Der umstrittene Spitzenfunktionär Rainer Koch wird künftig nicht mehr im Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes sitzen. Der viel kritisierte 63-Jährige unterlag am Freitag auf dem DFB-Bundestag in Bonn bei der Wahl zum Vizepräsidenten seiner Gegenkandidatin Silke Sinning.
Sinning gehörte zum Team des bei der zuvor erfolgten Wahl des neuen DFB-Präsidenten unterlegenen Peter Peters. Dennoch trat die promovierte Sportwissenschaftlerin danach gegen Koch an und gewann die Abstimmung mit 163:68 Stimmen. "Ich war überwältigt", sagte Silke Sinning im Deutschlandfunk. Eigentlich habe sie nur ein Achtungsergebnis erzielen und auf die Wichtigkeit einer demokratischen Wahl hinweisen wollen.
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Sie habe überhaupt erst am Morgen des Bundestags endgültig entschieden, auch dann anzutreten, wenn Peter Peters zuvor seine Wahl verliert. "Ich muss jetzt erst einmal selber meinen Platz finden, muss Gespräche suchen mit allen Beteiligten dort. Alle sind sehr offen auf mich zugekommen. Ich denke, das wird eine gute Zusammenarbeit werden", sagte die Sportwissenschaftlerin bezogen auf die zukünftige Partnerschaft mit dem neuen Präsidenten Bernd Neuendorf.
"Sicherlich ist es ein Neuanfang, wenn man einen neuen Präsidenten hat. Da sind schon viele neue Gesichter. Ob es dann ein Neuanfang werden kann, das wird sich erst in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Das wird sicherlich keine einfache Aufgabe", so Sinning weiter.
Der Deutsche Fußball-Bund war zuletzt vor allem durch negative Schlagzeilen aufgefallen. So hatte es erst kurz vor dem Bundestag erneut eine Hausdurchsuchung der Staatsanwaltschaft beim DFB gegeben. Dabei ging es um einen ominösen Vertrag mit Berater Kurt Diekmann, der seit Monaten Gegenstand von Debatten ist. Es besteht der Verdacht der Untreue. Auch die Sommermärchen-Affäre um die möglicherweise gekaufte WM 2006 in Deutschland ist nicht aufgeklärt.
Kann der Neuanfang beim DFB gelingen?
"Es ist wichtig, die Vergangenheit aufzuarbeiten, das ist man allen Menschen an der Basis auch ein Stück weit schuldig,", sagte Sinning im Dlf. Es seien scheinbar viele Fehler gemacht worden. "Die kann man nicht mehr ändern, aber man kann aus den Fehlern lernen. Und das finde ich auch wichtig für einen Neuanfang, das man deutlich macht, die Fehler, die in der Vergangenheit passiert sind, die haben wir erkannt und da hoffen wir drauf, dass uns diese Fehler nicht noch mal passieren."
Sinning sprach auch darüber, dass es viele gute Projekte im DFB gebe, aber dann oft die Umsetzung vor Ort an der Basis scheitere. "Bei den Projekten muss man eher vor Ort ansetzen", forderte sie. Es reiche nicht, wenn man sich kluge Dinge in der Zentrale in Frankfurt ausdenke. Sonst würden Projekte vor Ort scheitern, weil die Vereine sich überfordert fühlen oder weil sie zu wenig Betreuer oder Trainer haben.