Nach dem 3:0-Erfolg gegen Nigeria hat die deutsche Nationalmannschaft bei der FIFA Frauen WM das Viertelfinale erreicht und steht weiter ohne Gegentor da. Trotz der auf dem Papier makellosen Bilanz fällt die Analyse von Bernd Schröder, dem langjährigen Erfolgstrainer bei Turbine Potsdam, gemischt aus. Es gebe noch viele Dinge, die verbessert werden müssten, sagte Schröder im Deutschlandfunk.
Schröder: "In der zweiten Halbzeit nur verwaltet"
Man habe gegen Nigeria nie das Gefühl gehabt, die deutsche Mannschaft könnte das Spiel verlieren. Zufrieden könne man aber nur mit der ersten Halbzeit und mit der Chancenverwertung sein. "Es hat mich selbst überrascht, welche großen Probleme wir in der zweiten Halbzeit hatten, die Mannschaft war teilweise völlig von der Rolle, der Spielfluss ist verloren gegangen. Sie hat zuviel verwaltet, hat spielerisch nicht das gezeigt, was man sich vorgestellt hat", sagte Schröder und bemängelte auch die taktische Umstellungen nach dem Seitenwechsel. Besonders der Rückzug von Alexandra Popp ins Mittelfeld habe dem Offensivspiel nicht gut getan.
Die schweren Gegner kommen erst
Vom klaren Ergebnis gegen Nigeria sollte man sich nicht täuschen lassen, so Schröder. "Man muss aufpassen, dass man sich keine Euphorie einreden lässt. Es kommen jetzt Gegner, die uns mehr zu schaffen zu machen werden als Nigeria."
Als möglichen Gegner fürs Viertelfinale würde Schröder Schweden favorisieren. Deren Spielerinnen kenne man besser, man brauche keine Überraschungen zu fürchten. Insofern sei Schweden sicherlich etwas berechenbarer als Kanada.
Kritik am Niveau und am Modus
Vom Niveau der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft, die schon vor dem Start zur besten Frauen-WM aller Zeiten aller Zeiten erklärt wurde, zeigte sich Schröder insgesamt eher enttäuscht. Es gebe zu viele Mannschaften bei dieser WM, etwa Thailand, die auf dem hohen Niveau nicht mithalten könnten, auch der Modus sei für die Zuschauer verwirrend.
Man müsse weiter am Turniermodus arbeiten, sagte Schröder und sprach sich dagegen aus, noch mehr Mannschaften zuzulassen. "Das Niveau der Spiele ist nicht durchgängig so gut, dass wir sagen können: Wir kommen im Frauenfußball voran."
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