OECD-Studie
Deutschland schneidet relativ gut bei Integration von Einwanderern ab

Bei der Integration von Eingewanderten und deren Nachkommen schneidet Deutschland laut einer OECD-Studie im internationalen Vergleich gut ab. 2022 erreichte die Erwerbstätigenquote von Migranten hierzulande einen Rekordwert von 70 Prozent. Sie war damit deutlich höher als in den meisten EU-Vergleichsländern.

    Ein Mann sitzt vor einer beschriebenen Tafel und meldet sich.
    Die Sprachförderung von Eingewanderten hat positive Auswirkungen. (picture alliance / dpa / dpa-Zentralbild / Robert Michael)
    Die Bundesrepublik habe in den vergangenen Jahrzehnten "erheblich" in Integration investiert, "und diese Bemühungen scheinen sich gelohnt zu haben", heißt es in einem Länderbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
    Insbesondere die umfassende Sprachförderung zahle sich aus: Die Sprachkenntnisse Eingewanderter hätten sich in Deutschland stärker verbessert als in den meisten anderen EU-Ländern. So sprächen nach fünf Jahren Aufenthalt mehr als vier Fünftel der Eingewanderten mit ursprünglich mittlerem Sprachniveau fließend Deutsch.

    OECD: Förderung Geringqualifizierter muss sich verbessern

    Herausforderungen gebe es vor allem bei Migranten, die höchstens eine Grundschulausbildung hätten. Von dieser Gruppe sei nur die Hälfte der Personen erwerbstätig, und nur ein Viertel von ihnen erreiche nach fünf Jahren Aufenthalt fortgeschrittene Deutschkenntnisse. Die OECD bemängelte, dass Deutschland bei der Weiterqualifikation dieser Menschen im Vergleich zu anderen OECD-Staaten zurückbleibe. Handlungsbedarf gebe es auch bei eingewanderten Frauen mit kleinen Kindern, zuletzt oft aus der Ukraine.
    Wurden Kinder eingewanderter Eltern in Deutschland geboren, lag ihr Bildungserfolg über den Werten in den meisten Vergleichsstaaten. Kamen sie hingegen erst im Schulalter hierher, schnitten sie unterdurchschnittlich ab. In diesem Punkt zeichne sich kein Fortschritt ab, schreiben die Autoren des Berichts.

    Integrationsbeauftragte: Anteil an Schulabbrechern ist zu hoch

    Integrationsstaatsministerin Reem Alabali-Radovan sagte, der Anteil an Schulabbrechern sei weiterhin viel zu hoch. Bei jungen Menschen, die selbst zugewandert seien, könne jeder siebte weder eine formelle Schulbildung noch eine Ausbildung vorweisen. "Diese Befunde sind alarmierend", erklärte die SPD-Politikerin.
    Insgesamt sei die Integration in Deutschland aber besser als ihr Ruf. Gleichwohl bleibe viel zu tun. Das deutsche Bildungssystem sei noch nicht auf die Einwanderungsgesellschaft ausgerichtet, die Deutschland längst sei. Konkret forderte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung eine Aufwertung des Fachs Deutsch als Zweitsprache, mehr Sprachförderung sowie eine bundesweit einheitliche Erhebung der Sprachkenntnisse.
    Deutschland ist nach den Vereinigten Staaten das OECD-Land mit der in absoluten Zahlen zweitgrößten Einwanderungsbevölkerung. 2022 lebten mehr als 14 Millionen Migranten im Land, seitdem kamen über eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer hinzu sowie rund 600.000 Asylsuchende. Der OECD gehören 38 Staaten an. Für die Studie wurden 15 Vergleichsländer herangezogen.
    Diese Nachricht wurde am 05.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.