Der Präsident des Bundesamts für den Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, spricht von einer "permanenten Bedrohung" besonders für sogenannte "kritische Infrastrukturen", dazu zählen zum Beispiel Kraft- oder Wasserwerke und die Stromversorgung. Maaßens eindringliche Warnung: Der Cyberraum sei "ein Ort hybrider Kriegsführung" und eröffne "neue Operationsräume für Spionage und Sabotage".
Ziel der Operationen ist laut Maaßen vor allem die "strategische Informationsgewinnung", sprich: die Spionage. Inzwischen zeigten die russischen Nachrichtendienste aber auch die Bereitschaft zu Sabotage, so Maaßen. Eine Kampagne mit dem Namen "Sandworm" beispielsweise habe neben Regierungsstellen auch Telekommunikationsunternehmen, Energieversorger sowie Hochschul- und Bildungseinrichtungen zum Ziel gehabt.
Staatlich gesteuert
Nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer gehören die Cyber-Angriffe der russischen Geheimdienste zu größeren, internationalen Operationen, die zum Teil auf mehrere Jahre ausgerichtet sind. Einige Kampagnen lassen sich auf bis zu elf Jahre zurückverfolgen.
Besonders aggressiv sei eine Operation mit dem Namen "Sofacy/APT 28", bei der Schadsoftware über infizierte E-Mails auf Computern eingeschleust wird. Der Verfassungsschutz hat nach eigenen Angaben Anhaltspunkte dafür, dass diese Operation durch den russischen Staat gesteuert wird. Auch der Einbruch in das interne Datennetzwerk des Bundestags im vergangenen Jahr soll in Zusammenhang mit "Sofacy" stehen. Der "Spiegel" hatte Anfang des Jahres berichtet, dass die Attacke klar einem russischen Militärgeheimdienst zugeschrieben werden könne. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen "geheimdienstlicher Agententätigkeit".
Am gestrigen Donnerstag war bekannt geworden, dass die CDU-Zentrale von Kanzlerin Angela Merkel ebenfalls Ziel eines vermutlich aus Russland gesteuerten Hacker-Angriffs geworden ist.
Innenministerium: Bedrohunglage unverändert
Das Bundesinnenministerium hat zurückhaltend auf den Bericht des Verfassungsschutzes reagiert. Ein Ministeriumssprecher erklärte in Berlin, eine Neubewertung der Gefährdungslage sei nicht nötig. Man schätze sie grundsätzlich als hoch ein. Die Kommunikationssysteme der Bundesregierung seien aber stark gesichert.
Das Verteidigungsministerium verwies auf die gesonderte Abteilung, die derzeit im Kampf gegen Cyber-Attacken auf das Militär aufgebaut werde.
(rm/tgs)