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Deutschlandstipendium verfehlt das Ziel

Es war das Lieblingskind der ehemaligen Wissenschaftsministerin Annette Schavan. Ihre Nachfolgerin Johanna Wanka muss nun irgendwie rechtfertigen, dass es zurzeit nur 14.000 Deutschlandstipendien gibt - statt der 160.000 anvisierten. Die Bundesbildungsministerin ist offen für Reformen.

Von Claudia van Laak |
    Johanna Wanka (CDU): "Nicht von heute auf morgen die Stipendienkultur in diesem Land total wandeln."
    Johanna Wanka (CDU): "Nicht von heute auf morgen die Stipendienkultur in diesem Land total wandeln." (picture alliance / dpa / Ole Spata)
    Nur drei von vier Hochschulen machen mit beim Deutschlandstipendium, das Bundesbildungsministerium blieb im letzten Jahr auf 40 Prozent der im Haushalt eingestellten Mittel sitzen. Vielleicht ist dies der Grund dafür, dass Bundesbildungsministerin Johanna Wanka heute auf der Jahresveranstaltung ihres Hauses zum Deutschlandstipendium nicht in den ganz großen Jubel ausbrach. Sie lobte zwar das Deutschlandstipendium, das ihre Vorgängerin Annette Schavan auf den Weg gebracht hat, zeigte sich aber auch offen für Reformen und bat alle Beteiligten um Geduld.

    "Ich denke, dass wir dafür auch Zeit brauchen. Wir können nicht von heute auf morgen die Stipendienkultur in diesem Land total wandeln. Und dass es gelungen ist, in so kurzer Zeit so stark einzusteigen, das motiviert."

    Um noch mehr Hochschulen und Förderer zu motivieren, hat der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft einen Wettbewerb ausgeschrieben. Gesucht wurden die besten Konzepte. Drei Hochschulen wurden heute in der Hauptstadt ausgezeichnet, darunter die Berliner Humboldtuniversität. Diese hat einen Teil ihrer Stipendien thematisch gebündelt – "Altern und Alter" sowie "Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit" lauten die Überschriften der sogenannten Themenklassen. Die Stipendiaten erhalten nicht nur ein Jahr lang monatlich 300 Euro, sondern auch zusätzliche Seminare. Mariana Bulaty, für das Fundraising an der Humboldt-Uni zuständig:

    "Das Interesse an den Themenklassen war sehr, sehr groß und zwar aus dem Grund, dass es ein ideales Sprungbrett in die Forschung ist. Da die Deutschlandstipendien an die besten Studierenden vergeben werden, haben wir da eine Klientel, die sehr interessiert ist, in der Wissenschaft zu bleiben und da auch dann schon vor Abschluss des Masters wirklich mal die Möglichkeit hat, interdisziplinär in Gruppen zu arbeiten, um auch wirklich mehr Forschung zu betreiben."

    Trotz des großen Engagements der Humboldt-Uni – auch sie bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück, schöpft ihren Anteil am Deutschlandstipendium nur zu einem Drittel aus. Noch schlechter sieht es an Berlins Universität der Künste UdK aus. 75 Deutschlandstipendien könnte Europas größte Kunsthochschule vergeben, nur für 12 haben sich Förderer gefunden, bedauert Präsident Martin Rennert. Aufwand und Ertrag stünden in keinem gesunden Verhältnis.

    "Wir haben im letzten Jahr eine Akquiseaktion gemacht, in welcher wir 10.000 Menschen ungefähr, inklusive Emeritit und Alumni und vielen anderen, die uns sehr nahestehen hier in der Stadt und auch weit darüber hinaus, angeschrieben haben, zum Teil auch persönlich angesprochen haben, und haben einen Rücklauf gehabt von 12."

    Kritiker fordern eine Erhöhung der Bafög-Mittel
    Martin Rennert ist ein scharfer Kritiker des Deutschlandstipendiums. Wir werden zum Spielball der Politik gemacht, meint der Präsident der UdK und fordert stattdessen eine Erhöhung des Bafög. Das ist auch die Haltung des fzs, des Freien Zusammenschlusses der Studentenschaften. Vorstandsmitglied Erik Marquardt:

    "Wir glauben, dass Studienfinanzierung sich eben an die richten muss, die keine guten Voraussetzungen haben. Wir wollen, dass das Bafög erhöht wird und wir wollen, dass die Leute, die wirklich benachteiligt sind im Studium, eine bessere Förderung erhalten, damit sie ihr Studium erfolgreich absolvieren können. "

    Bundesbildungsministerin Johanna Wanka CDU dagegen wehrt sich, Deutschlandstipendium und Bafög in einem Atemzug zu nennen.

    "Ich halte überhaupt nichts davon, weder hier noch im Sport, dass man Breitenförderung und Spitzenförderung gegeneinander ausspielt. Wir brauchen das Bafög, aber wir brauchen auch das Deutschlandstipendium. "

    30 Millionen Euro aus Stiftungen und Unternehmen seien bislang in das Deutschlandstipendium geflossen, so eine aktuelle Zahl aus dem Bundesbildungsministerium. Allein aus diesem Grund habe sich die Einführung dieser Form der Bestenförderung gelohnt.