Archiv

DFB, FIFA & Co.
"Compliance nicht als Modeerscheinung betrachten"

"Das hat mit Gemeinnützigkeit nichts mehr zu tun." Der Compliance-Experte Karl Würz fordert nach dem Rücktritt von DFB-Präsident Reinhard Grindel die Einführung professioneller Organisationsstrukturen bei Verbänden wie dem DFB. Zudem brauche es ein passendes Compliance-Regelwerk, forderte er im Dlf.

Karl Würz im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Der bisherige Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Reinhard Grindel
Der ehemalige Präsident des Deutschen Fußballbundes Reinhard Grindel geriet unter anderem wegen der Annahme einer geschenkten Luxus-Uhr in die Kritik (dpa /Boris Roessler)
Compliance sei ein Langzeit-Projekt, so Würz. So etwas könne nicht mal eben in drei Monaten eingeführt werden. Entscheidend sei, dass die Führungskräfte es mit ihrer Vorbildfunktion lebten. Nur so könne man einen Kulturwandel herbeiführen.
Würz warnte davor, sich leichtfertig allzu strenge Regeln aufzuerlegen, die nicht umsetzbar seien. Sie müssten praxisnah sein. Bei der klassischen Geschenke-Frage etwa brauche es keine feste Summe, bis zu der Geschenke angenommen werden dürften. Es reiche eine Rahmenregelung und eine interne Kontroll- und Transparenzregel. Wichtig sei auch, die Mitarbeiter zu ermutigen, auf Fehlverhalten zu achten und Möglichkeiten für anonyme Hinweise zu geben.
Zwar könne man mit keinem System der Welt verhindern, dass Menschen gegen Regeln verstießen, aber es gebe Systeme, mit denen man es schaffen könnte, frühzeitig Verstöße zu erkennen.
Mit Blick auf den DFB sagte Würz, dessen Organisationsform "habe sich überlebt". Durch den Zufluss von Sponsoren- und Fernsehgeldern seien dem Verband Finanzmittel zugeführt worden, die sich mit der Form eines gemeinnützigen Vereins nicht mehr steuern ließen. Die Skandale zeigten, dass Handlungsbedarf bestehe.
Karl Würz ist seit 2011 Geschäftsführer der CompCor Compliance Solutions GmbH & Co. KG. und Geschäftsführer des Netzwerk Compliance e.V.