Baumschutz
Deutschlands Alleen drohen Kahlschläge wegen hohem Alter

Baumalleen sind Kulturgut und Biotop zugleich. Bundesweit sind viele der oft historischen Baumreihen aber stark in die Jahre gekommen. Fachleute warnen vor einer "schlechten Altersstruktur".

    Eine herbstliche Baumallee an einer Bundesstraße in Rheinland-Pfalz.
    Für viele Baumalleen in Deutschland sind Schädlinge ein Problem. (dpa / Harald Tittel)
    Zu den Hauptproblemen zählen Überalterung, höhere Hürden für Nachpflanzungen und Klimastress. Der Professor Jürgen Peters von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde sagt, die meisten Alleen seien vor 100 Jahren und mehr gepflanzt worden. Für die Verkehrssicherheit müssen inzwischen manche Baumkronen stark geschnitten werden. Doch die abgeschnittenen Äste bieten ein Einfallstor für Pilze oder andere Schädlinge.

    Viele Alleen im Norden, wenige im Süden

    Peters betont, es müsse ganz dringend sehr viel mehr nachgepflanzt werden, wenn man den Alleenbestand erhalten wolle. Allerdings gibt es inzwischen für Bundes- und Landesstraßen die Vorgabe, dass neu gepflanzte Bäume einen Abstand von 4,50 Meter zur Fahrbahn haben. Dazu müssten sie vielerorts auf privates Ackerland gesetzt werden. Landwirte seien aber oft nicht bereit, ihre Flächen herzugeben, sagt Peters. In den 90er Jahren hätten Straßenbauverwaltungen teils noch Land angekauft. Dies sei wegen gestiegener Preise nicht mehr praktikabel, erzählt der Experte.
    Peters fordert von den Bundesländern konkrete Konzepte, wie die Alleen erhalten und verbessert werden können. Als positive Beispiele nennt er Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern - die Länder mit dem dichtesten Alleenbestand. Auch Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen hätten noch relativ viele Alleen. Je weiter man nach Süden komme, desto dünner werde es, sagt Peters. Großes Potenzial sieht er in kommunalen Straßen, die einer Studie zufolge zu 90 Prozent ohne Baum sind.

    Expertin fordert mehr Schutz auf Bundesebene

    Auch Cornelia Behm von der Alleenschutzgemeinschaft spricht von einem zunehmen Verlust von Alleenlandschaften. Behm wünscht sich nach eigenen Worten mehr bundeseinheitlichen Schutz für Alleen. Es gebe kein einheitliches Kataster zur Erfassung und kein einheitliches Monitoring-System zum Zustand. Der Schutz liegt also jeweils bei den einzelnen Ländern.
    Alleen sind eine wichtige Heimat für viele Kleintier- und Insektenarten.
    Zu den häufigsten Alleenbäumen in Deutschland zählt die Linde, gefolgt von Spitzahorn und Bergahorn sowie der Eiche. Während Alleen heute von manchen Auto- und Motorradfahrern als gefährliche Hindernisse bei einem Unfall angesehen werden, galten sie in früheren Zeiten eher als das Gegenteil: Die Baumreihen wurden Ende des 18. Jahrhunderts unter anderem gepflanzt, damit die Fuhrwerke nicht in den Graben rutschten.
    Diese Nachricht wurde am 14.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.