Archiv

DFB und Infront
Interessenkonflikte bei Untersuchung?

Der DFB hat seine Bandenwerbung jahrelang der Firma Infront überlassen und dafür von ihr viel Geld erhalten. Vor einer Woche hat der DFB den Vertrag mit Infront allerdings gekündigt – weil es laut Verband Unregelmäßigkeiten bei den Verträgen geben habe. Aber auch bei der Untersuchung der Angelegenheit könnte es Interessenkonflikte gegeben haben.

Von Thomas Kistner |
DFB-Zentrale am 12.03.2020 in der Commerzbank-Arena in Frankfurt.
Wieso scheiterte UFA bei der Vergabe der Bandenwerbung 2013? (www.imago-images.de)
Esecon – so heißt die Beraterfirma, die der DFB beauftragt hat, um die Geschäftsbeziehung zum Vermarkter Infront zu untersuchen. Esecons Zwischenergebnis: Der DFB könne bis zu 40 Millionen Euro Sponsorengelder verloren haben. Weil Infront unsauber gearbeitet und sogar einzelne DFB-Mitarbeiter unrechtmäßig beeinflusst haben soll, zum Beispiel mit Luxusuhren.
UFA fliegt trotz höchstem Gebot früh aus dem Rennen
Der größte Verdacht, den Esecon in seinem Bericht nennt, betrifft die Infront-Vertragsverlängerung im Jahr 2013 für die Bandenwerbung bei DFB-Länderspielen. Vier Vermarkter hätten dem DFB Angebote gemacht. Die in diesem Bereich unerfahrene Agentur UFA Sports habe das Angebot der drei Mitbewerber Lagardere, IMG und Infront um 18 Millionen Euro übertroffen. Trotzdem fliegt UFA schon vor der Endauswahl aus dem Rennen. Weil dieses Angebot nur ein absurder Kampfpreis ohne Relation zur Marktrealität und konzeptionell schwach untermauert war, sagen damalige DFB-Mitarbeiter nun.
Der Esecon-Bericht legt hingegen nahe, dass die damalige DFB-Spitze unter Präsident Wolfgang Niersbach Druck im Sinne des alten Dauerpartners gemacht hat. Der damalige DFB-Marketingchef Denni Strich soll Esecon erklärt haben, es habe eine "klare Ansage" der DFB-Führung gegeben, die Entscheidung so vorzubereiten, wie sie fiel: für Infront.
Mehrere Fussbälle liegen aufgereiht auf dem Rasen, im Hintergrund eine Bandenwerbung mit Logo und Schriftzug "Deutscher Fussball-Bund" 
Korruptionsvorwürfe - Worum es im Streit zwischen DFB und Infront geht
Der Deutsche Fußball-Bund will die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dem Sportrechtevermarkter Infront beenden. Grund dafür seien Hinweise auf "mögliche schädigende Handlungen", die eine Beratungsfirma gefunden haben soll. Infront weist die Vorwürfe zurück und kündigt rechtliche Schritte an.
Auf Nachfrage ordnet Strich das nun ganz anders ein. Eine Ansage pro Infront sei erst erfolgt, als die Ufa-Offerte bereits vom Tisch war. Bei den drei fast identischen Angeboten von Branchenriesen sei der Zuschlag für den vertrauten Partner Infront klar gewesen, so Strich.
Problematisch ist, dass sich offenbar nicht verifizieren lässt, wer wirklich was gesagt hat. Denn Strich und andere von Esecon Befragte sagen unabhängig voneinander, es seien weder Mitschnitte ihrer Anhörungen angefertigt noch Gesprächsprotokolle zur Unterzeichnung vorgelegt worden.
Esecon-Berater war früher bei UFA
Heikel an der Esecon-Untersuchung ist zudem ein möglicher Interessenkonflikt. Denn der Sportmarketing-Experte Stefan Felsing räumt auf wiederholte Anfrage ein, dass er 2019 bis Ende Oktober Esecon beraten habe, allgemein Fachliches, aber es sei auch um Geschäftsbeziehungen des DFB gegangen. Felsing ist allerdings 2013 Topmanager bei UFA Sports gewesen. Jener Agentur, die mit ihrer Kampfofferte an Infront gescheitert war. Der DFB und Esecon wollten sich auf Fragen dazu nicht äußern.