Auf dem dreitägigen Treffen wollen sich die afrikanischen Staatenzudem für die Ende des Jahres anstehende UNO-Klimakonferenz COP28 in Dubai abstimmen. Im Vordergrund stehen Fragen, wie Investitionen in den Klimaschutz finanziert werden und wer sie letztlich bezahlt. Deutschland entsendet zu dem Treffen in der kenianischen Hauptstadt die parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, Bärbel Kofler, und ihre Kollegin im Auswärtigen Amt, die Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik, Jennifer Morgan. Erwartet werden auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und UN-Generalsekretär António Guterres.
Deutschland kündigt Hilfen an und betont Kooperationen bei Energiewende
Vor dem Treffen unterstrich die Sonderbeauftragte Morgan mögliche Potentiale beim gemeinsamen Ausbau der Erneuerbaren Energien. In einer Presseerklärung des Auswärtigen Amts verwies sie auf bereits bestehende Kooperationen mit Kenia und anderen afrikanischen Staaten bei der Energiewende. Morgan kündigte eine Reihe von Zusagen an, unter anderem "eine Schuldenumwandlung für Klimaanpassung", "Absicherung gegen Klimarisiken am Horn von Afrika, ein Kredit für die sozial gerechte Energiewende in Südafrika" sowie "die Wiederherstellung von Waldlandschaften". Details wurden nicht genannt.
Auswärtiges Amt fordert neue Ansätze bei Finanzierung von Klimaschutz
Morgan forderte zugleich eine "Reform der internationalen Finanzarchitektur", um mehr Gelder etwa für die globale Energiewende und den Klimaschutz zur Verfügung zu stellen. Die Rolle Chinas als Akteur und Investor in Afrika wurde nicht thematisiert.
Im vergangenen Jahr hatte sich die internationale Gemeinschaft beim Weltklimagipfel COP27 in Ägypten auf einen Entschädigungsfonds geeinigt. Dahinter steht das Finanzierungskonzept "Loss and Damage" (Verlust und Schaden). Maßgebliche Verursacher des Klimawandels wie Industriestaaten in Europa und die USA sollen dabei Gelder bereitstellen, um Ländern in weniger entwickelten Regionen bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels zu helfen. Über die Ausgestaltung wird weiter verhandelt.
Klimaschutzorganisationen kritisieren Zögerlichkeit
Der Dachverband "Climate Action Network", nach eigenen Angaben ein Netzwerk mit über 1.500 umweltpolitischen Nichtregierungsorganisationen aus mehr als 130 Ländern, forderte die Industriestaaten auf, die in Aussicht gestellten Gelder schnell zur Verfügung zu stellen. Cheflobbyist Harjeet Singh verwies in einem Gastbeitrag für Tablemedia auf Zahlen der Klimarrahmenkonvention, wonach ein Finanzbedarf von bis zu 580 Milliarden US-Dollar bis 2030 geschätzt wird. Allein in den Entwicklungsländern werde er bis 2050 auf eine Billion US-Dollar ansteigen, heißt es. Singh schreibt weiter mit Blick auf eine Finanzierungslücke: "Diese Situation ist auf die Untätigkeit, Obstruktion und Verzögerungstaktik zurückzuführen, die wohlhabendere Nationen in Bezug auf die Finanzierung von Verlusten und Schäden in den letzten Jahren angewandt haben".
Plädoyer für mehr private Investoren
Zur Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in Afrika werden auch Rufe nach mehr privaten Investitionen laut. Der Berater des Thinktanks Climate Policy Initiative (CPI), Jonathan First, plädierte unter anderem für Finanzierungen, die durch Bürgschaften abgesichert werden, wie der Evangelische Pressedienst berichtet. Oft stünden afrikanischen Ländern vor allem Kredite zur Verfügung, die in US-Dollar und mit hohen Zinsen zurückgezahlt werden müssten, begründete First seinen Vorschlag. Staatliche Banken geben Unternehmen eine Garantie und minderten damit das Risiko für Investoren.
Auch Entwicklungsorganisationen machen Druck
Wie die Katholische Nachrichtenagentur KNA berichtet, haben sich auch mehrere deutsche Entwicklungsorganisationen im Vorfeld des afrikanischen Klimgipfels positioniert. So fordert Germanwatch die Bundesregierung auf, nur Erneuerbare Energien und nicht Investitionen in Gas zu unterstützen. Auch die Organisation "Brot für die Welt" unterstreicht die Bedeutung der Erneuerbaren Energien für den Kontinent. Diese spielten eine Schlüsselrolle für die Überwindung von Energiearmut, den Aufbau einer zukunftsfähigen Wirtschaft und den Klimaschutz, heißt es.
Afrika leidet unter Klimawandel, verursacht aber kaum CO2
Obwohl Afrika mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern gerade mal vier Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursacht, seien die Folgen des Klimawandels hier unverhältnismäßig stark sein, schreibt die KNA. Im südlichen Afrika gab es in den vergangenen Jahren Millionen Tote und Obdachlose infolge von Zyklonen. Unterdessen leiden der Westen und Osten des Kontinents unter Jahrhundertdürren, die auch bewaffnete Konflikte neu anheizen.
Diese Nachricht wurde am 03.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.