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Diaghilev-Festival in Perm
Currentzis hoch drei

Gut 1000 Kilometer nordöstlich von Moskau, im Uralvorland, liegt die Stadt Perm. Dem dortigen Opernhaus verhalf der Dirigent Teodor Currentzis zu internationalem Ruhm. Seit 2012 leitet er auch das jährlich stattfindende Diaghilev-Festival.

Anastassia Boutsko im Gespräch mit Jochen Hubmacher |
Ein Mann mit leicht zerzausten dunklen Haaren steht mitten auf einer Straße und schaut in die Kamera.
Der Dirigent Teodor Currentzis leitet das Diaghilev-Festival in Perm. (Julia Wesely)
Namenspatron des Festivals ist der Impresario und Gründer der berühmten Ballets Russes, Serge Diaghilev. Zwar wurde er nicht in Perm geboren, wuchs aber dort als Sohn einer einflussreichen Industriellen-Familie auf. In seinem Geburtshaus ist heute ein Diaghilev-Museum untergebracht.

Brückenbauer zwischen Ost und West

Schon in seiner Jugend habe Serge Diaghilev den Impuls zur Kunst bekommen, sagte die Journalistin Anastassia Boutsko im DLF. Seine Scharnierfunktion zwischen Ost und West, zwischen verschiedenen Kulturen habe sich auch das Festival auf die Fahnen geschrieben.
Waslaw Nijinskij, Tänzer des von Sergej Diaghilew konzipierten Balletts Russes
Waslaw Nijinskij war Tänzer bei den Balletts Russes. (AP Archiv)
Das Diaghilev-Festival wurde 2003 gegründet, seit 2012 hat Teodor Currentzis die künstlerische Leitung inne. Seitdem habe er das Festival als Plattform für internationale Künstlerinnen und Künstler weiterentwickelt, erläutert Boutsko. In seiner Programmgestaltung bleibe er der Linie treu, die er auch als Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters oder bei seinem Ensemble MusicAeterna verfolgt: eigenwillige Programme, exzentrische Inszenierungen, radikale Neuinterpretationen. Beim Diaghilev-Festival könne man einen "kondensierten Currentzis" erleben, sagte Boutsko.

Konzerte im Morgengrauen

In den elf Festival-Tagen sind verschiedene Kunstformen zu erleben, darunter Tanz-Performances, Ausstellungen oder Konzerte um drei Uhr morgens im Museum.
Currentzis dirigiert Beethoven Musik wie ein antiker Tempel: Teodor Currentzis hat mit seinem Orchester MusicAeterna die siebte Sinfonie von Ludwig van Beethoven aufgenommen.
Trotz der Corona-Pandemie seien zahlreiche – auch internationale – Besucherinnen und Besucher vor Ort gewesen. Dabei seien die Karten für das Diaghilev-Festival sehr teuer: Es gebe junge Menschen, die einmal im Jahr einen Privatkredit aufnehmen, um sich die begehrten Tickets zu sichern.

Heikle Corona-Lage

Problematisch sei die Lage angesichts der steigenden Corona-Inzidenz in Russland gewesen. Die Hygienemaßnahmen wurden nicht wirklich ernstgenommen – nur bei den Künstlern habe man genauer darauf geachtet. Keiner wolle wahrnehmen, dass sich Russland in der dritten Welle der Pandemie befinde, so Anastassia Boutsko.
"Man lebt nach dem russischen Prinzip des Fatalismus oder spielt womöglich auch ein bisschen russisches Roulette."