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Deutschlandtrend
Kanzlerin im Sinkflug

Weniger als die Hälfte der Deutschen sind mit Angela Merkel zufrieden. Der neue "Deutschlandtrend" besagt zudem, dass die Mehrheit der Unionsanhänger nicht mehr mit Merkels Flüchtlingspolitik einverstanden ist. Zulegen kann dagegen Horst Seehofer - was vielleicht am Zeitpunkt der Umfrage liegt.

Von Katharina Hamberger |
    Bundeskanzlerin Angela Merkel äußert sich bei einer Pressekonferenz in Berlin zum Putschversuch in der Türkei.
    Laut Deutschland-Trend ist die Beliebtheit der Kanzlerin zurückgegangen. (AFP / John Macdougall)
    Zumindest geografisch befindet sich Angela Merkel durchaus weit oben. Auf fast 2000 Meter macht die Bundeskanzlerin Urlaub in Südtirol. Allerdings in den Umfragen ging es für sie gerade nach unten. Laut aktuellem Deutschlandtrend sind nur noch 47 Prozent der Deutschen zufrieden mit ihrer Arbeit. Das sind rund 12 Punkte weniger als noch im Juli dieses Jahres. Zudem liegt sie im Ranking der beliebtesten Politiker nur noch auf Platz sechs.
    Beliebter sind: Innenminister Thomas de Maiziere, der Grünen Parteichef Cem Özdemir, der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Finanzminister Wolfgang Schäuble und ganz vorne liegt Außenminister Frank Walter Steinmeier, der mit Abstand beliebteste SPD-Politiker. 71 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden. Und: vor allem Horst Seehofer kommt wieder näher an die Bundeskanzlerin heran.
    Ein stark verunsichertes Land
    Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef hat 11 Punkte zugelegt. 44 Prozent gaben im August an mit ihm zufrieden zu sein. In Zusammenhang mit den schlechten Werten von Angela Merkel und den steigenden von Horst Seehofer könnte auch der Zeitpunkt der Befragung stehen: Die Umfrage wurde kurz nach den Anschlägen von Würzburg und Ansbach und dem Amoklauf von München durchgeführt.
    Ein Zeitpunkt also zu dem Deutschland offenbar stark verunsichert ist. Auch das zeigt der Deutschlandtrend. 76 Prozent befürchten einen Anschlag – der höchste Wert bislang. Kurz danach, aber noch vor der Umfrage fand Merkels jährliche Sommer-Pressekonferenz statt, in der sie ihre 9-Punkte zur inneren Sicherheit vorstellte aber auch den Satz wiederholte, der wohl prägend für ihre Kanzlerschaft werden wird:
    "Ich bin heute wie damals davon überzeugt, dass wir es schaffen, unserer historischen Aufgabe, und das ist eine historische Bewährungsaufgabe in Zeiten der Globalisierung gerecht zu werden. Wir schaffen das und wir haben im übrigen in den letzten 11 Monaten sehr, sehr viel bereits geschafft."
    Horst Seehofer distanzierte sich nur wenige Tage später davon:
    "Ich will zu dem oft zitierten Satz 'Wir schaffen das' eine persönliche Meinung von mir wieder geben. Ich kann mir diesen Satz auch beim besten Willen nicht zu eigen machen."
    Große Mehrheit gegen EU-Beitritt der Türkei
    Die Flüchtlingspolitik wird von daher auch keine unbedeutende Rolle im Wahlkampf spielen. Vor allem, weil offenbar, laut Deutschlandtrend, auch die Mehrheit der Unionsanhänger nicht mehr mit der Flüchtlingspolitik von Merkel zufrieden sind. Ebenso kann sich die CSU bei ihren Forderungen, was die Türkei betrifft, bestätigt fühlen: 80 Prozent der Deutschen, 12 Prozentpunkte mehr als noch im Juli, wollen nicht, dass die Türkei in die EU aufgenommen wird, so viele wie noch nie in Deutschland – 69 Prozent befürworten außerdem die Gespräche über die Visa-Freiheit auszusetzen – auch wenn dadurch das Flüchtlingsabkommen gefährdet wäre.
    Auch die SPD wird sich den Deutschlandtrend genau anschauen, denn nur 37 Prozent der SPD-Anhänger sind offenbar mit der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin, die die SPD als Koalitionspartner mitträgt, zufrieden. Zudem taucht Parteichef Sigmar Gabriel, der im Moment noch als Kanzlerkandidat gehandelt wird, erst auf Platz 10 im Politiker-Ranking auf. Nur 39 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden. Allerdings, der beliebte Sozialdemokrat Frank Walter Steinmeier war 2009 schon einmal Kanzlerkandidat. Mit ihm erreichte die SPD mit 23 Prozent das historisch schlechteste Wahlergebnis der Partei in einer Bundestagswahl.