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"Dichter und Zeichner der Bühne"

"Er war in allem ein Meister", formuliert Isabelle Huppert nach dem Tod des Theater-, Opern- und Filmkünstlers Patrice Chéreau. Der frühere Kulturminister, der Sozialist Jack Lang, unterstrich die raffinierte Ästhetik und Sinnlichkeit seiner Inszenierungen. "Die Bartholomäusnacht" war Chéreaus größter Filmerfolg.

Von Ursula Welter |
    Mit seinem Historienfilm "Die Bartholomäusnacht" habe er das Filmemachen gelernt, meinte der verstorbene Regisseur Patrice Chéreau.
    Mit seinem Historienfilm "Die Bartholomäusnacht" habe er das Filmemachen gelernt, meinte der verstorbene Regisseur Patrice Chéreau. (picture alliance / dpa)
    Auf dem Titelblatt von "Libération", heute vor schwarzem Hintergrund, Patrice Chéreau, Mantelkragen hochgeklappt, den Blick in die Ferne gerichtet. "König Chéreau" ist der Nachruf überschrieben, "Le roi Chéreau", in Anlehnung an seinen Historienfilm "La Reine Margot", Bartholomäusnacht, von dem Chéreau selbst meinte, damit habe er das Filmemachen gelernt, obwohl es bei Weitem nicht seine erste Regiearbeit für die Leinwand war.

    "Er war in allem ein Meister", formulierte Isabelle Huppert und niemand widersprach.

    "Ebenso im populären Kino wie in zerbrechlichen, intimen , selbst schwierigen Stücken","

    würdigte Regisseur Jean-Michel Ribes den Verstorbenen.

    "Von Mailand über Bayreuth bis Nanterre, er revolutionierte die Regiearbeit", feierte "Libération" den Theater- , Opern- und Filmkünstler.

    ""In Stücken von Patrice Chéreau – ob in einem Theater von dreitausend oder zwanzigtausend oder nur einem Salon für vier – man spürte stets, es geschieht etwas.","

    sagte Danièle Thompson, Drehbuchautorin an seiner Seite für die "Bartholomäusnacht".

    Ob auf einer Bühne in der Vorstadt oder an den großen Adressen:

    ""Wie wenig andere, konnte er die Persönlichkeit der Schauspieler, der Opernsänger hervorholen.","

    unterstrich Stéphan Lissner für die Leitung der Opéra Bastille. Auch der frühere Kulturminister, der Sozialist Jack Lang, würdigte Chéreau:

    ""Er war zugleich Dichter und Zeichner der Bühne, und was mich von seinen ersten Inszenierungen an begeistert hat, war die raffinierte Ästhetik, feinsinnig, auch provokativ, aber vor allem die Sinnlichkeit, im Theater wie im Kino."

    Nach dem Wahlsieg der Sozialisten 1981 hatte Lang Chéreau die Leitung eines Theaters in Paris angeboten, der Regisseur entschied sich für Nanterre, schaffte eine Art Bauhaus mit allen Disziplinen, Theater, Musik, Oper, Kino.

    "Ich glaube, ich verdanke Patrice Chéreau zum Teil mein Schicksal", sagte Regisseur und Schauspieler Olivier Py:

    "Als Jugendlicher sah ich 'der verführte Mann', war schockiert, ich lebte in der Provinz, als Homosexueller, da wurde ein Teil meines Lebens erzählt."

    Er habe ihm geholfen, zu sein, wie er sei.

    "Ich habe stets einen sehr bescheidenen Mann vor mir gehabt, sein großes Talent verdankte er seinen Zweifeln, es gab eine Unsicherheit in ihm. Trotz der großen Inszenierungen, der großen Filme, er zweifelte immer."