Nach Protesten im Profifußball
DFL bricht Gespräche mit Investor ab

Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat auf seiner außerordentlichen Sitzung einstimmig entschieden: Die Gespräche mit dem verbliebenen Investor CVC werden nicht weitergeführt. Das endgültige Aus für Investoren dürfte das aber nicht sein.

Von Julian Tilders |
    Proteste bei der Bundesliga-Begegnung zwischen dem FC Augsburg und Bayern München.
    Die letzten Wochen boten viele Bilder von Fan-Protesten in den Stadien der 1. und 2. Fußball-Bundesliga gegen den geplanten Investorendeal der DFL. (IMAGO / Sven Simon / IMAGO / Frank Hoermann / SVEN SIMON)
    Hans-Joachim Watzke, Sprecher des DFL-Präsidiums, wurde am Mittwoch (21.02.2023) in einer Mitteilung so zitiert: "Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich." Zuletzt hatte es massive Proteste der Fanszene in den Stadien gegeben, die teils lange Spielunterbrechungen nach sich zogen. Im Nachgang forderten auch mehr und mehr Vereine eine Neuabstimmung.
    Mit CVC, bereits in der französischen Ligue 1 investiert, war laut DFL zuletzt nur noch ein Bieter im Rennen. Zuvor war Blackstone, eine Investmentgesellschaft aus den USA, ausgestiegen. Grund waren laut den Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters die Fan-Proteste und das Zaudern einiger Vereinsfunktionäre, wodurch sich das Verfahren weiter in die Länge zöge. Die DFL sprach auf Anfrage dagegen hohe Anforderungen an, die man den potenziellen Partnern gestellt habe.

    DFL-Spitze sieht "Integrität des Wettbewerbs" gefährdet

    Nach der Präsidiumssitzung begründete Ligaboss Watzke in der Erklärung der DFL die Entscheidung so: "Auch wenn es eine große Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft gibt: Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe, die nicht nur innerhalb des Ligaverbands zwischen den Clubs, sondern teilweise auch innerhalb der Clubs zwischen Profis, Trainern, Clubverantwortlichen, Aufsichtsgremien, Mitgliederversammlungen und Fangemeinschaften für große Auseinandersetzungen sorgt, die mit zunehmender Vehemenz den Spielbetrieb, konkrete Spielverläufe und damit die Integrität des Wettbewerbs gefährden."
    Zwar betonte die DFL in der Mitteilung, "die Abstimmung am 11. Dezember 2023, die eine 2/3-Mehrheit für ein Abschlussmandat des Präsidiums ergeben hat", sei nach Einschätzung von Juristen rechtswirksam. Allerdings stellte Ligaboss Watzke klar: "Gleichwohl darf nicht verkannt werden, dass es diesem Votum aufgrund der Vorgänge um Hannover 96 an breiter Akzeptanz fehlt. Darüber hinwegzugehen, darf vor dem Hintergrund des hohen Guts, das wir mit der 50+1-Regel in unseren Händen halten, nicht unser Ansatz sein. Das DFL-Präsidium steht einmütig zur 50+1-Regel."

    Konflikt mit Fans wegen Martin Kinds Stimme

    Schnell wurde nach dem Votum im Dezember 2023, das genau die erforderlichen 24 "Ja"-Stimmen brachte, im Zuge der Veröffentlichung der „Nein“-Stimmen von zehn Klubs zu Hannover 96 geschaut. Der Verein hatte Geschäftsführer Martin Kind die Anweisung gegeben, mit „Nein“ zu stimmen. Im Rahmen der 50+1-Regel ist der Stammverein weisungsbefugt gegenüber der ausgegliederten GmbH, bei der die Fußballprofis angestellt sind. Ob Kind der Weisung gefolgt ist, ist nicht klar. Die Abstimmung erfolgte geheim.
    Kind bekräftigte auch Mitte Februar 2024 in der ARD-Sendung „Hart aber fair“, er wolle sich dazu nicht äußern. Dass andere ihr Abstimmungsverhalten öffentlich gemacht haben, bezeichnete er als unprofessionell. Zwischen dem 79-jährigen Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH und dem Stammverein schwelt seit Jahren ein Konflikt, weshalb der Verdacht besteht, dass sich die Mehrheit für den Investorendeal auf ein „Ja“ von Kind stützt.
    Grundsätzlich gab es Vorbehalte vieler Fans gegen Investoren im Allgemeinen, speziell entzündeten sich die teils massiven Proteste in den Stadien aber an der Intransparenz der geheimen Abstimmung und Martin Kinds Schweigen zu seiner Stimme. Dadurch stand der Verdacht auf einen Verstoß gegen die 50+1-Regel im Raum, deren Aushöhlung die Fans und Teile der Klubs befürchteten.

    Neue Abstimmung über Investorendeal keine Option

    Weitere Abstimmungen – Teile der Vereine hatten ein neues, transparentes Votum gefordert – würden nach Ansicht des Präsidiums um Watzke "keine Lösung des Problems" bringen. Es sei nun das vorrangige Ziel der DFL, "weitere rechtliche Fragen" und "Auseinandersetzungen" zu vermeiden und "zu einem geordneten Spielbetrieb zurückzukehren". Der Investorenprozess werde deshalb nicht forgesetzt und zum Abschluss gebracht.

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