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Deutschlands Weltflughafen

Als der Frankfurter Flughafen seinen heutigen Standort bekam, schleppten die Reisenden ihr Gepäck noch zu Fuß über das Rollfeld. Heute zählt der Heimathafen der Deutschen Lufthansa zu den drei größten Airports Europas.

Von Mathias Schulenburg |
    "Flieger, grüß mir die Sonne, grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond, Dein Leben, das ist ein Schweben, durch die Ferne, die keiner bewohnt ..."

    Das Lied – aus dem Tonfilm "F.P.1 antwortet nicht" nach dem gleichnamigen Science-Fiction-Roman des jüdischen Autors Curt Siodmak, kein Nazi-Lied also – gibt etwas wieder von der Technikbegeisterung der Zeit, von der vor allem die junge Fliegerei befördert wurde.

    Deren Wachstum verlief in den 1930er-Jahren so stürmisch, dass die wenigen ersten Flugplätze bald überfordert waren und durch größere ersetzt werden mussten. Das ambitionierteste deutsche Projekt, vornehmlich auf Betreiben des von den Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängten Frankfurter Oberbürgermeisters Ludwig Landmann zustande gekommen, wurde am 8. Juli 1936 mit dem Anflug einer JU-52 eingeweiht. Den neuen Herren kam das Prestigeunternehmen sehr entgegen:

    "Der Weltflughafen Rhein-Main bei Frankfurt wurde vom General der Flieger, Milch, dem Verkehr übergeben."

    "Im Auftrage und auf Befehl meines Oberbefehlshabers Generaloberst Göring habe ich Ihnen allen seine besten Grüße für diesen neuen Flug- und Luftschiffhafen zu überbringen."

    "Zwei Luftschifflinien nach Nord- und Südamerika und mehr als ein Dutzend Flugzeugstrecken in alle großen Städte Europas und nach Übersee beginnen und enden in diesem größten Flugbahnhof des Kontinents."

    Sechs Tage später landete das Luftschiff LZ 127 Graf Zeppelin – der Flughafen hatte Einrichtungen für Flugzeuge wie Luftschiffe.

    Der Start war höchst erfolgreich. Im ersten Jahr schon wurden fast 60.000 Fluggäste gezählt. Im Luftpostverkehr zwischen Nord- und Südamerika wurde Rhein-Main zu einer Art Brückenkopf. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 endete für Rhein-Main das erste Kapitel der zivilen Luftfahrt. Die Luftwaffe requirierte das gesamte Gelände und überließ dem ursprünglichen Betreiber nur noch Verwaltungs- und Unterhaltsaufgaben. Der Frankfurter Flughafen geriet zu einem sogenannten Einsatz-Hafen.

    Weil strategisch bedeutend, wurde Rhein-Main zu einem Angriffsziel für die Flugzeuge der Alliierten. Mehr als 2.000 Bomben machten aus dem Rollfeld einen Acker. Was übrig geblieben war, sprengte die Wehrmacht auf dem Rückzug in die Luft. Nach der Kapitulation legten die amerikanischen Sieger mit der Hilfe deutscher Kriegsgefangener eine neue Start- und Landebahn an.

    Dann, 1948, kam ein in der Geschichte der Luftfahrt einmaliges Ereignis. Die sogenannte Luftbrücke versorgte das eingeschlossene West-Berlin, und der Frankfurter Flughafen war ihr westlicher Ausgangspunkt. In elf Monaten wurden von hier aus über zwei Millionen Tonnen Lebensmittel, Brennstoff und Maschinen ausgeflogen.

    1950 dann ein Stück Normalisierung; der Airport wurde wieder für den Publikumsverkehr freigegeben, vier Jahre später wählte die deutsche Lufthansa Rhein-Main als Heimatflughafen.

    Der Kranich war wieder wer. Düsenjets wurden zum Massentransportmittel. Der Frankfurter Flughafen begann stark zu expandieren – nicht ohne Probleme. Der Bau der Startbahn 18 West führte ab Herbst 1980 zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Ausbaugegnern.