Der Deutsche Fußball-Bund hat große Ziele. Man will die EM-Endrunde 2024 ausrichten. Und einen fünften Stern auf dem Trikot der Nationalspieler, sprich: den nächsten WM-Titel, fände Präsident Wolfgang Niersbach auch nicht schlecht. Als die DFB-Spitze in dieser Woche einen Zehnjahresplan mit den wichtigsten Vorhaben vorstellte, nahm noch ein weiteres Projekt breiten Raum ein: Der Bau der DFB-Akademie. Das Leistungszentrum, das 2018 auf dem Gelände der Frankfurter Galopprennbahn seine Arbeit aufnehmen soll, ist für Niersbach ein Meilenstein:
"Das ist die größte Investition in der Geschichte des DFB. Da stehen wir mit voller Überzeugung dahinter. Das ist der DFB der Zukunft, der dort entstehen wird."
Dafür greift der Verband tief in die Tasche. 89 Millionen Euro soll die Akademie kosten, von der sich Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff einen Schub in Sachen Know-how erhofft:
"Wir wollen eigentlich die Kompetenz im Fußball sein. Im deutschen Fußball, möglicherweise auch international. Man träumt natürlich davon, dass, wenn jemand etwas über Fußball wissen möchte, dass er zu uns kommt. Und dass wir durch dieses Wissen natürlich den Fußball besser machen können."
Laut Bierhoff schafft der geplante Campus dafür beste Voraussetzungen, weil dort alle Beteiligten gemeinsam tüfteln und sich austauschen können.
"Wichtig ist einfach, dass die entsprechenden Bereiche zusammenkommen: dass wir a) die Kommunikation verbessern, und dass wir natürlich optimale, moderne Bedingungen schaffen."
Dazu gehört seiner Ansicht nach auch, am Standort des gebündelten Fußballwissens externe Ratgeber und Experten anzusiedeln.
"Ohne Partner werden wir das Ganze nicht leisten können. Wir wollen ja hier kein Imperium aufstellen, sondern ein kleines, kompaktes Zentrum machen, wo einfach auch Top-Experten arbeiten. Und das Ganze können wir natürlich nur mit Partnern erledigen. Da gehören natürlich auch Universitäten dazu oder weitere Institute."
Widerstand aus der Bevölkerung
Schon länger ist klar, dass nicht alle Frankfurter die Begeisterung in der DFB-Chefetage teilen. Der Magistrat der Bankenstadt hat dem Verband mit günstigen Erbpacht-Konditionen für das benötigte Areal den roten Teppich ausgerollt, das Parlament stimmte mit großer Mehrheit zu. Doch die Freunde des Galoppsports und ihre Verbündeten stemmen sich noch immer gegen das Aus für die Rennbahn, die in gut einem Jahr zur Baustelle werden soll. DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock sieht im Gespräch mit dem Deutschlandfunk dennoch keinen Grund, vom ehrgeizigen Zeitplan abzurücken:
"Fakt ist jedenfalls, dass die Stadt sich ja verständigt hat mit dem Rennverein, mit dem Pferdesport. Und auch mit dem - seinerzeit noch - Geschäftsführer. Da ist eine vertragliche Vereinbarung geschlossen worden. Insoweit ist das Grundstück wieder an die Stadt zurückgefallen, ganz formal, ganz offiziell über einen Vertrag. Das hat vielleicht nicht jedem gefallen, mag sein. Aber diese Formalien, diese formalen Voraussetzungen sind ja gegeben."
Und dank entsprechender Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung sei alles rechtssicher und belastbar. Dass die Gegner einer DFB-Akademie an diesem Standort nun ein Bürgerbegehren anstreben, scheint den 58-Jährigen nicht weiter zu beunruhigen.
"Was wir jetzt haben, ist halt ein Begehren von einer bestimmten Gruppe. Dem muss man jetzt, das wird jetzt gemacht, sachgerecht hinterhergehen. Und dann wird die Stadt am Ende entscheiden müssen, ob es überhaupt zu einer Abstimmung der Bürger in Frankfurt kommt oder nicht, das wird man dann sehen. Aber wir haben keinen Zweifel, dass das alles rechtsgültig, rechtssicher ist. Und wir haben auch keinen Plan B."
Kein Plan B
Dass Plan A womöglich eine massivere Bebauung vorsieht, als dem Gebiet guttäte, ist eine der Befürchtungen der Kritiker. Auch die Verbandzentrale soll vom Stadtwald zum neuen Campus übersiedeln. Dessen Raumprogramm klingt ehrgeizig. Doch Helmut Sandrock kann die Skepsis nicht nachvollziehen. Zumal direkt neben der alten Rennbahn-Tribüne ein großes Hotel gebaut wird.
"Die Bebauung, die dort stattfinden wird, das wird man später über den Architektenwettbewerb sehen, die wird sich streng sozusagen natürlich auch nach der Örtlichkeit des Geländes richten. Das ist ja auch genau festgelegt, was überhaupt nur bebaubar ist. Und das wird sich auch einbinden und einfinden in die Gesamtarchitektur des Umfeldes."
30 Architekturbüros haben es in die zweite Phase des Wettbewerbs geschafft. Sie dürfen sich Hoffnungen machen, im Mai oder Juni als einer der Sieger präsentiert zu werden. Vier Entwürfe sollen gekürt, einer davon schließlich realisiert werden. Unter den 30 verbliebenen Bewerbern findet sich auch Albert Speer und Partner. Das Frankfurter Büro hatte im Auftrag der Stadt bereits die Vorplanung entworfen. Mit der Tochterfirma ProProjekt wird Speer und Partner wohl auch in der ersten Reihe stehen, wenn der DFB wegen seiner EM-Ambitionen demnächst Profis im bestens dotierten Bewerbungsgeschäft sucht. Die Gefahr eines unappetitlichen Interessengeflechts sieht Helmut Sandrock gleichwohl nicht.