Streit zwischen DFL und DAZN
Christian Seifert als Mediator?

Der Streit zwischen der DFL und dem Streamingdienst DAZN um die Vergabe der Medienrechte eskaliert weiter - zu Lasten der Vereine. Der ehemalige DFL-Vizepräsident Wolfgang Holzhäuser schlägt nun Ex-DFL-Chef Christian Seifert als Mediator vor.

Von Piet Kreuzer |
Ein Mikrofon von DAZN liegt auf dem Rasen.
Der Streamingaanbieter DAZN fühlt sich in der Rechtevergabe der DLF ungerecht behandelt und hat rechtliche Schritte angekündigt. (IMAGO / Giuseppe Maffia / IMAGO / Giuseppe Maffia)
Im Juni gibt es für die Vereine in Bundesliga und 2. Liga weniger Geld. Statt 127 Millionen Euro zahlt die Deutsche Fußball-Liga nur 47 Millionen aus. 80 Millionen fehlen, sie werden von den Medienpartnern erst später ausgezahlt. Schon im April und auch im Mai können die Monatszahlungen an die Clubs nur durch DFL-Kredite in geplanter Höhe geleistet werden.
Auch DAZN, das seit Beginn der Auktion der neuen Rechte mit der Liga im Clinch liegt, räumt ein, mit der DFL spätere Zahlungstermine vereinbart zu haben. Die anderen säumigen Zahler sind unbekannt. Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Streitigkeiten noch brisanter.

Holzhäuser: "Möglichst bald eine Lösung finden"

„Man sollte im Sinne der Vereine schon versuchen, möglichst bald eine Lösung in dieser Streitigkeit zu finden", sagt Wolfgang Holzhäuser. Von 2004 bis 2007 war der ehemalige Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen selbst DFL-Vizepräsident, kennt die Liga immer noch sehr gut. „Die Vereine kalkulieren ja nicht für eine oder zwei Spielzeiten, sondern in der Regel auch mittel- und langfristig. Und es ist einfach unklug für die Vereine und für die DFL, wenn man das auf die lange Bank schieben müsste. Was ja bei einer juristischen Auseinandersetzung der Fall sein wird.“
Porträt von Wolfgang Holzhäuser.
Wolfgang Holzhäuser war von 2004 bis 2007 DFL-Vizepräsident und von 2004 bis 2013 Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen. (imago images / Fotostand / Fotostand / Dietrich via www.imago-images.de)
Eine schnelle Lösung ist derzeit aber nicht in Sicht. Der Streit zwischen DFL und DAZN eskaliert von Tag zu Tag weiter. Entzündet hatte sich alles bei der Vergabe des wichtigsten TV-Rechts der Liga. Das sogenannte Paket B umfasst zwei Drittel der Spiele, darunter den Samstagnachmittag. DAZN fühlte sich benachteiligt und wirft der Liga inzwischen auch eine mangelnde Reaktion auf die vorgebrachte Beschwerde vor.
Juristische Schritte sind angekündigt: "Der Rechtsweg kann sich über Jahre hinziehen, beginnend mit einer Klage vor einem Schiedsgericht und möglicherweise über mehrere Instanzen vor deutschen Zivilgerichten ggf. unter Einbeziehung des Europäischen Gerichtshofs"

DFL sieht sich für Verfahren gut aufgestellt

Die Deutsche Fußball-Liga gibt sich nach außen gelassen. Die Angebote von DAZN seien nicht ausschreibungskonform und wurden deswegen bei der Vergabe nicht berücksichtigt, teilt die Liga mit. Man moniert eine fehlende Bankbürgschaft. Dass die inzwischen vorliegt, ändere nichts daran. Entsprechend der Regeln des Verfahrens sei das Paket an einen anderen Bieter vergeben worden.
In einem DFL-Statement heißt es: „Sollte DAZN die Schiedsklage einreichen, ist die DFL für ein solches Verfahren gut aufgestellt. Die DFL erwartet im Sinne zügiger Prozess- und Rechtssicherheit, die im allseitigen Interesse liegt, dass alle Beteiligten einen Schiedsspruch als endgültig und abschließend akzeptieren.“
Ein frommer Wunsch: Nach Deutschlandfunk-Informationen will sich DAZN aus der Ausschreibung für die anderen Pakete zurückziehen, solange das Rechtepaket B dem Streamingdienst nicht zugesprochen wird. Schließlich habe DAZN über die Laufzeit von vier Jahren rund 1,6 Milliarden Euro geboten, nach eigener Aussage rund 300 Millionen Euro mehr als die Konkurrenz.

Holzhäuser schlägt Seifert als Mediator vor

Um den gordischen Knoten zu durchschlagen, schlägt Ex-Funktionär Wolfgang Holzhäuser einen Mediator vor. „Es muss sicherlich jemand sein, der auf beiden Seiten und allgemein eine ausgesprochene Autorität hat, Autorität ausstrahlt. Er muss aus der Materie kommen und der Fachkompetenz besitzen und aber in der Lage sein zu vermitteln. Uns da fällt mir Ad-hoc eben wirklich nur der Christian Seifert ein. Der über viele Jahre auch sehr erfolgreich derartige Ausschreibungsverfahren begleitet hat. Ich glaube, das wäre einer, der sowohl von DAZN als auch von DFL akzeptiert werden könnte.“
Bis 2022 war Seifert Liga-Chef, verantwortete auch die Vergabe der noch laufenden Rechteperiode. Inzwischen führt er mit Dyn einen Streamingdienst für Sportarten abseits des Fußballs.
Überraschend ruhig verhalten sich die Vereine aus Liga 1 und 2. Schließlich sind sie am meisten betroffen, denn die Einnahmen aus den Medienrechten sind wesentliche Bestandteile des Budgets. Es warten schwierige Wochen und Monate, sollte der Streit nicht gelöst werden.