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Umweltbundesamt
Deutschland schafft Klimaziel 2022 knapp - Grüne kritisieren hohe Verkehrsemissionen

Deutschland hat im vergangenen Jahr sein Klimaziel knapp erreicht. Nach Angaben des Umweltbundesamtes in Berlin sank der Treibhausgas-Ausstoß gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent - auf rund 746 Millionen Tonnen. Zu hoch sind die Emissionen weiterhin in den Bereichen Gebäude und Verkehr.

    Abgaswolken des Kohlekraftwerk RWE-Power Gersteinwerk bei Werne
    Abgaswolken eines Kohlekraftwerks (dpa/blickwinkel/H. Blossey)
    Laut Umweltbundesamt wurden die Klimaziele eingehalten, obwohl wegen der Energiekrise in erhöhtem Maße Kohle verstromt wurde, die besonders viel CO2 freisetzt. Im Vergleich zu 1990 sanken die Emissionen um rund 40 Prozent.

    Verkehr und Gebäudesektor verfehlen Klimaziele

    Der Energiesektor als größter CO2-Produzent konnte demnach seine Vorgabe knapp einhalten. Dagegen verfehlte der Verkehr seine gesetzlichen Verpflichtungen zum zweiten Mal in Folge - trotz des 9-Euro-Tickets, hoher Spritpreise und mehr E-Autos. Das Umweltbundesamt kritisierte in diesem Zusammenhang den Tankrabatt vom Sommer, der die hohen Spritpreise gemindert habe. Der Gebäudebereich konnte zwar die Emissionen senken, verfehlte die Ziele aber ebenfalls.
    Deutschland will seinen Treibhausgas-Ausstoß bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Bis 2045 soll Klimaneutralität erreicht werden. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Messner, sagte, um die Klimaziele zu erreichen, müsse der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase jährlich um sechs Prozent sinken. Entscheidend dafür sei ein wesentlich höheres Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien, sagte Messner. Zudem forderte er einen Abbau klimaschädlicher Subventionen.

    Grüne und Umweltverbände werfen Verkehrsminister Wissing Rechtsbruch vor

    Angesichts des erneuten Anstiegs der Treibhausgas-Emissionen im Verkehrsbereich warfen die Grünen Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) vor, das Klimaschutzgesetz zu brechen. Wissing sei dafür verantwortlich, dass Klimaschutzmaßnahmen in anderen Bereichen durch die hohen Werte im Verkehr wieder zunichte gemacht würden, sagte der Grünen-Politiker Gelbhaar. Der Minister schulde seit vielen Monaten ein Sofortprogramm, mit dem der CO2-Ausstoß im Verkehr wirksam und dauerhaft gesenkt werde. Dabei gebe es genügend Vorschläge, wie beispielsweise Investitionen in Bus und Bahn, eine bessere Infrastruktur für den Rad- und Fußverkehr oder ein Recht auf Homeoffice. Gelbhaar brachte auch erneut ein Tempolimit ins Gespräch.
    Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz, BUND, sprach von einem Rechtsbruch der Koalition. Die Deutsche Umwelthilfe verwies darauf, dass sie bereits gegen die Überschreitungen in den Sektoren Verkehr und Gebäude geklagt habe. Greenpeace, der Naturschutzbund Nabu und das Bündnis Klima-Allianz Deutschland warfen Wissing vor, eine klimafreundliche Verkehrspolitik zu blockieren. Sie forderten Bundeskanzler Scholz auf, zu handeln.

    Union fordert mehr Anstrengungen beim Klimaschutz

    Die CDU fordert von der Bundesregierung mehr Anstrengungen beim Klimaschutz. Der stellvertretende Parteivorsitzende Jung sagte dem Deutschlandfunk, die Klimaziele für 2022 seien nur deshalb erreicht worden, weil die Industrie in einer Krise sei. Nötig sei eine Strategie, die Wirtschaft und Klimaschutz vereine. Zudem räche es sich, dass die Regierungskoalition in den Bereichen Verkehr und Gebäude kein Sofortprogramm vorgelegt habe.
    Diese Nachricht wurde am 15.03.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.