Zweiter Versuch nach dem Abbruch der Auktion im Frühjahr. Klappt dieses Mal alles reibungslos? "Davon gehe ich nicht aus, dass die ganzen Streitigkeiten auch vom Tisch sind", sagt der Kartellrechtsexperte Mark E. Orth. Für ihn ist es höchstwahrscheinlich, "das eine der beiden oder auch beide Bieter noch vor ein staatliches Gericht ziehen oder auch noch einmal vor ein Schiedsgericht ziehen, weil die DFL die erste Auktion unberechtigt abgebrochen hat. Das ist schon ein Missbrauch marktbeherrschender Stellung."
Das würde die Liga enorm unter Druck setzen. Weitere juristische Auseinandersetzungen könnte zum zeitlichen Problem werden. Sogar zu einer Katastrophe, so zumindest formuliert es Medienwissenschaftler Marcus Bölz von der Fachhochschule des Mittelstandes: "Weil im März kommenden Jahres müssten eigentlich schon die Etats und die Lizenzierung für die kommende Saison entstehen. Und wie wir alle wissen, ist für die Vereine oder für die allermeisten Vereine ja die Medieneinnahmen der wichtigste Einnahmepunkt, um seinen Spielbetrieb zu finanzieren."
Fokus auf der DFL vor zweiter Auktionsrunde
Vor dem Beginn der zweiten Auktionsrunde fokussiert sich deshalb viel auf die DFL und ihre Fehler in Runde eins, die die juristischen Streitereien erst möglich gemacht haben. "Problem heißt, ein Bieter reichte ein Angebot ein, sagt die Bedingungen sollen für mich nicht gelten. DFL geht auf den Bieter zu und verlangt noch einmal eine zusätzliche Kondition, die in den Auktionsunterlagen so nicht vorgeschrieben waren."
Nach Deutschlandfunk-Informationen geht es dabei um die Bankbürgschaft, die die DFL kurzfristig von DAZN verlangt hatte, obwohl sie nach Ausschreibungsunterlagen erst im Januar fällig gewesen wäre. DAZN hatte in einem Schiedsverfahren teilweise Recht bekommen, deshalb jetzt der Neubeginn der Auktion.
Kartellrechtsexperte Orth wundert sich über den bisherigen Ablauf: "Und da ist es erstaunlich, dass das Bundeskartellamt dann eben nicht eingeschritten ist, als es zu diesen Problemen gekommen ist."
DFL hofft inzwischen auf höhere Erlöse
Denn das Kartellamt überwacht die Vergabe der Rechte schließlich. Bei der DFL um die Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel redet man sich die Lage bisher schön, ist der Eindruck. Inzwischen hofft man bei der Liga, mehr zu erlösen, weil ja jetzt die beiden Bieter um das begehrte Rechtepaket B, Sky und DAZN, die Gebote des anderen kennen.
In Runde eins hatte DAZN 400 Millionen Euro pro Saison geboten, 80 Millionen Euro mehr als die Konkurrenz. Jetzt wolle man weniger bieten, das zumindest lässt DAZN im Vorfeld der Vergabe verbreiten in der Branche. International erschließt der Streamingdienst gerade neue Finanzquellen. Wie die Agenturen Bloomberg und Reuters berichten, steht DAZN vor dem Verkauf von zehn Prozent seiner Anteile für ungefähr eine Milliarde US-Dollar.
Favorit ist der saudi-arabische Staatsfonds. Konkurrent Sky gilt dagegen als finanziell angeschlagen, wie Medienwissenschaftler Bölz beschreibt: "Es wurden Verluste in Deutschland und Italien geschrieben, und zwar in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Dazu muss man erwähnen, dass sich in Deutschland noch nie wirklich gut refinanziert hat. Man braucht allerdings die Bundesliga als Zugpferd um überhaupt Kunden zu generieren."
Bölz: "Sky steht unter enormem Druck"
Dazu kommt noch Ärger von Sky Media UK mit Partnern in Großbritannien, dort muss der Konzern mehrere hundert Millionen Pfund zurückzahlen, nachdem die Werbeeinnahmen falsch berechnet wurden. "Das heißt Sky steht unter enormem Druck. Auf der einen Seite brauchst du wirklich händeringend diese Bundesliga-Rechte auf dem zentralen Markt in Mitteleuropa und auf der anderen Seite hast du wirklich deutliche Verluste zu schreiben", so Bölz.
Kommendes Jahr endet zudem der Vertrag mit HBO, das große Teile des Sky-Programmes liefert. Serien wie „Game of Thrones“ gehören zu diesem Portfolio. 2026 soll auch in Deutschland der Streamingdienst MAX von Warner Brothers Discovery an den Start gehen und der soll dann die heiß begehrten Inhalte der Konzernschwester HBO ausstrahlen. Bedeutet alles in allem einen riesigen Druck für Sky.
Bölz: "Also für Sky muss man klipp und klar sagen, sind die Bundesliga-Rechte natürlich sehr, sehr wichtig. Man hat nicht so viel anderen internationalen Topsport wie DAZN das hat, und jetzt ist allerdings in den letzten Wochen und Monaten einiges aufgelaufen. Ja, und das bedeutet natürlich für DAZN eine Riesenchance, sozusagen den direkten Konkurrenten abzuschütteln."
Der Show-Down zwischen den Pay-Anbietern entscheidet also eventuell auch über die Zukunft von Sky. Das dürfte auch eine Rolle spielen bei der Frage, ob die DFL wirklich wie erhofft noch einmal in die Nähe der 1,1 Milliarden Euro kommt, die es bisher gibt.