Lord Byrons Einfluss auf die Musikgeschichte
Dichter, Dandy, Freiheitskämpfer

"Byron allein lasse ich neben mir gelten", äußerte sich Goethe zu seinem skandalumwitterten Zeitgenossen. Bis heute inspiriert das Werk des britischen Dichters auch Musikerinnen und Musiker. Was macht seine Texte so faszinierend?

Von Noemi Schneider |
Porträtgemälde von 1813 eines jungen Mannes mit braunen Locken, gekleidet in eine rote langärmelige Weste. Darunter blitzt der Kragen eines weißen Hemdes hervor, über der Schulter liegt ein dunkler Stoff.
"Von wem hier jeder spricht, wer bewundert und angebetet wird, das ist Lord Byron! Sein Gedicht liegt auf jedem Tisch", heißt es 1812 in einem Brief der Herzogin von Devonshire. Das Porträt des Dichters malte Richard Westall im Jahr darauf. (IMAGO / UIG)
Am 19. April 2024 jährt sich der Todestag von George Gordon Noel, dem 6. Baron Byron of Rochdale, zum 200. Mal. Schon zu Lebzeiten sorgte der neben Goethe Anfang des 19. Jahrhunderts populärste Autor Europas mit seinen Werken und seinem skandalösen Lebensstil für Aufsehen.
Die Leserschaft ist seiner Lordschaft mittlerweile größtenteils abhandengekommen. Aber die Vertonungen seiner Werke stehen bis heute auf den Spielplänen in aller Welt, denn die Liste der Komponistinnen und Komponisten, die sich von seiner Dichtung inspirieren ließen, umfasst das "Who is Who" der Musikgeschichte.

Berlioz bis Baez unter Byrons Bann

Die Werke haben es in sich: Hector Berlioz hielt sich irgendwann selbst für Lord Byron, Tschaikowsky wurde fast wahnsinnig und auch Robert Schumanns Geisteszustand verschlimmerte sich zusehends nach seiner "Manfred"-Vertonung. Friedrich Nietzsche kassierte eine musikkritische Ohrfeige, Fanny Hensel lernte Englisch, Hugo Wolf, Franz Liszt, Felix Mendelssohn und Josephine Lang vertonten seine Verse, Giuseppe Verdi und Gaetano Donizetti brachten sie auf die Bühne.
Joan Baez und Leonard Cohen stellten ihre Tauglichkeit fürs 21. Jahrhundert unter Beweis und Arnold Schönberg setzte mit ihnen ein Zeichen gegen den Faschismus. Wie klingen Byrons Zeilen in Musik? Eine Spurensuche durch 200 Jahre Musikgeschichte.