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Auch ohne Investor
DFL träumt weiter von eigener Streaming-Plattform

Trotz des geplatzten Investoren-Deals hält die DFL an den Plänen für eine eigene Streaming-Plattform fest. Unter anderem verspricht sich die Liga mehr Möglichkeiten in der Auslandsvermarktung. Ein großes Fragezeichen steht hinter der Finanzierung.

Von Piet Kreuzer |
Durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro erlöst die Deutsche Fußball Liga zwischen 2021 und 2025 durch den Verkauf der TV-Rechte.
Durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro erlöst die Deutsche Fußball Liga zwischen 2021 und 2025 durch den Verkauf der TV-Rechte. (IMAGO / Herbert Bucco / IMAGO / Herbert Bucco)
Eine Art Netflix für die Bundesliga – das ist immer noch der Traum der Deutschen Fußball Liga. Statt fiktionaler Serien würde die DFL auf dem eigenen Streamingdienst die Spiele aus der Bundesliga zeigen – und womöglich weitere Inhalte rund um die Liga.

Formel 1 als mögliches Vorbild

Ein Vorbild könnte die Formel 1 sein. Dort können Fans einen Formel-1-Pass erwerben. Wer diesen Pass kauft, erhält exklusiven Zugang zu Interviews mit Fahrern oder Renn-Analysen. Damit bindet die Rennserie ihre Hardcore-Fans, erläutert Tobias Fröhlich von der Digitalagentur Teravolt.
Auch in Deutschland, wo die Lizenzen an ein Medienunternehmen vergeben sind: „Die Formel 1 lizensiert dann an einen Sender wie Sky zum Beispiel ein bestimmtes Rechtepaket mit allen Rennen und zu jedem Rennen fünf verschiedene Kameras und eine bestimmte Datentiefe. Der Superfan, der Premium-Fan, kriegt bei F1.tv alle Kameraperspektiven, die es gibt.“
So eine digitale Plattform kann der Rechtehalter in Eigenregie aufbauen. Das kann dann einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Prominentes Beispiel ist die National Football League NFL mit ihrem League Pass, den sie ursprünglich selbst aufgelegt hatte. Jetzt hat die US-Profiliga einen Zehn-Jahres-Vertrag mit dem Streaming-Dienst DAZN abgeschlossen.

NFL arbeitet mit DAZN zusammen

DAZN übernimmt den Vertrieb außerhalb der USA. Die Verantwortlichen der NFL sind nämlich zu dem Schluss gekommen, dass es besser sei, mit einem internationalen Partner zusammenzuarbeiten. Das könnte auch ein Zeichen für die Bundesliga sein.
"Und wenn wir jetzt überlegen, dass die fortschrittlichste Liga der Welt den Schritt eben andersrum geht und sagt ja, wir haben das versucht, wollten das machen, weil das strategische grundsätzlich ein sinniger Gedanke ist, das zu versuchen. Aber wenn wir wirklich seriös international wachsen wollen, dann tun wir uns doch besser mit einem Partner zusammen", sagt Felix Krause, DAZN-Strategiechef für den deutschsprachigen Raum.
Bei so einer Zusammenarbeit könnten sich alle Partner auf ihre Stärken konzentrieren. "Jeder macht das, was er am besten kann. Die NFL stellt den Content zur Verfügung und kümmert sich darum, dass der Spielbetrieb organisiert ist."
DAZN sorgt hingegen für die kostenintensive Infrastruktur. In mehr als 200 Ländern betreibt der Streamingdienst eine technische Plattform. "Das ist natürlich nicht einmal hingestellt, und dann bleibt das einfach da, sondern das muss man ja weiterentwickeln, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben und vor allen Dingen auch den Betrieb sicherstellen."

Marketing und Vertrieb weitere Kostenfaktoren

Der technische Support ist nicht der einzige Faktor, in den ein Plattforminhaber ständig investieren muss. Weitere Kostenfaktoren sind das Marketing und der Vertrieb.
Die Zusammenarbeit mit der NFL soll für DAZN kein Einzelfall bleiben, der Streamingdienst strebt weitere Kooperationen an. DAZN-Finanzchef Darren Waterman bringt laut britischen Medien ein Modell nach dem Vorbild des NFL-Passes auch für die englische Premier League ins Spiel. "Grundsätzlich gibt es da sicherlich ein gewisses Interesse, diesem Modell der NFL zu folgen", sagt dazu Strategiechef Krause.
Aber auch andere Ligen wie beispielsweise die Deutsche Fußball Liga könnten dieses Modell prüfen.

DFL muss mit weniger Geld auskommen

Denn die DFL-Geschäftsführung muss die Plattform mit weniger Geld realisieren, nachdem der Investoren-Deal im Mai nicht die notwendige Mehrheit unter den Vereinen erreicht hatte. Ein Teil des Investoren-Geldes sollte nämlich in eine neue Streaming-Plattform fließen.
Die DFL-Geschäftsführung hat das Ziel aber nicht aufgegeben, im Gegenteil. Die Suche nach neuen Finanzierungswegen läuft. DFL-Geschäftsführer Marc Lenz will mit einer digitalen Plattform die Fans stärker an die Bundesliga binden.
Auch bei der Auslandsvermarktung würden sich neue Möglichkeiten ergeben. Im Ausland nimmt die Bundesliga bisher deutlich weniger ein als andere europäische Top-Ligen. "De facto hätten wir eine strategische Option, wenn Märkte sich nicht entwickeln", so Lenz. 
Ähnlich sieht es auch Digitalexperte Tobias Fröhlich: "Irgendwo wird die DFL dort auch ihren Markt finden. Entweder bei Super-Fans oder auch bei einfach nur normalen Fans, die vielleicht nicht ganz so viel bezahlen. Aber es geht darum, dass man Abos mit Fans der Bundesliga in der ganzen Welt abschließen kann."