In der Schlammschlacht um angeblich schwarze Kassen beim Deutschen Fussballbund, dubiose Millionenzahlungen an den Weltfussballverband und fehlende Transparenz hat sich Sepp Blatter jetzt erneut eingeschaltet. Seine Anwälte raten ihm zwar ab, Interviews zu geben, doch der 79 jährige noch-FIFA-Boss kann es nicht lassen. Also stellt er in einem Interview mit der Wochenzeitung Schweiz am Sonntag klar: Er habe nie Geld von Franz Beckenbauer oder dem Deutschen Fussballbund verlangt. Nie im Leben. Genau diese Behauptung stellte DFB Präsident Wolfgang Niersbach in seiner Pressekonferenz in dieser Woche auf. Laut Niersbach gab es ein Vier Augen Gespräch zwischen Blatter und Beckenbauer 2002, damals habe Blatter den Kuhhandel vorgeschlagen. 10 Millionen Franken an die FIFA, um an den FIFA Zuschuss von 170 Mio Euro für das Organisationskomitee heranzukommen.
"Nie im Leben Geld erhalten"
Doch genau dieser Schilderung widerspricht Blatter vehement. "Ich habe niemals Geld von Beckenbauer verlangt. Nie im Leben", sagte Blatter, "auch nicht vom DFB, das stimmt einfach nicht." Er habe von seinem Vater einige Grundsätze mitbekommen, so der scheidende Fussballpapst, nimm kein Geld an, das du nicht verdient hast und versuche nie, deine Ziele mit Geld zu erreichen. Dennoch muss dies gar kein absoluter Widerspruch sein, denn Niersbach hat zwar das 4 Augen Gespräch zwischen Beckenbauer und Blatter angesprochen, das aber hat Blatter explizit nicht dementiert. Und Niersbach lieferte noch den Hinweis, dass die Forderung der 10 Millionen Franken Vorleistung mutmasslich vom FIFA Finanzkomitee kam. Und das wirft weitere Fragen auf. Wohin flossen eigentlich die 10 Millionen? Wofür wurden sie eingesetzt ? Und wer hatte Zugriff?
Zahlung an bin Hammam?
Im FIFA Finanzkomiteesaß damals ein alter Bekannter, der katarische Geschäftsmann und Ex-FIFA-Vizepräsident Mohammed bin Hammam. Der Funktionär ist mittlerweile wegen eines anderen Korruptionsfalles lebenslang gesperrt. Bin Hammam sei der Empfänger der Millionen gewesen, behauptet ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger, der seinen Nachfolger Niersbach schwer belastet hat. Doch dieser Aussage Zwanzigers hat der Ex-Generalsekretär des DFB Horst Schmidt widersprochen. Aufklärung könnte vielleicht Franz Beckenbauer geben, doch der Kaiser schweigt.
Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 25. April 2016 nachhören.