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Die andauernde Katastrophe
30 Jahre nach dem Atomunfall von Tschernobyl

Der Reaktorunfall von Tschernobyl gilt als die größte technologische Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Für Weißrussland wurde er zum nationalen Inferno. Der Großteil der Radioaktivität, die am 26. April 1986 und in den Tagen danach aus dem Reaktorblock vier entwich, ging über weißrussischem Gebiet nieder.

Von Nicole Scherschun und Leila Knüppel |
    In Tschernobyl explodierte ein Reaktor am 26. April 1986, hier eine Aufnahme vom 1. Oktober 1986.
    In Tschernobyl explodierte ein Reaktor am 26. April 1986, hier eine Aufnahme vom 1. Oktober 1986. (imago stock&people)
    Über ein Fünftel der Landesfläche ist bis heute verstrahlt. 30 Jahre sind seitdem vergangen. Ein Ende der Katastrophe ist aber nicht abzusehen: Kinder, die erst nach dem Reaktorunfall geboren wurden, leiden unter Erbgutschäden und Missbildungen. Etwa zwei Millionen Menschen sind offiziell als Tschernobyl-Opfer anerkannt - jeder fünfte Weißrusse.
    Die 30-Kilometerzone rund um den Reaktor ist mittlerweile zum "Radiationsökologischen Landschaftspark" erklärt worden. Die Dörfer wurden evakuiert und teilweise abgerissen, der Boden abgetragen. Nun breitet sich die Wildnis aus. Trotz Strahlenschäden leben dort zahlreiche Tiere: Wildschweine, Wölfe, Elche - und auch viele bedrohte Arten.
    30 Jahre nach dem GAU setzt ausgerechnet Weißrussland auf Kernenergie. Präsident Alexander Lukaschenko lässt mit russischer Hilfe einen Meiler nahe der litauischen Grenze errichten. Trotz Protesten soll dort das erste Atomkraftwerk des Landes entstehen.
    Manuskripte zum Nachlesen: