Mitte letzter Woche hat der Deutscher Fußball-Bund ohne von außen erkennbare Not in geheimer Wahl abgestimmt, wer künftig die DFB-Ethikkommission leiten soll. Die Personalberaterin und Präsidentin des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft, Irina Kummert, setzte sich mit zwei Stimmen Vorsprung durch, die drei anderen bis dato zur Kommission gehörenden Mitglieder legten daraufhin erkennbar brüskiert ihre Ämter nieder.
Aus Protest, signalisierten der Rechtsanwalt Bernd Knobloch, der evangelische Theologe Nikolaus Schneider und die Korruptionsexpertin Birgit Galley. Zuletzt hatte die Kommission wegen Vorwürfen gegen DFB-Vizepräsident Rainer Koch ermittelt. Nun ist sie erst einmal handlungsunfähig.
"Wenn ich jetzt boshaft bin, dann muss ich sagen, dass Sport und Ethik nicht zusammenpassen, speziell wenn es um den Profifußball geht", sagte der Münchner Richter Hans-Joachim Eckert, der auch lange Zeit Chef der rechtssprechenden Kammer der Ethikkommission des Welt-Fußballverbandes FIFA war.
Rainer Koch als Nutznießer
Er kritisierte dabei auch den europäischen Fußballverband UEFA, indem man die Verantwortung für einen Wiederanpfiff der Partie zwischen Dänemark und Finnland nach dem Zusammenbruch des dänischen Spielers Christian Eriksen auf die Spieler abgewälzt habe.
Für ihn sehe es so aus, dass DFB-Vizepräsident Rainer Koch Nutznießer der jüngsten Entwicklung sei, sagte Eckert im Dlf. Koch war in Bedrängnis geraten, weil er die Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb wegen ihrer Mitwirkung bei einer Fraueninitiative unter Druck gesetzt hatte. Ihn habe auch überrascht, warum man die Leitung der DFB-Ethikkommission so überfallartig neu besetzt habe. Man hätte damit auch ruhig bis zum DFB-Bundestag Anfang 2022 warten können, sagte Eckert.
Ähnliche Vorgänge wie bei FIFA-Rausschmiss
Ihn erinnere das Vorgehen an seine Demission bei der FIFA, als seine Nominierung kurzfristig vor dem FIFA-Kongress zurückgezogen worden war.
Man müsse die Arbeit einer Ethikkommission auch medial gut verkaufen, dies könne auch positiv für einen Verband sein. Die Arbeit sei ja nicht immer negativ, sagte Eckert. Er selbst habe kein großes Interesse an der Mitarbeit in einer DFB-Ethikkommission.
Man müsse die Arbeit einer Ethikkommission auch medial gut verkaufen, dies könne auch positiv für einen Verband sein. Die Arbeit sei ja nicht immer negativ, sagte Eckert. Er selbst habe kein großes Interesse an der Mitarbeit in einer DFB-Ethikkommission.
In Eckerts Amtszeit als FIFA-Chefethiker fielen die langjährigen Sperren des damaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter und des damaligen UEFA-Chefs Michel Platini. Die Sanktionen ohne Rücksicht auf Ämter und Namen brachten Eckert großen Respekt ein, bis er von der neuen FIFA-Führung um Gianni Infantino geschasst wurde.