Zum zweiten Mal versuchte sich der Bundestagssportausschuss als Aufklärer im DFB-Skandal rund um die WM 2006. Die Parlamentarier, die weiterhin die Öffentlichkeit aussperren, erhofften am Mittwoch von Otto Schily Antworten, bis 2005 Bundesinnenminister mit Sitz im Präsidialausschuss des WM-Organisationskomitees.
Im Zentrum des Skandals ein ominöser Geldfluss über 6,7 Millionen Euro. Über die Hintergründe könne er aus eigener Kenntnis wenig beitragen, so Schily.
Das Geld seien Zusatzkosten für die damals geplante Eröffnungs-Gala gewesen: "Dass ist von Herrn Dr. Zwanziger ausführlich damals dargelegt worden. Weil da zusätzliche Kosten entstanden sind für diese Fußball-Gala. Hat dann die FIFA gesagt, da müsst ihr uns noch ein bisschen beitragen, deswegen hat man dann die 7 Millionen bewilligt. Der Präsidialausschuss konnte das eigentlich nur zur Kenntnis nehmen. Es war ja nicht seine Entscheidungsbefugnis."
Lob für Beckenbauer, Kritik an Zwanziger
Im Ausschuss lobte er Franz Beckenbauer als integre Person. Schwere Vorwürfe hingegen erhebt Schily nun gegen den ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger: "Also die Darstellung seiner Zeit im Präsidialausschuss, das war die Darstellung von Herrn Dr. Zwanziger, der war für die Finanzen verantwortlich. Und man muss das deutlich aussprechen: Wir sind da getäuscht worden im Präsidialausschuss. Das ist ein sehr unerfreulicher Vorgang."
Getäuscht? 2004 unterschrieb Schily sowie FIFA-Chef Sepp Blatter eine Erklärung wonach die geplante Eröffnungsgala mit allen Zusatzkosten rein von der FIFA finanziert werden sollte. Für den Grünen Özcan Mutlu blieben aus diesem Grund auch nach der Sitzung viele Fragen offen:
"Warum man nicht gesagt hat: Moment es gibt diese Vereinbarung mit der FIFA, deshalb ist diese Zahlung von 6,7 Millionen Euro an die FIFA nicht nötig. Auch wurde uns nicht erklärt, warum später als diese Gala abgesagt worden ist, niemand die Rückzahlung gefordert hat."
"Warum man nicht gesagt hat: Moment es gibt diese Vereinbarung mit der FIFA, deshalb ist diese Zahlung von 6,7 Millionen Euro an die FIFA nicht nötig. Auch wurde uns nicht erklärt, warum später als diese Gala abgesagt worden ist, niemand die Rückzahlung gefordert hat."
Im nächsten Jahr im Frühjahr will der Ausschuss einen dritten Versuch der Aufklärung unternehmen. Geht es nach der Vorsitzenden Dagmar Freitag sollen dafür Franz Beckenbauer, Theo Zwanziger, Fedor Radmann und auch Günther Netzer eingeladen werden.