Auf den ersten Blick wirkt es wie eine Maschinenhalle, 5 Meter hoch, 12 Meter breit, 55 Meter lang. Tatsächlich ist es einer der neuen, nach den Kriterien des Tierschutzes entworfenen Hühnerställe. Und auf den zweiten Blick wird der Unterschied klar: 8000 braune Legehennen können sich hier frei bewegen, scharren im Bodenraum, flattern hoch in das Volierengestell, wo sie in der oberen Etage ruhen, in der unteren Etage fressen, trinken und Eier legen. 34 Jahre lang waren in dieser Halle Käfige, 1968 zunächst aus Holz, ab 1978 aus Draht. Aber, so Betriebsleiter Klaus Otto, Käfighaltung habe zuletzt schon finanziell keinen Spaß mehr gemacht, wer wolle denn noch Käfig-Eier? Jetzt zählt Otto zu den Pionieren, die frühzeitig umgestellt haben.
Das Haltungssystem der Bodenhaltung wie Sie es hier sehen war für uns eine Alternative zur Käfighaltung die vorher hier in dieser Halle drin war. Der Vorteil dieser Haltung ist eben die starke Nachfrage am Markt und da man hier in Hessen diese Haltungsform eben nur in begrenztem Umfang findet haben wir uns schon 1996 entschlossen - damals haben wir die erste Bodenhaltung gebaut - und haben also im Jahr 2002 den Betrieb zu 100% umgerüstet auf Bodenhaltung.
Diese Bodenhaltung mit Volieren ist nicht viel weniger mechanisiert als eine Käfigbatterie, man rechnet mit zwei Arbeits-Stunden pro Tag für die Kontrolle aller Tiere und verpacken der Eier, das ist 20 Prozent mehr Aufwand als bei Käfigen. Lichtrythmus, Futterzeiten, Wasserversorgung sind vollständig automatisiert. Im Vorraum zur Hühnerhalle kontrolliert Klaus Otto an Schaltkästen mit Digitalanzeigen die Daten:
Position Eins kann ich jetzt ablesen den Wasserverbrauch, der heute im Stall war: 750 Liter. Gestern hatten wir 790, vorgestern hatten wir 827. So, und wenn sie 2, 3 Tage hintereinander vergleichen dann können sie sehen, dass es keine Probleme gibt, dass eigentlich alles in Ordnung ist. Und der Wasserverbrauch ist signifikant für den Zustand der Tiere.
Für den Laien bleibt erstaunlich, dass die Hennen sich in dem riesigen Volierengestell tatsächlich nach Plan verhalten: zum Koten gehen sie dahin, wo breite Fließbänder den Hühnermist automatisch entsorgen und zur Eiablage gehen sie - meistens jedenfalls - in Nester, von wo die Eier automatisch in den Verpackungsraum rollen.
Der Umbau von Käfighaltung auf Volierensysteme dieser Art ist Teil der Agrarwende. Doch der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft winkt ab: Trotz Investitionsförderung durch das Verbraucherministerium sei keineswegs ein Boom ausgebrochen, man rechnet mit einem Wachstum der alternativen Haltungen von nur 1 bis 2 Prozent pro Jahr. Wichtigster Grund dafür: schleppende oder versagte Genehmigungen. Die Gesellschaft für Konsumforschung, GfK, berichtet außerdem, der Absatz von Eiern aus Bodenhaltung sei wieder rückläufig, im ersten Halbjahr dieses Jahres Minus 13 Prozent. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft nennt sie schon "Ladenhüter."
Also stockt die Käfig-Wende bereits im ersten Jahr? Klaus Otto in Malsfeld hat davon nichts gemerkt. Er liefert die Bodenhaltungs- Eier direkt an Lebensmittelgeschäfte aus und erzählt, seine Produktion sei immer leergefegt. Zahlt sich die Investition von etwa 80.000 Euro also aus?
Ja, die Wirtschaftlichkeit, da kann man nach einem halben Jahr Produktion natürlich noch keine klare Aussage treffen. Aber zum heutigen Zeitpunkt muss ich sagen die Entscheidung war richtig und der wirtschaftlich Erfolg wir sich mit Sicherheit in der Bilanz zeigen.