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Probleme beim DFB
"Es muss am Umfeld liegen"

Der DFB ist nach der verkorksten WM in Katar in die Aufarbeitung gegangen. Ein externes Expertengremium soll die Weichen für die Zukunft stellen. Medienberater Roland Eitel halte von der Runde "gar nichts". Er vermisse die entsprechende Expertise, sagte er im DLF.

Roland Eitel im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Hans Joachim Watzke und Bernd Neuendorf auf der Tribübne
Hans Joachim Watzke und Bernd Neuendorf (picture alliance / SvenSimon / Frank Hoermann / SVEN SIMON)
Sportlich ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar gescheitert. Und auch neben dem Platz hat der Deutsche Fußball-Bund in der Debatte um die One-Love-Binde keine gute Figur abgegeben. Geschäftsführer Oliver Bierhoff musste seinen Platz bereits räumen. Deswegen holt sich der DFB Rat von einem extra aufgestellten Beratungsgremium. Neben DFB-Präsident Bernd Neuendorf und dessen Vize Hans-Joachim Watzke komplettieren Karl-Heinz Rummenigge (Ex-Vorstandschef FC Bayern München), Matthias Sammer (Externer Berater Borussia Dortmund), Oliver Mintzlaff(Geschäftsführer Red Bull), Oliver Kahn (Vorstandschef FC Bayern) und Rudi Völler (Geschäftsführer Bayer Leverkusen) dieses Gremium. Sie sollen sich anderthalb Jahre vor der Europameisterschaft in Deutschland ausschließlich um die sportlichen Belange kümmern.
"Ich halte wenig bis gar nichts davon", sagte der Medienberater und Krisenmanager Roland Eitel im Deutschlandfunk in Bezug auf das Gremium. "Im Fußball hat man Personen und sucht für die einen Job. Aber eigentlich müsste man für einen Job Personen suchen. Das ist der Unterschied zur Wirtschaft. Das hat mich schon in meiner Hoffnung auf eine gute EM weit zurückgeworfen." Eitel war bereits für die Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann und Joachim Löw aktiv.

Nähe zu Fans als Schwachstelle

Es gehe nun darum, die Schwachstellen zu definieren und dann "Experten zu holen, die diese Schwachstellen beseitigen", so Eitel. Die Schwachstellen seien die "fehlende Nähe zu den Fans, keine Energie, Freude, Spaß, Ehrlichkeit, ein bisschen Demut. Und da sehe ich halt niemanden, der diese Probleme lösen kann." Die Spieler würden nur in Nationalmannschaft schlecht spielen, nicht im Verein, so Eitel. "Dann muss es ja am Umfeld liegen. Da weiß ich jetzt nicht, ob das die geeigneten Experten sind."
Vor allem die Nähe zu den Fans wiederherzustellen, traue Eitel dem Gremium nicht zu. "Wo soll die Expertise herkommen? Von RB Leipzig, einem Verein mit zwölf Mitgliedern? Von Leverkusen?" Vereine wie der SC Freiburg oder Union Berlin, "die das jeden Tag praktizieren, spielen gar keine Rolle im deutschen Fußball. Das ärgert mich. Wenn wir nicht da hingehen, wo die richtig gute Arbeit geleistet wird, wird es auf Dauer schwer."
Stattdessen seien die Mauern um die Nationalmannschaft in der Vergangenheit immer größer geworden. "Alle Mannschaften versprühen mehr Nähe, mehr Sympathie. Angefangen hat das Dilemma der DFB-Elf mit den verdunkelten Scheiben am Mannschaftsbus."

Glaubwürdigkeit laut Eitel höchstes Gut

Das Wichtigste Gut im Fußball sei heutzutage die Glaubwürdigkeit, sagte Eitel. "Und wenn ich dran denke, wie viel Workshops mit Amnesty International, mit Human Rights Watch es mit den Spielern gab. Und am Ende diskutieren wir am Abend vor dem Spiel, was wir jetzt machen. Das ist ja Wahnsinn."
Dabei gebe es Personen mit Expertisen, die seien da, sagte Eitel. Jürgen Klopp zum Beispiel habe "absolute Expertise, wie man mit Menschen umgeht. Ralf Rangnick, der eine Jugend- und Trainerausbildung auf die Beine stellen kann. Aber wir fallen immer wieder in die alten Muster zurück."
Nationen wie Frankreich oder Argentinien würden es schaffen, dass selbst hochbezahlte Spieler wie Kylian Mbappé oder Lionel Messi, "wenn der Schiedsrichter pfeift, richtig rennen", sagte Eitel. "So war es in Deutschland 2006 und 2014 und seitdem ist es einfach weg, verloren gegangen. Und es muss ja am Umfeld liegen. Es muss ja an der Atmosphäre liegen."

"Alle Kräfte müssen mitwirken"

Nun gehe es darum, die Ansprüche hochzuhalten und "alles dafür zu tun", diese Ansprüche auch zu erfüllen. "Wenn man das erreichen will, müssen alle Kräfte mitwirken, so wie es 2004 war. Da haben alle Kräfte mitgewirkt: Politik, Sport. Da gab es Unterstützung von allen. Aber da gibt es so viele unterschiedliche Interessen. Deswegen ist meine Befürchtung, dass man jetzt ein bisschen Schadensbegrenzung macht und in vier Wochen geht es wieder normal weiter."
2004 habe mit Jürgen Klinsmann nicht nur ein Trainer, sondern ein Reformator angefangen, so Eitel. "Und er hatte mit Gerhard Mayer-Vorfelder großartige Unterstützung. Und man hat die Dinge gegen Widerstände durchgezogen. Heute denke ich, wenn irgendwo mal was in der Zeitung steht, bricht beim DFB direkt Panik aus."