Fruchtzucker, das klingt zunächst ganz harmlos. Wie der Name schon sagt: Fruktose steckt in jedem Apfel und in jeder Birne, die wir essen. Nur:
"Früchte sind nicht die Nahrungsmittel, in denen der meiste Fruchtzucker vorkommt."
Das sind andere, und die findet auch Sigrid Disse nicht an der Obsttheke, sondern zum Beispiel bei den Getränken:
"In einer handelsüblichen Cola - eine Cola-Dose, 350 Milliliter - sind schätzungsweise mehr als 20 Gramm Fruktose drin. Während in einem Apfel von etwa 100, 150 Gramm nur sechs Gramm Fruchtzucker enthalten sind."
Sigrid Disse ist Assistenzärztin an der Universitätskinderklinik in Gießen. Dort beschäftigen sich Mediziner intensiv mit Fruktose in unserer Nahrung. Warum, erklärt Klaus-Peter Zimmer, Chefarzt und Leiter der Abteilung für Allgemeine Pädiatrie in Gießen:
"Die Idee dazu kam, als wir Statistiken gesehen haben, dass seit den 50er-Jahren der Fruktose-Gehalt in der Fertignahrung deutlich zugenommen hat. Und dass diese Zunahme parallel ging zu der Zunahme der Adipositas, also der Fettsucht, auf Deutsch gesagt."
"Die Idee ist, dass in hohen Maßen konsumierter Fruchtzucker das Risiko, eine Adipositas zu entwickeln, deutlich begünstigt."
Die Gießener Mediziner fragten sich: Wie sieht es eigentlich mit Leuten aus, die Fruchtzucker nicht richtig verwerten können? Die eine Fruktose-Malabsorption haben, wie es im Fachjargon heißt? Sind sie im Umkehrschluss seltener oder gar nicht übergewichtig?
"Bisher wurde noch nie untersucht, ob Patienten mit Fruktose-Malabsorption quasi einen Schutzfaktor vor Adipositas haben. Und genau das hat unsere Studie erstmals zeigen können."
Im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersuchte Sigrid Disse über 600 Kinder und Jugendliche. Mit einem speziellen Atemtest prüfte die Medizinerin, wer von ihnen Fruchtzucker verstoffwechseln kann und wer nicht so richtig. In der Gruppe mit einer gestörten Fruktose-Verwertung war der Anteil von Übergewichtigen dabei deutlich geringer, wie sich herausstellte.
Natürlich ist das nur ein indirekter Hinweis darauf, dass Fruktose eine maßgebliche Rolle als Dickmacher spielt. Der Verdacht erhärte sich aber auch von anderer Seite, sagt Klaus-Peter Zimmer:
"Es gibt jetzt auch eine Studie, eine Pilotstudie, die veröffentlicht wurde. Das ist 'ne Gruppe aus Hohenheim, die gezeigt hat: Wenn man adipöse Kinder, also übergewichtige Kinder, fruktosearm ernährt, kann man auch da sehen, dass sie abnehmen."
Dass Fruchtzucker das Zeug zum Dickmachen haben soll, ist durch plausibel:
"Man weiß, dass Fruchtzucker anders als Traubenzucker kein Sättigungsgefühl verursacht. Wenn Sie Traubenzucker zu sich nehmen, werden Sie irgendwann sagen: Ich mag nicht mehr! Dann ist ein Sensor im Gehirn da, der sagt. Es reicht! Bei Fruchtzucker gibt's das nicht. Fruchtzucker wird nicht wie Traubenzucker ins Gehirn transportiert."
Gegen einen Apfel oder eine Banane mit ihren geringen Fruktose-Mengen hat der Gießener Professor überhaupt nichts einzuwenden.
"... aber es ist natürlich kritisch zu sehen, wenn dieser Fruchtzucker in Fertigprodukten in so hoher Konzentration angeboten wird."
Verbraucher können dabei nicht erkennen, ob ein Lebensmittel Fruktose enthält. In den Zutatenlisten ist fast immer nur von "Zucker" die Rede, nicht von der genauen Sorte. Laut Sigrid Disse handelt es sich aber sehr oft um Fruchtzucker:
"Speziell in Fertigprodukten wird sogenannter high fructose corn syrup zugesetzt.Bei uns heißt er am ehesten Fruktose-Glukose-Sirup. Und das ist ein Produkt, was sehr leicht herzustellen ist und aus dem Grund sehr häufig verwendet wird."
Wenn Fruchtzucker nicht satt macht, dann isst oder trinkt man schnell auch etwas mehr von einem Produkt, das viel Fructose enthält. Das kann Lebensmittel-Herstellern natürlich nur recht sein. Klaus-Peter Zimmer möchte die Industrie aber dazu animieren, hier umzudenken:
"Da wäre natürlich schon zu bedenken, inwieweit wir vielleicht den Fruchtzuckergehalt in den Fertigprodukten doch auch wieder senken sollten. Ich denke, die Lebensmittelindustrie sollte dieses Problem offensiv angehen. Das wäre, glaube ich, der beste Weg, damit umzugehen."
"Früchte sind nicht die Nahrungsmittel, in denen der meiste Fruchtzucker vorkommt."
Das sind andere, und die findet auch Sigrid Disse nicht an der Obsttheke, sondern zum Beispiel bei den Getränken:
"In einer handelsüblichen Cola - eine Cola-Dose, 350 Milliliter - sind schätzungsweise mehr als 20 Gramm Fruktose drin. Während in einem Apfel von etwa 100, 150 Gramm nur sechs Gramm Fruchtzucker enthalten sind."
Sigrid Disse ist Assistenzärztin an der Universitätskinderklinik in Gießen. Dort beschäftigen sich Mediziner intensiv mit Fruktose in unserer Nahrung. Warum, erklärt Klaus-Peter Zimmer, Chefarzt und Leiter der Abteilung für Allgemeine Pädiatrie in Gießen:
"Die Idee dazu kam, als wir Statistiken gesehen haben, dass seit den 50er-Jahren der Fruktose-Gehalt in der Fertignahrung deutlich zugenommen hat. Und dass diese Zunahme parallel ging zu der Zunahme der Adipositas, also der Fettsucht, auf Deutsch gesagt."
"Die Idee ist, dass in hohen Maßen konsumierter Fruchtzucker das Risiko, eine Adipositas zu entwickeln, deutlich begünstigt."
Die Gießener Mediziner fragten sich: Wie sieht es eigentlich mit Leuten aus, die Fruchtzucker nicht richtig verwerten können? Die eine Fruktose-Malabsorption haben, wie es im Fachjargon heißt? Sind sie im Umkehrschluss seltener oder gar nicht übergewichtig?
"Bisher wurde noch nie untersucht, ob Patienten mit Fruktose-Malabsorption quasi einen Schutzfaktor vor Adipositas haben. Und genau das hat unsere Studie erstmals zeigen können."
Im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersuchte Sigrid Disse über 600 Kinder und Jugendliche. Mit einem speziellen Atemtest prüfte die Medizinerin, wer von ihnen Fruchtzucker verstoffwechseln kann und wer nicht so richtig. In der Gruppe mit einer gestörten Fruktose-Verwertung war der Anteil von Übergewichtigen dabei deutlich geringer, wie sich herausstellte.
Natürlich ist das nur ein indirekter Hinweis darauf, dass Fruktose eine maßgebliche Rolle als Dickmacher spielt. Der Verdacht erhärte sich aber auch von anderer Seite, sagt Klaus-Peter Zimmer:
"Es gibt jetzt auch eine Studie, eine Pilotstudie, die veröffentlicht wurde. Das ist 'ne Gruppe aus Hohenheim, die gezeigt hat: Wenn man adipöse Kinder, also übergewichtige Kinder, fruktosearm ernährt, kann man auch da sehen, dass sie abnehmen."
Dass Fruchtzucker das Zeug zum Dickmachen haben soll, ist durch plausibel:
"Man weiß, dass Fruchtzucker anders als Traubenzucker kein Sättigungsgefühl verursacht. Wenn Sie Traubenzucker zu sich nehmen, werden Sie irgendwann sagen: Ich mag nicht mehr! Dann ist ein Sensor im Gehirn da, der sagt. Es reicht! Bei Fruchtzucker gibt's das nicht. Fruchtzucker wird nicht wie Traubenzucker ins Gehirn transportiert."
Gegen einen Apfel oder eine Banane mit ihren geringen Fruktose-Mengen hat der Gießener Professor überhaupt nichts einzuwenden.
"... aber es ist natürlich kritisch zu sehen, wenn dieser Fruchtzucker in Fertigprodukten in so hoher Konzentration angeboten wird."
Verbraucher können dabei nicht erkennen, ob ein Lebensmittel Fruktose enthält. In den Zutatenlisten ist fast immer nur von "Zucker" die Rede, nicht von der genauen Sorte. Laut Sigrid Disse handelt es sich aber sehr oft um Fruchtzucker:
"Speziell in Fertigprodukten wird sogenannter high fructose corn syrup zugesetzt.Bei uns heißt er am ehesten Fruktose-Glukose-Sirup. Und das ist ein Produkt, was sehr leicht herzustellen ist und aus dem Grund sehr häufig verwendet wird."
Wenn Fruchtzucker nicht satt macht, dann isst oder trinkt man schnell auch etwas mehr von einem Produkt, das viel Fructose enthält. Das kann Lebensmittel-Herstellern natürlich nur recht sein. Klaus-Peter Zimmer möchte die Industrie aber dazu animieren, hier umzudenken:
"Da wäre natürlich schon zu bedenken, inwieweit wir vielleicht den Fruchtzuckergehalt in den Fertigprodukten doch auch wieder senken sollten. Ich denke, die Lebensmittelindustrie sollte dieses Problem offensiv angehen. Das wäre, glaube ich, der beste Weg, damit umzugehen."