"Was wir momentan machen, ist: Symptome zählen - es gibt 18 mögliche Symptome bei ADHS, und wenn ein Kind zwölf davon hat, steht die Diagnose fest. Wir zählen einfach nur Symptome und verkaufen Medikamente. Das ist ADHS."
Lidy Pelsser vom ADHS Research Center in Eindhoven ist damit einfach nicht zufrieden. Zusammen mit ihren niederländischen Kollegen von der Universität Rotterdam hat sie sich auf Ursachensuche begeben und dabei die Ernährung ins Visier genommen. Bei ihrer Studie mit 100 ADHS-Kindern im Alter zwischen vier und acht Jahren bekam die Hälfte eine sogenannte Eliminationsdiät. Sie aßen nur Reis, Gemüse und Fleisch. Alles andere wurde aus dem Speiseplan herausgenommen, "eliminiert". Das Ergebnis:
"Bei den Kindern, die unsere Eliminationsdiät machten, stellten wir fest, dass 64 Prozent aufgrund der Diät keinerlei Probleme mehr hatten. Die Symptome waren vollständig verschwunden und sie verhielten sich wie normale, durchschnittliche Kinder ohne ADHS."
Nach der fünfwöchigen Diät wurde der Einkaufszettel allmählich erweitert - um Kartoffeln, Obst oder Weizenprodukte . So konnten die Forscher herausfinden, bei welchen Nahrungsmitteln die Symptome zurückkehren.
"Wir fanden schließlich bei jedem Kind mehr oder weniger fünf verschiedene Lebensmittel, die ADHS auslösten. Alle anderen Nahrungsmittel stellten kein Problem dar und so konnten wir abschließend den Kindern sagen: Du kannst alles essen außer eben diesen vier oder fünf Produkten."
Welche das sind, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Kann so ein neuer, reduzierter Speiseplan bei ADHS auf Dauer noch eine ausgewogene Ernährung gewährleistet? - Für das niederländische Forscherteam um Lidy Pelsser ist das keine Frage.
"Ich sehe kein Problem, was die Gesundheit angeht, denn es dürfen ja alle notwendigen Nährstoffe gegessen werden. Allerdings: Bestimmte Produkte wegzulassen ist natürlich kein Spaß, und das auf Dauer durchzuhalten, bedeutet Stress und Ärger."
Denn je nachdem sind es genau die Lieblinge, die auf dem Speiseplan auf einmal fehlen. Die süße Limo vielleicht oder die Schokolade und das weiße Brötchen. Für die Eltern durchaus kein Zuckerschlecken, dafür aber wirkungsvoll. Zu dieser Einschätzung der Studienergebnisse kommt auch Prof. Manfred Döpfner, Leiter des ADHS-Zentrums an der Universität Köln.
"Also das Ausmaß der Veränderungen ist extrem groß, zum Teil größer als die von Pharmakotherapie, was sehr, sehr, sehr überraschend ist."
Allerdings gibt er zu bedenken: Die Veränderungen der Kinder wurden von Lehrern, Kinderärzten und Eltern beurteilt. Bei den Eltern könnten Hoffnung und Erwartung eine Rolle bei der Beurteilung gespielt haben.
"Man muss darüber hinaus schauen, ob das auch längere tragende Effekte sind","
meint er einschränkend, aber optimistisch. Schließlich gibt es für sehr junge Kinder mit ADHS oft keine großen Hilfen, solange sie noch zu klein für Medikamente sind, und bei den älteren denkt man natürlich sofort an die Nebenwirkungen. Bei einer Diät wäre das anders.
""Es wäre sehr schön, wenn sie tatsächlich in der Praxis erlaubt, Pharmakotherapie zu vermeiden. Insofern wäre ich sehr dafür, wenn man diese Untersuchung dann tatsächlich noch weitertreibt und weiterrepliziert."
Die niederländischen Autoren der Studie sind dabei, aber schon jetzt pragmatisch. Um die mühselige Suche nach den Nahrungsmitteln, die zur ADHS Symptomen führen, abzukürzen, kamen auf die Idee die sogenannten IgG- und IgE-Werte im Blut der Kinder zu messen. Sie hofften, dass die Menge dieser Antikörper auf vorhandene Allergien hinweist.
"Aber der Bluttest gab uns keine Informationen, welche Nahrungsmittel ADHS bei Kindern hervorrufen. Die Lebensmittel, auf die das Immunsystem mit einem Anstieg der Antikörper IgG und IgE reagierte, waren nicht immer die Schuldigen. Leider. Wir hatten gehofft, mit dem Bluttest die Kinder auf einfache Weise zu diagnostizieren. Aber es hat nicht funktioniert."
So bleibt nur die etwas mühselige Auslassdiät. Bei 64 Prozent der Kinder hat sie Erfolg und deshalb plädiert Lidy Pelsser für eine andere Umgehensweise mit ADHS:
"Es sollte einen Paradigmenwechsel geben. Statt nach der Diagnose von ADHS Medikamente zu geben, sollten wir erst herausfinden, ob die Symptome bei diesen Kindern nicht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zurückgehen."
Nur wenn das nicht der Fall ist, ginge die Suche nach einer anderen Ursache weiter.
Lidy Pelsser vom ADHS Research Center in Eindhoven ist damit einfach nicht zufrieden. Zusammen mit ihren niederländischen Kollegen von der Universität Rotterdam hat sie sich auf Ursachensuche begeben und dabei die Ernährung ins Visier genommen. Bei ihrer Studie mit 100 ADHS-Kindern im Alter zwischen vier und acht Jahren bekam die Hälfte eine sogenannte Eliminationsdiät. Sie aßen nur Reis, Gemüse und Fleisch. Alles andere wurde aus dem Speiseplan herausgenommen, "eliminiert". Das Ergebnis:
"Bei den Kindern, die unsere Eliminationsdiät machten, stellten wir fest, dass 64 Prozent aufgrund der Diät keinerlei Probleme mehr hatten. Die Symptome waren vollständig verschwunden und sie verhielten sich wie normale, durchschnittliche Kinder ohne ADHS."
Nach der fünfwöchigen Diät wurde der Einkaufszettel allmählich erweitert - um Kartoffeln, Obst oder Weizenprodukte . So konnten die Forscher herausfinden, bei welchen Nahrungsmitteln die Symptome zurückkehren.
"Wir fanden schließlich bei jedem Kind mehr oder weniger fünf verschiedene Lebensmittel, die ADHS auslösten. Alle anderen Nahrungsmittel stellten kein Problem dar und so konnten wir abschließend den Kindern sagen: Du kannst alles essen außer eben diesen vier oder fünf Produkten."
Welche das sind, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Kann so ein neuer, reduzierter Speiseplan bei ADHS auf Dauer noch eine ausgewogene Ernährung gewährleistet? - Für das niederländische Forscherteam um Lidy Pelsser ist das keine Frage.
"Ich sehe kein Problem, was die Gesundheit angeht, denn es dürfen ja alle notwendigen Nährstoffe gegessen werden. Allerdings: Bestimmte Produkte wegzulassen ist natürlich kein Spaß, und das auf Dauer durchzuhalten, bedeutet Stress und Ärger."
Denn je nachdem sind es genau die Lieblinge, die auf dem Speiseplan auf einmal fehlen. Die süße Limo vielleicht oder die Schokolade und das weiße Brötchen. Für die Eltern durchaus kein Zuckerschlecken, dafür aber wirkungsvoll. Zu dieser Einschätzung der Studienergebnisse kommt auch Prof. Manfred Döpfner, Leiter des ADHS-Zentrums an der Universität Köln.
"Also das Ausmaß der Veränderungen ist extrem groß, zum Teil größer als die von Pharmakotherapie, was sehr, sehr, sehr überraschend ist."
Allerdings gibt er zu bedenken: Die Veränderungen der Kinder wurden von Lehrern, Kinderärzten und Eltern beurteilt. Bei den Eltern könnten Hoffnung und Erwartung eine Rolle bei der Beurteilung gespielt haben.
"Man muss darüber hinaus schauen, ob das auch längere tragende Effekte sind","
meint er einschränkend, aber optimistisch. Schließlich gibt es für sehr junge Kinder mit ADHS oft keine großen Hilfen, solange sie noch zu klein für Medikamente sind, und bei den älteren denkt man natürlich sofort an die Nebenwirkungen. Bei einer Diät wäre das anders.
""Es wäre sehr schön, wenn sie tatsächlich in der Praxis erlaubt, Pharmakotherapie zu vermeiden. Insofern wäre ich sehr dafür, wenn man diese Untersuchung dann tatsächlich noch weitertreibt und weiterrepliziert."
Die niederländischen Autoren der Studie sind dabei, aber schon jetzt pragmatisch. Um die mühselige Suche nach den Nahrungsmitteln, die zur ADHS Symptomen führen, abzukürzen, kamen auf die Idee die sogenannten IgG- und IgE-Werte im Blut der Kinder zu messen. Sie hofften, dass die Menge dieser Antikörper auf vorhandene Allergien hinweist.
"Aber der Bluttest gab uns keine Informationen, welche Nahrungsmittel ADHS bei Kindern hervorrufen. Die Lebensmittel, auf die das Immunsystem mit einem Anstieg der Antikörper IgG und IgE reagierte, waren nicht immer die Schuldigen. Leider. Wir hatten gehofft, mit dem Bluttest die Kinder auf einfache Weise zu diagnostizieren. Aber es hat nicht funktioniert."
So bleibt nur die etwas mühselige Auslassdiät. Bei 64 Prozent der Kinder hat sie Erfolg und deshalb plädiert Lidy Pelsser für eine andere Umgehensweise mit ADHS:
"Es sollte einen Paradigmenwechsel geben. Statt nach der Diagnose von ADHS Medikamente zu geben, sollten wir erst herausfinden, ob die Symptome bei diesen Kindern nicht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zurückgehen."
Nur wenn das nicht der Fall ist, ginge die Suche nach einer anderen Ursache weiter.