Geplatzter Investoren-Deal
Euphorie bei Fans, Kritik von Bundesliga-Managern

Das Scheitern des Investoren-Deals bei der Deutschen Fußball-Liga wird bei den Fans euphorisch aufgenommen. Aus den Reihen der Liga-Manager gibt es Selbstkritik, aber auch den Wunsch nach einem neuen Anlauf.

Von Matthias Friebe | 22.02.2024
Proteste von Fans des 1. FC Nürnberg während des Zweitliga-Spiels gegen den 1. FC Kaiserslautern gegen den geplanten Investoren-Einstieg
Fußball-Fans, wie hier in Nürnberg, feiern das Scheitern des Investoren-Deals bei der DFL als Erfolg (IMAGO / Zink)
Für die Fans war die Ankündigung der DFL, den Investorenprozess zu stoppen, natürlich ein Grund zum Feiern: "Der deutsche Fußball gehört am Ende immer noch den Mitgliedern. Das ist durch diesen Prozess sehr klar geworden. Deswegen ist der heutige Tag ein großer Tag für den deutschen Fußball", freute sich Thomas Kessen, Sprecher des Fan-Bündnisses "Unsere Kurve", über die für viele zu diesem Zeitpunkt überraschende Entscheidung.

Fanforscher Lange: "Druck der Fans war mächtig"

Die wochenlangen Proteste mit Schokotalern, Tennisbällen und Co. haben ihre Wirkung gezeigt. "Der Druck war mächtig", analysiert Fanforscher Harald Lange von der Uni Würzburg im Deutschlandfunk. "Es ist den Fans gelungen, die Dramaturgie der Spiele so zu stören, dass sich inzwischen sogar Spieler und Trainer beschwert haben, sie können gar keine Atmosphäre, keine Spannung mehr aufbauen, weil das Spiel dauernd unterbrochen wird."
Hinzu sei dann die Einsicht bei den DFL-Bossen gekommen, so Lange, dass man diesen Druck jetzt nur beenden könne, wenn man die Investorenpläne vom Tisch nimmt. Und genau das ist dann am Mittwochnachmittag auch geschehen.
Einstimmig fällt das Liga-Präsidium um Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke den Beschluss. "Entscheidend ist aber, dass ich auch viele Nachrichten in den letzten 48 Stunden bekommen habe, dass die Clubs sagen, wir halten das nicht mehr durch und deshalb hab' ich heute persönlich auch dem Präsidium vorgeschlagen, dass wir an dieser Stelle den Prozess auch abbrechen."
Die Liga stehe vor einer Zerreißprobe, so Watzke weiter. Das steht sie schon länger: Mit dem knappst möglichen Ergebnis, mit der exakt erreichten Zwei-Drittelmehrheit, war die Entscheidung im Dezember getroffen worden.

Bochum-Manager Kaenzig: "Bei uns springt keiner vom Stadiondach"

Zu den 24 Ja-Stimmen zählte der VfL Bochum. Manager Ilja Kaenzig sagte gestern Abend bei einer Veranstaltung des Deutschen Fußballmuseums, unmittelbar nach dem Platzen der Investorengespräche, "dass es kulturell nicht passt. In Deutschland ist der Fußball Volkssport. Und das hat das Volk ganz klar geäußert."
Er sehe das ganze aber emotionslos, so Kaenzig weiter, das gehöre zum Geschäft. "Also bei uns springt keiner vom Stadiondach, weil der Deal nicht zustande gekommen ist."
Anders als Kaenzig und der VfL Bochum war Union Berlin immer gegen den Deal. Club-Manager Oliver Ruhnert bezeichnete den DFL-Beschluss im rbb als eine Entscheidung, "die dringend notwendig war. Aufgrund der letzten Wochen ist es sicherlich jetzt Zeit gewesen, sich final zu äußern". Der Prozess habe dazugeführt, dass auch die Menschen, die die Spiele am TV verfolgen, gesagt haben, dass es so nicht weiter gehen könne.

Kritik aus der Liga am Investoren-Prozess: "Intransparent, nicht demokratisch"

Auch ligaintern könne es so nicht weitergehen, kann man aus Ruhnerts Worten heraushören, der die DFL für das Verhalten in der Investoren-Causa scharf kritisierte. "Hier geht es darum, dass man intransparent gehandelt hat, dass Menschen das Gefühl hatten, dass man sie nicht mitgenommen hat und dass die Abstimmung, so wie sie war, nicht demokratisch war."
Für 20 Jahre wollte die DFL acht Prozent der Medienerlöse abtreten und dafür jetzt eine Milliarde Euro kassieren. Die Gespräche mit Investor CVC waren weit fortgeschritten. Dieses Konstrukt ist jetzt also gescheitert. CVC wollte sich dazu nicht äußern.

Watzke: "Müssen ganz neu anfangen"

Von vielen Seiten wird jetzt betont, dass man versuchen müsse, besser zu kommunizieren und alle Beteiligten, besonders auch die Fans, in einem neuen Prozess besser mitzunehmen. Denn, das ist klar, den wird es in jedem Fall geben. Wann und wie muss sich noch zeigen, das Investoren-Thema ist grundsätzlich aber noch nicht vom Tisch.
"Wir müssen mal ganz neu anfangen", kündigte Liga-Chef Watzke direkt an. "Die meisten werden schon sehen, dass wir irgendwie was machen müssen, wenn wir uns als Bundesliga im Ausland besser präsentieren und vermarkten wollen."
Das kann aber nur gelingen, so Fanforscher Harald Lange im Deutschlandfunk, wenn vorher eine Frage gestellt werde: "Welchen Fußball wollen wir eigentlich? Diese Debatte wird meines Erachtens nicht geführt, und sie müsste dringend werden auf allen Ebenen, mit allen Kontroversen, die da dranhängen. Weil aus dieser Debatte heraus kann man sicher auch adäquate Finanzierungsmodelle entwickeln."