Der Jubel der Kölner Handballfans rollt wie eine Druckwelle durch die Halle. Mit Wirkung bei den einlaufenden Spielern. Wie Alleinunterhalter werfen einzelne von ihnen die Arme wie im Flügelschlag nach oben, sie wollen noch mehr anheizen. Steffen Fäth saugt die Stimmung in der Kölner Arena ruhig in sich auf. Nach dem Spiel wird er sagen:
"Ich sag mal, das reißt einen schon mit, diese Stimmung, wie man bei mir schon sieht, weil ich bin ja eigentlich nicht so."
Wuchtige Abschlüsse
Mitgerissen vom Lärm der 19 Tausend Handballfans macht Fäth sein bisher bestes Spiel dieser Weltmeisterschaft. Fäth, der in der Liga bei den Rhein-Neckar-Löwen spielt, ist effizient mit den wichtigen, wuchtigen Abschlüssen, viele davon mit einigem Abstand zum Tor aus der zweiten Reihe, im Sprungwurf weit über der isländischen Abwehr.
"Spieler der Tages: Steffen Fäth!"
Die Auszeichnung am Ende eines siegreichen Abends gegen Island, eine Leistung, die auch Bundestrainer Christian Prokop anerkennt:
"Bei Steffen ist es heute phantastisch gelaufen. Es war eine Abwehr, wo man nicht genau weiß: Ist das was für Steffen? Sehr aggressiv, sehr offensiv. Aber Martin [Strobel, Anm. d. Red] und auch Paul [Drux, Anm. d. Red] haben ihn klasse in Szene gesetzt. Auch mit Fabian Wiede, mit Kai Häfner haben sie super Kreuzungen gespielt, so dass er in seine Schussposition kam, und da war natürlich ein schöneres Tor nach dem anderen dabei."
Fäths Leistung – eine große Steigerung. Nach gutem Start ins Turnier liefen die Partien gegen Russland und Frankreich für ihn nicht optimal: mit nur jeweils einem Treffer.
"Ich will einfach dieser Mannschaft helfen"
Der Vizepräsident des deutschen Handballbundes, Bob Hanning, kennt Fäth gut aus dessen Zeit bei den Füchsen Berlin. Hanning wünschte sich nach dem Frankreichspiel eine Leistungssteigerung. Er sei überzeugt: Wenn man eine Medaille wolle, brauche man Fäth noch besser, als er bereits sei. Hat der gebürtige Frankfurter diesen Ruf gehört?
"Ich versuche da nicht unbedingt, irgendwelche Interviews zu lesen und mich darum zu kümmern. Sondern ich will einfach dieser Mannschaft helfen, so weit wie möglich zu kommen und fokussiere mich eher darauf. Ist jetzt nicht so, dass ich unbedingt auf Spielfeld gehe und sag: Der Herr Hanning hat gesagt, ich soll so oder so machen. Sondern ich bleib bei meinem Spiel, und dann hat es sich."
Fäth, der überzeugte Mannschaftsspieler. Und der Bundestrainer will die Erzählung vom einzelnen, essenziellen Leistungsträger ebenso wenig hören:
"Eine Medaille geht nur über die gesamte Mannschaft. Wer das bis hierhin nicht begriffen hat, kennt sich im deutschen Handball schlecht aus."
In diesem Kollektiv herausragend war Fäth bereits, als Deutschland 2016 den Europameistertitel holte. Und auch auf dem Weg ins WM-Halbfinale wird ein beflügelter Rückraum mit der leisen Wucht des Steffen Fäth ein wichtiger Faktor sein.