Der Mund als Musikwerkzeug: empflindlich und gefährdet
Dicke Lippe

"Wenn du als Trompeter einen Fehler machst, dann hört das jeder", sagt der ehemalige Orchestermusiker Jörg Schneider. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere versagten ihm die Lippen den Dienst. Was dann, wenn Überlastung oder Mundblessuren den Job gefährden?

Von Bettina Mittelstraß |
Ein Trompeter spielt sein Instrument.
Besondere Anstrengung kommt auf Blechbläser zu, wenn sie sogenannte Lippentriller vollziehen. (unsplash / Jean-Baptiste Ronssin)
Schwellungen, Bläschen und kleine Risse: Auch der weltberühmte Trompeter Louis Armstrong hatte kein leichtes Spiel mit dem Mund als Musikwerkzeug. Sein Spitzname Satchmo umschreibt bis heute eine Krankheit, die die feine Muskulatur der Lippen betrifft: Satchmo’s Syndrom.

Vorbeugen!

Mediziener Eckart Altenmüller ist einer der in Deutschland wohl bekanntesten Mediziner für die gesundheitlichen Belange von Musikerinnen und Musikern. Viele Jahre lang hat er an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover das Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin geleitet. Altenmüller rät: Vor dem Spiel besser die Lippen lockern, statt ihnen noch mehr Leistung abzuverlangen.

Das müssen Bläser früh lernen, dass sie ihre Lippen pflegen. Der häufigste Fehler ist vor allem bei Anfängern, dass sie das Instrument zu stark an die Lippe drücken. Und dann sieht man Abdrücke des Instrumentenmundstücke an den Lippen. Und das zeigt eigentlich, dass da zu viel an Kraft aufgewendet wird.

Armstrong beruhigte seine Lippen auf verschiedene Weise: mit Eis, mit Hamamelis und Lippensalbe.

Mannheimer "Ansatz-Creme" für Louis Armstrong

Er bevorzugte die "Ansatz-Creme" von dem deutschen Posaunisten Franz Schüritz und verhalf dessen Unternehmen in Mannheim zu internationaler Bekanntheit. Schüritz benannte sein Produkt schließlich in "Louis Armstrong Lip-Salve" um.
Was hilft noch bei Überlastung, Blessuren der Nerven oder existenzbedrohlichen Verletzungen? Die Musikmedizin forscht, die Therapieszene sucht nach Antworten. Denn Trompeter, Flötistinnen oder Hornisten müssen sich auf ihre Lippen verlassen können.