In den Vorjahren lag Deutschland auf Platz 16 beziehungsweise 13. Der Abstieg sei vor allem mit dem Vorbeiziehen anderer Länder wie den Niederlanden, Tschechien, Kanada, Lettland und der Slowakei zu erklären, hieß es. Auch Osttimor und Samoa überholten Deutschland.
Mehr als 100 Angriffe gegen Journalisten in Deutschland
Aber auch Gewalt gegen Medienschaffende ist ein Grund. Mit 103 physischen Angriffen gegen Journalistinnen und Journalisten in Deutschland habe man den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2015 dokumentiert, erklärte Reporter ohne Grenzen. Die meisten Fälle seien in verschwörungsideologischen, antisemitischen und extrem rechten Kontexten verübt worden.
Versammlungen blieben in Deutschland die gefährlichsten Orte für Medienschaffende. Besonders viele Angriffe zählte die Organisation in den ostdeutschen Bundesländern Sachsen (24), Berlin (17) und Thüringen (13).
Reporter ohne Grenzen wirft deutscher Justiz Versäumnisse vor
Viele der betroffenen Journalistinnen und Reporter äußerten Unzufriedenheit über die Arbeit von Polizei und Justiz. Effektiver Schutz sei dringend erforderlich, heißt es in dem Bericht.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) appellierte an Sicherheitsbehörden, die Gefahren für Medienschaffende, deren Namen auf sogenannten Feindeslisten bei Reichsbürger-Razzien gefunden worden seien, ernst zu nehmen.
Kulturstaatssekretärin Roth forderte in der "taz" die Polizei auf, das Recht der Journalisten zu schützen, Demonstrationen zu beobachten und über sie zu berichten. Die Grünen-Politikerin sieht vor allem die Bundesländer in der Verantwortung, das Personal der Polizei zu sensibilisieren und zu schulen.
Bundesjustizminister Buschmann nannte die Pressefreiheit eines der höchsten Güter im liberalen Rechtsstaat. "Sie zu fördern, muss unser Ziel sein; sie zu schützen, ist unsere Pflicht", erklärte der FDP-Politiker aus Anlass des Tags der Pressefreiheit. Der EU-Außenbeauftragte Borrell warnte, die Pressefreiheit stehe in den meisten Teilen der Welt auf dem Spiel.
Autokratien und Diktaturen
Auf den hintersten Plätzen der 180 Staaten umfassenden Rangliste von Reporter ohne Grenzen landeten Vietnam und China, Schlusslicht bleibt Nordkorea. Russland kommt auf Rang 164, die Ukraine verbessert sich von Platz 106 auf 79.
Diese Nachricht wurde am 03.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.