen - dass er seine Fähigkeiten entfaltet ist keine Dienstleistung an der Gesellschaft. Aschenbach stellte also seinen Gegnern in Suhl ein Modell entgegen, das die Beiträge des Kollektivs nicht anerkennt. Einer Reihe von Zuhörern, die ihn angegriffen, war dies überhaupt nicht verständlich zu machen. Sie dachten immer noch wie zu DDR-Zeiten, dass Erfolge im Sport keine individuellen Leistungen seien. Dabei wurde ich an Bert Brechts "Radiolehrstück" "Der Ozeanflug" erinnert, der die Atlantiküberquerung von Charles Lindbergh nicht als Heldentat eines Einzelnen, sondern als kollektive Leistung darstellt. Lindbergh hat in dem Stück keinen eigenen Namen; er wird als anonymer "Derundder" eingeführt und tritt im Plural als "die Flieger" auf. Nach seinem heroischen Flug sagen die Flieger: "Bitte tragt mich / In einen dunklen Schuppen, dass / Keiner sehe meine / Natürliche Schwäche. / Aber meldet meinen Kameraden in den Ryanwerken von San Diego / Dass ihre Arbeit gut war. / Unser Motor hat ausgehalten / Ihre Arbeit war ohne Fehler."
Hier wird das Kollektiv gefeiert; es gibt hier kein souveränes Individuum. Die Moral des Staates und des Kollektivs ist ein höherer Wert als die des einzelnen Subjekts; ihr werden auch die Werte des Sports untergeordnet.
Auf der Grundlage dieses Modells erscheint Doping als ganz unproblematisch: Der Sport hat gar kein eigenes Recht, sich dem Staat entgegenzustellen. Er ist eben keine eigene Macht. Es liegt auf der Hand, dass eine solche Einstellung nicht ohne weiteres aus den Köpfen, aus der Mentalität von Trainern aus der DDR entfernt werden konnte, wenn sie dann in den Dienst des vereinigten deutschen Sports gestellt wurden. Zumal sie dann auch im Westen Dopingpraktiken beobachten konnten und, wenn sie in das westliche Sportsystem integriert wurden, oft auch dazu angeregt wurden, sich mit ihrem Knowhow daran zu beteiligen. Die Antwort auf die Frage, welchen persönlichen Gewinn der einzelne Athlet von seinem Sport erhalten konnte, fällt für die DDR sehr ernüchternd aus: Er oder sie war nicht mehr als der sichtbare Teil des arbeitenden Kollektivs und des sorgenden Staats - einerseits eine pathetisch überhöhte Stellung in der Öffentlichkeit, andererseits dem Kollektiv und dem Staat zu Dank verpflichtet.
Angesichts der enormen Erfolge der DDR-Athleten bei den Olympischen Spiele 1972 in München, die die sportliche Überlegenheit der DDR gegenüber dem Veranstalter Bundesrepublik Deutschland geradezu schockartig vor Augen führten, wurde zwar die individualistische freiheitliche Verfassung des westdeutschen Sports betont, aber das DDR-Modell in drei entscheidenden Zügen aufgenommen.
Erstens: Athleten wurden als Repräsentanten des bundesdeutschen Staats und Sporterfolge als Indikatoren der Leistungsfähigkeit des Staats angesehen. Das war politisch extrem kurzsichtig, insbesondere in Bezug auf die eigenen Bürger. In der Bundesrepublik glaubte doch kein Mensch, dass die staatliche Organisation der DDR leistungsfähiger als die des eigenen Landes war, bloß weil die Sportler so viele Goldmedaillen gewannen. Moderne Staaten zeigen ihre Macht und ihre Handlungskraft nicht durch Repräsentationsgesten, also nicht dadurch, dass ein Präsident in einem Barockpalast wohnt und in einer goldenen Kutsche vorfährt oder Ähnliches, nicht durch Militärparaden mit furchterregendem Gerät, auch nicht dadurch, dass ihre Sportler sämtliche Rodelmedaillen gewinnen. Wie unwichtig solche Gesten für die tatsächliche Leistungsfähigkeit eines Staats, seiner Wirtschaft, seines Finanz- und Bildungssystems sind, sieht man daran, dass aufstrebende demokratische Staaten wie beispielsweise Indien zwar leidenschaftlich Cricket spielen - der gesamte Verkehr in Delhi kommt zum Erliegen, wenn ein Endspiel ansteht -, aber mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern zum Beispiel bei den Olympischen Spielen in Sydney nur eine einzige Medaille gewonnen, eine Bronzemedaille im Tontaubenschießen. China mit seiner autoritären staatskommunistischen Verfassung ist als Gegenbeispiel völlig ungeeignet. Die Leistungsfähigkeit eines modernen demokratischen Staats zeigt sich in anderen Bereichen: in der Fähigkeit, neue Technologien zu verbreiten und zu nutzen, in der Qualität der Finanzdienstleistungen, in der Möglichkeit, Bildungschancen zu eröffnen, Gesundheits- und Sozialsysteme den Bedürfnissen anzupassen, weitestgehende Freizügigkeit zu ermöglichen etc. Aber die Sportpresse und die Politik setzten nach 1972 die DDR-Vorstellung in der Bundesrepublik weitgehend durch; tatsächlich wurde die erfolgreiche Repräsentation des Staats durch Sport als ein gesellschaftlich übergreifender Wert anerkannt. Damit hatte man einen gemeinsamen Wert für den gesamten olympischen Spitzensport geschaffen, aber einen durchaus fragwürdigen.
Der zweite Zug war, eng mit dem ersten Punkt verbunden, die Forderung an den Staat: Von ihm wurde verlangt, dass er in die Rolle des Hauptförderers des Spitzensports, insbesondere in den olympischen Disziplinen, eintritt. So sollte beispielsweise der Schulsport zur Sichtung von Talenten und zur Zuarbeit für die Sportverbände eingesetzt werden. Dieses Ansinnen ist zwar kaum jemals verwirklicht worden, die Forderung hatte aber institutionelle Konsequenzen. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft wurde gegründet und der Bundesausschuss Leistungssport als Transmissionsriemen zwischen Sportwissenschaft, Aktiven, Verbänden und der Wissenschaft eingerichtet. Das Bundesinstitut in Köln hat neben der Leistungssportförderung zum Glück auch andere Forschungen ermöglicht; ich selber habe von seiner Unterstützung einer vierjährigen Studie zu den Lebensbedingungen von Spitzensportlern profitiert. Auf den Ergebnissen dieser Forschungen beruhen einige der Überlegungen, die ich Ihnen hier vortrage. Darüber hinaus ist auch die Gründung einer Sportförderungskompanie der Bundeswehr zustande gekommen. Deren Unterstützung durch das Verteidigungsministerium kann man nun nicht mehr mit dem sogenannten Subsidiaritätsprinzip des Sports in Deutschland begründen, mit dem Prinzip, dass der Staat dem Sport Mittel zur Verfügung stellt, wenn dieser selbst, also zum Beispiel der DOSB, initiativ wird und eigene finanzielle Mittel einsetzt. Vom Staat wird immer noch mehr oder weniger verlangt, dass er den Spitzensport großzügig unterstützt. Es ist aber auch klar, dass ihn dieses Ansinnen überfordert - schon deswegen, weil dies nicht seine Aufgabe ist.
Dritte Übernahme: Bei einigen Institutionen und einer Reihe von Personen wurde der Wunsch sehr stark, den individualistischen Sport gegen den kollektivistischen zu stärken und diese Unterstützung über die Regeln des Sports zu stellen. Jetzt sind wir wieder beim Doping. Es gibt also auch diese Art des Dopings, der dem autonomen Individuum zu Hilfe kommen wollte. Einiges davon habe ich selbst beobachten können, im Vorfeld der Spiele von Montreal 1976; es hat mich sehr schockiert, weil ich gedacht habe, dass dies bei uns nicht möglich sei. Ich habe diese Intervention als eine Art Selbstautorisierung des individualistisch verstandenen Sports aufgefasst, die die Überlegenheit der westlichen Sportauffassung gegenüber der DDR zeigen sollte oder wenigstens verhindern sollte, zu stark ins Hintertreffen zu gelangen. Es gibt also einen, so könnte man es formulieren, Betrug aus Liebe zum Sport - aber es bleibt Betrug.
Nach dem Zusammenbruch der DDR gibt es im deutschen Sport keine Überlegenheit mehr zu beweisen. Das ostdeutsche Modell ist tot, alle Versuche, Teile davon zu demontieren und in das eigene Modell einzuschweißen, müssen als gescheitert angesehen werden. Aber gibt es überhaupt ein eigenes neues deutsches oder gesamtdeutsches Modell? - Nein. Und das ist das Problem, um das es mir hier geht. Das Repräsentationsmodell funktioniert nicht mehr. Auch die Fußballnationalmannschaft, die ungeheuer wichtig für das Gefühl ist, Deutscher zu sein, für die nationale Emotionalität, funktioniert nicht im Sinne eines Repräsentationsmodells. Ich nehme an, es gilt hier ein anderes Modell, das eher im Bereich des Showsports liegt. Nationale Repräsentation ist immer auf einen inneren Zusammenhalt in der Gesellschaft angewiesen, und genau diese interne Kohäsion ist in der Gesellschaft, die sich jetzt gebildet hat, nicht mehr gegeben. Einzig der Fußball vermag die sich auseinander entwickelnden Teile unserer Gesellschaft noch einigermaßen gut zusammen zu halten. Ansonsten ergibt sich ein ganz anderes Bild: Die oberen sozialen Schichten orientieren sich sportlich anders als die mittleren und erst recht die unteren. Sie sind viel stärker international interessiert als national, an Golfturnieren, Yachting, Pferdesport, an Gesellschaftsereignissen des Tennis. Junge Leute der oberen Mittelschichten sind international organisiert und haben mit ihren Interessen an Sport und sonstigen Events (Clubs, Konzerte etc.) den nationalen Rahmen verlassen - sie sind weltweit vernetzt und halten nationale Repräsentation für anachronistisch.
Es kommt ein schwerwiegender Einstellungswandel hinzu: das Ideal des souveränen Individuums als Lenker und Macher, als Oberchef und Basta-Kanzler und so weiter ist unglaubwürdig geworden, eigentlich in allen Bereichen der Gesellschaft, von der Autoindustrie über die Politik bis zum Showbusiness. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es sie noch gibt; die Wirtschaftspresse ist voll von den Ackermanns, Winterkorns, Obermanns - aber sie sind Angestellte; im Hintergrund ziehen Großaktionäre, wenig lebensechte Gestalten, die Fäden. Wir haben nicht mehr die Werte der alten Honoratiorengesellschaft. Der großartige Slogan, den Kennedy aufgebracht hatte, den Sie alle kennen: "Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, frage danach, was du für dein Land tun kannst", hat im Spitzensport keine Geltung. Es hat keinen Sinn, ihn ins Feld zu führen, um von Spitzensportlern ein Engagement für ihre Nation zu erwarten. Die Frage, die Spitzensportler sich heute wie früher zuerst stellen, ist: Was kann ich vom Sport erwarten? Und das ist auch richtig so. Die Gesellschaft ist heute so beschaffen, dass intelligente junge Menschen mit hohem Können und mit der Fähigkeit zu Selbstmanagement ihren Platz in der Gesellschaft nur finden können, wenn sie einen anspruchsvollen Beruf ausüben. Sie werden keinen erfreulichen Ort in der Gesellschaften einnehmen, wenn sie nicht mehr sind als ehemalige Spitzensportler.
Das wissen auch die meisten Sportler - aber sie wissen nicht, wie sie diese doppelte Anforderung bewältigen sollen, Sport und Beruf bzw. Sport und Studium zusammen zu bringen. Wenn sie dies nicht schaffen, bleiben sie möglicherweise weit unter ihren gesellschaftlichen Möglichkeiten zurück. Dieses Zurückbleiben wird heute viel schärfer wahrgenommen, als es früher der Fall war. Wenn früher ein ehemaliger, berühmter Fußballspieler eine Eckkneipe hatte, dann findet man das heute ganz lustig und die Kneipe mit dem vergilbten Fußballhelden darin ist Gegenstand von kräftigen alten Sprüchen ("Ich danke Sie" ist der Name der Kneipe von "Ente" Lippens). Heute ist es undenkbar, dass jemand, der nach großen Sporterfolgen keinen beruflichen Anschluss gefunden hat, irgendwo herumhockt und von seinen alten Erfolgen erzählt. Aber genau dies passiert eben ständig.
Das Problem, von dem ich spreche, sind die Spitzensportler, die keine Chance auf Reichtumserwerb durch Sport haben. Das sind die meisten unserer Spitzensportler. Sie sind vielleicht nicht von Altersarmut bedroht, sondern von einer sich mit der zeitlichen Entfernung von ihren Erfolgen einstellenden Prestigearmut. Nur wo es ein Berufsfeld mit großen Verdienstchancen gibt wie im Fußball, tritt dieses Problem weniger auf. Es kommt auch dort vor, aber nicht beim Spitzenpersonal. Hier kann man vielleicht Ansätze eines neuen Modells erkennen, nämlich der Sportler in der Rolle des Showstars. Wir sehen dies bei einigen Spitzenfußballern, die es sehr gut beherrschen, auf den Fundamenten ihres Sportruhms eine nachsportliche Karriere zu bewältigen. Bei ihnen aber beginnt der Sport sich aufzulösen und an den Rändern mit dem Entertainment zu verschmelzen. Diese Entwicklung ist keine, die man aus der Sicht des Sport unbedingt gut heißen kann. Sie belohnt nicht unbedingt die Erfolgreichsten des Sports; sie straft die eher sensiblen Spitzenkönner. Als ein Beispiel, das ich jetzt nicht ausführen will, erwähne ich Franziska van Almsick, die es geschafft hat, ein Partygirl mit verschiedenartiger Verwendung zu werden; und auf der anderen Seite Britta Steffen, die viel erfolgreicher, mehrfache Olympiasiegerin ist, die aber darum ringen muss, sich zu rechtfertigen, wenn sie nach ihrer bitteren Niederlage bei den Schwimmweltmeisterschaften nur noch den Wunsch hat, sich sofort nach Hause zurückzuziehen. Im Showsport sind wir noch weniger gegen Doping gefeit. Es scheint sogar ein Erfordernis der Show zu sein, dass, wie bei der Tour de France, die Sportler gedopt sind. Der neue Rundkurs für 2012 hat mehr steile Anstiege als in Zeiten der radelnden Apotheken.
Unter den Bedingungen der Bundesrepublik Deutschland gibt es kein überzeugendes Modell dafür, dass sich hoch begabte Jugendliche für den Spitzensport entscheiden sollten, so bitter die Erkenntnis auch ist. Der Staat kann hier wenig ausrichten. Er schafft es ja schon nicht, allen begabten Studenten einen Studienplatz in Medizin zu bieten. Was könnte der Athlet vom Staat erwarten? Wenigstens doch, dass er den Spitzensportlern die Chance eröffnet, ihre eigenen Möglichkeiten zu verwirklichen, natürlich nicht durch Doping, sondern durch die Förderung ihrer sportlichen und beruflichen Fähigkeiten.
Ich habe heute dieses Thema gewählt, um die anwesenden Sportjournalisten auf die Lebenssituation unserer Spitzensportler aufmerksam zu machen: auf das Lebensrisiko, das sie eingehen, und auf ihr Problem, dass sie eigentlich kein Modell mehr haben, das ihrer Tätigkeit Sinn und langfristige Anerkennung verschafft. Ihre Gefahr ist, dass sie langfristig zu den Verlierern der gesellschaftlichen Dynamik gehören könnten. Der Showsport ist jedenfalls kein Modell, auf dem sie eine reale Existenz aufbauen können. Für ein Leben auf dem Roten Teppich hat sie ihre lange, harte Trainingsarbeit nicht vorbereitet.