Das DFB-Präsidium hatte letzte Woche die Personalberaterin Irina Kummert zur neuen Ethik-Chefin bestimmt. Daraufhin traten die übrigen Mitglieder zurück: der kommissarische Chef Bernd Knobloch, der Theologe Nikolaus Schneider und Korruptionsexpertin Birgit Galley. Zwei von ihnen hatten diesen Schritt im Fall der Wahl Kummerts vorab angekündigt, die DFB-Spitze steuerte bewusst in das Zerwürfnis. Eingeleitet wurde die keiner Notwendigkeit geschuldete Umbesetzung des Ethik-Vorsitzes kurz nachdem bei dem Gremium zwei heikle Anzeigen gegen den DFB-Interimspräsidenten Rainer Koch eingegangen waren.
Gesundheit Schneiders wurde zum Thema
Der Verbandsspitze um Koch wird jetzt vorgeworfen, Kummerts Wahl mit falschen Angaben zu ihren Mitbewerbern manipuliert zu haben. Denn kandidiert hatten auch Knobloch und Schneider. Mehrere hohe Amateurvertreter berichten, ihnen gegenüber sei am Tag vor der Wahl die Gesundheit Schneiders thematisiert worden. Schneider hat entsetzt reagiert, dass seine Privatsphäre mutmaßlich zum Spielball von Funktionärsstrategien wurde.
Verfahren gegen Knobloch?
Bizarr ist auch die Situation um Knobloch. Gegen diesen laufe ein Ethikverfahren, hatte Schatzmeister Stephan Osnabrügge im Präsidium erzählt, aber keine klaren Belege präsentiert. Knobloch bestreitet das. Heute erklärte plötzlich Hans Lorenz, Chef des DFB-Sportgerichts, bei ihm sei ein Verfahren gegen Knobloch anhängig. Details dazu blieb Lorenz ebenso schuldig wie die DFB-Spitze. Die von dieser Aussage überraschten Ethiker um Knobloch vermuten, es müsse sich dabei um ein völlig neues Verfahren handeln. Zumal Betroffene in solchen Fällen sofort zu informieren sind. Besonders brisant ist jetzt die Frage, wer das Verfahren angeschoben hat – und wann.