Als zu Spielbeginn eine Trauerminute aufgerufen wurde, störten deutsche Fans die Stille mit ihren Zwischenrufen. Während des Spiels folgten "Scheiß DFB"-Rufe, etwas später dann sogar "Sieg Heil". Auch Nationalspieler Timo Werner wurde mit Beleidigungen und Pöbeleien bedacht. Marcus Bark, freier Sportjournalist, u.a. für sportschau.de und Spiegel Online, schilderte im Dlf seine Eindrücke. "Dass bei den Hymnen einzelne Leute brüllen, hat es immer schon mal gegeben", sagte er. Es sei aber erstmals überhaupt bei Länderspielen "Scheiß DFB" gerufen wurden. "Es war schon massiv, es war sehr laut. Das hatte schon eine neue Qualität."
Kritik an Bundestrainer Löw
Bark übte auch Kritik an Bundestrainer Joachim Löw, der behauptete, er habe die Rufe und Beleidigungen im Stadion nicht wahrgenommen. "Ich war sehr irritiert in der Pressekonferenz. Sich da rauszuwinden, er habe nicht gehört was tausend andere gehört haben, das fand ich sehr schwach."
Es sei klar festzustellen, dass bei jedem Auswärts-Länderspiel des DFB-Team "Nazis" mitreisen würden, sagte Bark. "Dieses Problem hat die deutsche Nationalmannschaft. Das muss angegangen werden, auch beim DFB."
Es seien immer die gleichen auffälligen Leute, die zu den Auswärtspartien mitreisten. Er frage sich, wie das sein könne.
Keine Ultras aus der Bundesliga in Prag
Man könne aber keinen direkten Vergleich zwischen dem Publikum bei Länderspielen und in der Bundesliga ziehen. Dies sei grundlegend verschieden. "Ultras von Vereinen sind eigentlich nicht groß an Länderspielen interessiert."
Lob für Spieler, Schelte für Bierhoff
Bark lobte ausdrücklich das Verhalten der Nationalspieler, dass sie nach dem Spiel den obligatorischen Gang in die Fankurve kategorisch verweigert und auch in den Interviews nach dem Spiel klar ihre Meinung kundgetan haben. Es sei sehr bemerkenswert, dass der junge 21-jährige Julian Brandt klar angesprochen habe, was für Gesänge es gewesen seien.
Solche Aussagen hätte er sich gestern auch nach Spielende von Teammanager Oliver Bierhoff gewünscht. Dieser habe aber mit seiner Aussage vor dem Spiel "Wer den DFB angreift, greift auch die Nationalmannschaft an", für Aussehen gesorgt.
Bierhoff habe bewusst versucht, das Thema klein zu halten, damit habe er aber eine Chance vertan.
Bierhoff habe bewusst versucht, das Thema klein zu halten, damit habe er aber eine Chance vertan.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.