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Diabetes Typ 2
Frau und Mann sind nicht gleich

Zwischen den Geschlechtern gibt es viele Unterschiede. Überraschenderweise auch, wenn es um den Typ2 Diabetes geht: Ob es die Diagnose betrifft, die Behandlung oder die Lebenserwartung: Frauen mit diesem Diabetes-Typ schneiden schlechter ab als Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Von Christina Sartori |
Eine Diabetikerin spritzt sich Insulin
Gleiche Krankheit, unterschiedliche Folgen für Mann und Frau (Imago)
Auf den ersten Blick ist es egal, ob ein Mensch mit Typ 2 Diabetes ein Mann oder eine Frau ist, sagt Prof. Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Uni Klinikum Düsseldorf:
"Der Diabetes als solches, die Erkrankung wird ja diagnostiziert anhand des erhöhten Blutzuckers und der ist geschlechtsunabhängig. Die Kriterien für die Diagnose sind dieselben, die Kriterien der Behandlung sind derzeit auch noch identisch und dieselben."
Unterschiede bei Diagnose und Behandlung
Aber – fügt Michael Roden hinzu: Auf den zweiten Blick zeigen sich dann deutliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Typ 2 Diabetikern:
"In der Intensität, in der Entwicklung von Spätkomplikationen und im Umgang mit der Erkrankung."
Schon wenn es um die Diagnose des Diabetes geht, zeigt sich: Mann und Frau sind nicht gleich und sollten unterschiedlich behandelt werden, stellt Privatdozentin Julia Szendrödi fest. Sie leitet das Klinische Studienzentrum Deutsches Diabetes-Zentrum in Düsseldorf.
"Es ist gezeigt worden, dass bei Frauen die Vorstufe des Diabetes weniger häufig entdeckt wird, weil die Frauen durch den Nüchtern-Blutzucker nicht so auffällig werden und erst durch eine Provokation durch einen oralen Glukosetoleranztest entdeckt werden. Also erst durch die Gabe von hohen Dosen von Zucker sieht man dann, dass die Frauen den Blutzucker nicht ausreichend senken können und schon eine Vorstufe oder bereits einen manifesten Diabetes haben."
Diabetikerinnen haben höheres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
Nicht nur bei der Diagnose, auch bei den Auswirkungen des Diabetes zeigen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern, sagt Julia Szendrödi. Zum Beispiel, wenn es um das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall geht.
"Es wurde in mehreren Studien schon gezeigt, dass sich die Vorstufe des Diabetes und auch der Diabetes drastischer auswirkt auf die Komplikationen und insbesondere auf vaskuläre Komplikationen bei den Frauen. D.h. Gefäßkomplikationen treten häufiger und früher auf und führen auch dazu das die Sterblichkeit höher ist bei Frauen mit Diabetes im Vergleich zu Männern mit Diabetes."
Was ist anders bei Mann und Frau?
Diese Unterschiede sind zum einen biologisch bedingt: Männer und Frauen haben unterschiedliche Hormonhaushalte, zum Beispiel. Das und andere Faktoren führen dazu, dass bei Frauen mit Typ2 Diabetes Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel und Rauchen, stärker das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen, als bei Männern mit Typ2 Diabetes. Außerdem sind Frauen auch häufiger als Männer schlecht eingestellt. Sie erreichen seltener den erwünschten Blutzuckerwert, Cholesterinspiegel und Blutdruck, als Männer.
"Da ist jetzt die Frage: Woran liegt das? Liegt das an der Interaktion zwischen Arzt und Patientin? Häufig denkt man ja bei den Frauen, dass das Risikoprofil besser ist und würde dann nicht so sehr drauf achten, dass man Blutfett und Blutzucker gut einstellt und darauf hinweist, dass die Frauen nicht rauchen sollen – das andere ist dann aber auch das Verhaltensmuster."
Im Durchschnitt sind Frauen zwar besser informiert bezüglich Gesundheitsthemen und achten darauf, dass Mann und Kinder zum Arzt gehen, Vorsorgemaßnahmen wahrnehmen …
"… aber die Selfcare, um sich selber zu kümmern: Da haben Frauen wirklich ein Defizit."
Frauen anders behandelen als Männer
Ärzte und Diabetesberater sollten daher bei Frauen rigoroser diagnostizieren und die Therapie kontrollieren – aber wissen sie das? Michael Roden:
"Es ist sowohl in der Bevölkerung als auch bei der großen Zahl der Ärzte und Diabetesberaterinnen, ich glaube, wenig intensiv bekannt. Insbesondere das man auf unterschiedliche Symptome achten muss und noch ein Punkt: der Umgang mit der Erkrankung."