Die DFB-Ethikkommission habe mit einer "erstaunlichen Effizienz" gearbeitet, sagte der Sportjournalist und Zeit-Online-Redakteur Oliver Fritsch in der Sendung "Sport am Samstag" und bezweifelte, dass den Vorwürfen von Manuel Gräfe in der Kürze der Zeit so sorgfältig nachgegangen wurde, "wie es sich eigentlich gehört hätte."
Nach der Entscheidung der Ethikkommission müssen die Top-Schiedsrichterfunktionäre Hellmut Krug und Herbert Fandel, die im Zentrum von Gräfes Kritik standen, Aufgaben abgeben - bleiben aber Teil des Schiedsrichtersystems. Oliver Fritsch bezeichnete das als "ein Urteil, das alle ein bisschen bestraft - aber auch alle davonkommen lässt."
"Der DFB wollte die Sache vom Tisch haben"
Manuel Gräfe trifft die Entscheidung am härtesten. Er darf nicht mehr als Video-Assistent in der Bundesliga arbeiten und er wird sich, so steht es in dem Urteil der DFB-Ethikkommission, "über interne Sachverhalte und über Kollegen nicht mehr unabgestimmt in der Öffentlichkeit äußern. Andernfalls wird er nicht mehr als Schiedsrichter in der Bundesliga eingesetzt."
Der Sportjournalist Oliver Fritsch sieht das als "Drohung und Maulkorb": Wer als Kritiker auftritt, hat mit Konsequenzen zu rechnen. Dabei müsse man seiner Meinung nach Manuel Gräfe eigentlich seinen Mut loben, dass er seine Kritik jetzt formuliert hat - und nicht erst nach Abschluss seiner Karriere. Nach den Recherchen von Oliver Fritsch spreche Manuel Gräfe zudem "einigen aktiven Bundesliga-Schiedsrichtern aus der Seele."
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