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DFB-Querelen
Krisenmodus und kein Ende

Der Wahlkampf um das DFB-Präsidium hat begonnen. Interimschef Peter Peters und Bernd Neuendorf, Präsident des Fußball-Verbands Mittelrhein sind die Kandidaten bisher. Jetzt gibt es schon wieder Ärger. Peters wirft den Landesverbänden vor, der Nominierungsprozess sei demokratisch schwierig. Längst nicht die einzige Baustelle im krisengeplagten DFB.

Thomas Kistner im Gespräch mit Matthias Friebe |
Rainer Koch sitzt vor einer Grafik eines verschwommenen DFB-Wappens.
DFB-Vizepräsident Rainer Koch im Aktuellen Sportstudio des ZDF (IMAGO / Martin Hoffmann)
Eigentlich sei Bernd Neuendorf in den Skandalen des DFB ein unbeschriebenes Blatt, sagt Thomas Kistner von der "Süddeutschen Zeitung". Er müsse sich aber bereits jetzt vorhalten lassen, ein Bündnis mit den "dunklen Kräften" im DFB eingegangen zu sein. Neuendorf habe sich intern klar für Rainer Koch positioniert. Neuendorf kenne weder die Vorgänge noch die entscheidenden Personen im DFB, traue sich aber zu, die Probleme in den Griff zu bekommen.
Schlüsselfigur der letzten Monate war der zweite Interimschef Rainer Koch, dem jetzt neuer Ärger ins Haus steht. Drei Richter der für Ethik zuständigen Kammer im DFB wandten sich an Medien, weil sie einen brisanten Satz in der Mitteilung der DFB-Ethikkommission vermissten nach der Verfahrenseinstellung gegen Koch. In dem Verfahren ging es um eine Anzeige aus dem Kreis der Initiative "Fußball kann mehr". Koch wurde beschuldigt, Druck auf die damals noch in DFB-Diensten befindliche Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb ausgeübt zu haben. Der Vorwurf des „unethischen Verhaltens“ findet sich nicht mehr. Hat Koch den selbst gelöscht? "Technisch wohl nicht", sagt Kistner. Im Hintergrund habe er aber sehr wohl die Strippen gezogen.

Berater brachten wohl keinen finanziellen Vorteil

Immer wieder und immer noch geht es auch um die Forensiker-Firma Esecon und den Berater Kurt Diekmann, um viel Geld, dass der DFB ausgegeben hat. In einem fast schon legendären Sportstudio-Interview vor einem halben Jahr sagte Koch, beim Einsatz der Firma sei ein sehr großer wirtschaftlicher Erfolg herausgekommen. Es gibt inzwischen starke Hinweise, dass auch das nicht stimmte.
Der DFB könne für den wirtschaftlichen nicht den geringetsen Nachweis erbringen, erklärt Kistner und begründe das mit einer Schweigeklausel, die Koch aber offenbar bei seiner Erfolgsmeldung keine Probleme bereitete. Laut Koch habe der DFB bei der Trennung von der Vermarktungsfirma Infront das zehnfache dessen eingenommen, was die Berater gekostet hatten. Da die Berater 1,7 Millionen bekamen, müsste der DFB 17 Millionen Euro kassiert haben, die allerdings nirgendwo in den Bilanzen auftauchen. Stattdessen sei die Trennung von Infront mit 28 Millionen Euro Verlust sogar durch die Berater wohl eher teurer geworden, als eine gütliche Trennung es gewesen wäre, meint Kistner.