33 Medaillen haben die deutschen Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen in Paris gewonnen. Im Medaillenspiegel bedeutete das am Ende Rang zehn. In Tokio vor drei Jahren waren es noch 37 Medaillen und schon damals zeigte der Trend weiter nach unten. Zugleich ist die Förderung erheblich gestiegen.
Das wirft die Frage auf: Ist die Sportförderung in Deutschland nicht effizient? "Die Analyse, dass es im deutschen Spitzensport Ineffizienzen gibt, ist keinesfalls neu", sagt Johannes Herber, Geschäftsführer der unabhängigen Athletenvereinigung "Athleten Deutschland" im Deutschlandfunk. "Wir wissen, dass sich der Haushalt für den Spitzensport in den vergangenen zehn Jahren quasi verdoppelt hat. Und wenn man sich die Medaillenausbeute anguckt, muss man die Frage stellen, ob das Geld effizient ausgegeben wird."
Spitzensportreform läuft bereits
Sorgen mache sich Herber aber nicht, denn eine Spitzensportreform läuft bereits. Zudem soll eine unabhängige Agentur installiert werden, die das Geld aus der Sportförderung künftig verteilt. "Und da bin ich recht optimistisch, dass durch diese Steuereinheit die Gelder auf jeden Fall effizienter als bisher eingesetzt werden können."
Ziel der Spitzensportförderung müsste es laut Athleten Deutschland sein, "dass alle Athletinnen und Athleten, die im Bundeskader sind, die Möglichkeit bekommen, ihre Potenziale sowohl sportlich als auch persönlich voll ausschöpfen zu können", sagt Herber.
Medaillenspiegel erfasst keine persönlichen Geschichten
Im Spitzensport ginge es dennoch auch um Leistung. Der Medaillenspiegel der Olympischen Spiele sei jedoch eine "krude Metrik", weil er eben vierte und fünfte Plätze nicht erfasst und auch keine persönlichen Geschichten. Wir wollen über den Spitzensport Vorbilder für den Nachwuchs produzieren. Vorbild ist nicht immer der Olympiasieger."
Ein zu hoher Fokus auf den Medaillenspiegel würde laut Herber zudem bedeuten, "dass wir nur dort fördern, wo wir besonders medaillenträchtige Sportarten haben. Das sind aber nicht notwendigerweise jene Sportarten, die in Deutschland beliebt sind, oder auch für Kinder zugänglich sind."
Diskussion um Bundesjugendspiele macht Herber "wütend"
Nach den Olympischen Spielen gab es zudem auch wieder Diskussionen um die Bundesjugendspiele. Sie hätten nicht mehr den Wettkampfcharakter, hieß es. "Das macht mich meistens sprachlos, wenn nicht sogar wütend", sagte Herber. "Ich habe noch keinen Olympia- oder Paralympics-Sieger kennengelernt, der gesagt hat, die Bundesjungendspiele waren die Initialzündung für ihre sportliche Karriere. Also ich glaube, das ist Unsinn", so Herber. "Das ist für mich eine absolute Scheindebatte, die uns nicht weiterbringt."
Vielmehr müsse man über die Sportvereine diskutieren, erklärt der ehemalige Basketballer. "Wir müssen darüber diskutieren, dass wir Trainerinnen und Trainer haben, die ordentlich bezahlt sind und die unseren Nachwuchs auch gut trainieren können. Wir müssen auch darüber sprechen, dass Athletinnen und Athleten finanziell und sozial ordentlich abgesichert sind. Dazu bietet das Sportfördergesetz jetzt auch eine Chance."
"Werden gute Lösungen finden"
Insgesamt ist Herber zuversichtlich, "dass wir in den nächsten ein bis zwei Jahren gute Lösungen finden werden. Man darf allerdings nicht erwarten, dass sich das sofort in Los Angeles mit einem größeren Medaillenerfolg materialisiert. Das wird ein, zwei weitere olympische Zyklen beanspruchen, bevor man die Früchte ernten kann."