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Die Band Rhonda
Soul mit düsteren Momenten

Mit viel Gefühl prägt die Sängerin Milo Milone den Klang der norddeutschen Soul-Band Rhonda. Doch können ihre Songs auch manchmal "ganz doll an die Wand gehen", so Milone. Für das zweite Album "Wire" hat die Band dann auch ihren Sound um düstere und cineastische Momente erweitert.

Von Constanze Pilaski |
    Die Band Rhonda
    Die Jazz-Sängerin Ella Fitzgerald, Blues-Ikone Etta James oder Otis Redding hat Milo Milone von Rhonda in ihrer Jugend viel gehört. (Carlos Fernández Laser)
    Musik "Something Good"
    "Wir hatten einfach Bock auf irgendwie dreckigen Soul und am Anfang haben wir gedacht, das wird vielleicht alles noch viel mehr so für winzig kleine Klubs und so eine kleine Szene und der Schweiß tropft von der Decke und das kriegen nicht viel Leute mit und sozusagen und am Ende des Tages wurde das dann irgendwie ein bisschen größer und dann stehst du da und bist so: Huuu krass. Wie ist denn das jetzt passiert?"
    "Wir hatten einfach Bock auf ein Projekt und haben auch nicht darüber nachgedacht, ob es groß wird - was auch immer damit passiert. Wir haben uns getroffen und es gemacht. Und jetzt haben wir uns irgendwie entwickelt und jetzt stehen wir da, wo wir stehen und finden langsam unseren Weg."
    Milo Milone und ihre Rolle als Frontfrau
    Mit vier Musikern hat Sängerin Milo Milone 2013 die Soulband Rhonda gegründet. Einen konkreten Plan gab es damals nicht. Zuvor hatte ein Großteil des Quintetts in Indie-Bands gespielt – unter anderem bei den Trashmonkeys. Bei der Garagenrock-Band stand auch Milo Milone noch kurz bis zur Auflösung am Bass. Für das neue Projekt Rhonda musste die aufgeweckte Sängern erst einmal in ihre Rolle als Frontfrau hineinwachsen.
    "Es hat sich aber so ganz langsam entwickelt und jetzt muss ich sagen nach so ein paar Jahren, bin ich irgendwie gefällt mir das. Also ich wachse langsam rein in dieses … an die Front. Ich sehe mich jetzt nicht als irgendwie etwas Spezielles, sondern einfach ich fang an den Platz jetzt so zu erlernen."
    Mit ihrer Stimme prägt die blonde schmale Musikerin den Klang der Band. Ohne Mühe singt sie mal zart, dann rauchig und brüchig - und wechselt zwischen feinfühligem, kraftvollem sowie souligem Ausdruck. Ein Grund, warum sie mit der Sängerin Amy Winehouse verglichen wird. Das nervt Milo Milone – auch wenn es eigentlich ein Kompliment ist:
    "Ich weiß noch damals, als Amy Winehouse rauskam, da hab ich mich gefreut, dass so was Cooles und Tolles in den Charts auftaucht. Ich habe aber selber nie die Musik sonderlich viel gehört oder mich viel damit auseinandergesetzt. Ich glaube eher, dass der Punkt ist, dass sie und ich wahrscheinlich viel gleiche Musik gehört haben und dass wir sozusagen die gleiche Schule durchgemacht haben."
    Hang zu altem Punk
    Die Jazz-Sängerin Ella Fitzgerald, Blues-Ikone Etta James oder Otis Redding hat Milo Milone früher viel gehört. Und viel Gospel gesungen. Immer hatte sie aber auch einen Hang zu anderen Musikrichtungen – wie zu altem Punk. Bands wie MC5 und die Wipers verehrte sie in ihrer Jugend.
    Musik "Offer"
    Rhonda spielte noch vor Veröffentlichung des ersten Albums zwei Klub-Touren in England – und dort trafen die fünf Musiker auf Paul Weller. Die Britpop-Legende offenbarte sich als Fan der norddeutschen Soulband und lud sie prompt zu seinen Deutschlandkonzerten ins Vorprogramm ein. Eine große Ehre für die junge Formation. Ihr Debüt "Raw Love" kam 2014 raus. Und noch im selben Jahr bekam Milo ihr erstes Kind. Überraschend turbulent der Beginn von Rhonda:
    "Bei der ersten Platte ist alles relativ schnell gegangen. Wir haben uns gegründet, hatten so einen Flow, hatten so ein paar Songs geschrieben, die relativ schnell auf Platte gebracht und auch relativ schnell rausgebracht. Jetzt sind wir einfach ein bisschen mehr zusammengewachsen. Uns besser kennengelernt als Band. Wir haben ein paar Jahre zusammengespielt. Und das bedeutet, wir haben auch so ein bisschen rausgefunden. Wo die Reise für uns hingehen soll."
    Zusammenarbeit mit dem Filmorchester Babelsberg
    Die Reise führte zur nächsten Station: dem Album "Wire". Vor der Veröffentlichung spielten sie ein gemeinsames Konzert mit dem Filmorchester Babelsberg.
    "Wir haben sie alle ohne Orchester geschrieben. Und wir haben sie dann für dieses eine Konzert gespielt und man hat gemerkt: Das ist so rund. Da hat irgendwie der Arrangeur uns genau verstanden. Er hat genau verstanden, wie diese Musik klingen soll. Oder was diese Musik aussagen will. Und er hat da sozusagen noch ein Sahnehäubchen drauf gepackt."
    Einige fertige Songs wurden daraufhin erneut mit den Vollprofis – wie Milo sie respektvoll nennt – eingespielt. Für die fünf Musiker von Rhonda: eine glückliche Fügung, denn alle sind ausgesprochene Filmmusikfans. Auch von dem italienischen Komponisten Ennio Moricone. Unüberhörbar im Opener "In my Eyes":
    Musik "In my Eyes"
    "Wir können manchmal schon ganz doll an die Wand gehen. Dann sind wir manchmal fast schon brachial. Und auf einer gewissen Art und Weise – das klingt vielleicht verrückt, aber sind wir dann fast schon doomig. Wir haben so Songs, da flattert irgendwas durch den Raum."
    An die Wand – um im Rhonda-Bild zu bleiben – geht das düstere Stück "Offer". Der Text ist wie bei den meisten anderen Stücken bewusst offen und kryptisch gehalten. "Offer" soll dafür stehen, wie derbe Gefühle sein können. Eine Facette des aktuellen Albums. Denn abwechslungsreich sind die elf Songs: von der tieftraurigen Ballade wie "Doomsday" über das sehnsuchtsvolle "Don't boy", ist Rhondas Musik auch funky mit "Something Good" und tanzbar mit "Off the Track".
    "Ich glaube, man kann sagen, dass wir so ein bisschen was verbinden: diesen Soul der 60er und vielleicht auch 70er, auch irgendwie Filmmusik. Irgendwie auch was ganz Düsteres. Was auf der ersten Platte zum Beispiel noch nicht zu hören ist. Auf der neuen Platte haben wir bewusst den Fokus eben ein bisschen darauf gelegt. Weil uns diese Tiefe auch so wichtig war. Was heißt ein bisschen, die war uns sehr, sehr wichtig."
    Viel Energie, Spielfreude und gutes Timing
    Richtig festlegen kann sich Milo Milone nicht, wie Rhondas nun eigentlich klingt. Doch genau darin könnte für die Zukunft das Potenzial der Band liegen. Mit der Erweiterung ihres Soul-Sounds auf "Wire" um düstere und cineastische Momente haben sie sich zu ihrem Vorgänger-Album weiterentwickelt, sind vielschichtiger geworden.
    Beim Konzert im Düsseldorfer Zakk funktioniert das alles auch ohne Orchester und nur mit der Band-Besetzung: Orgel, Bass, Schlagzeug und E-Gitarre. Rhonda überzeugt live mit viel Energie, Spielfreude und gutem Timing. Wo die musikalische Reise nach dem cineastischen Ausflug mit "Wire" hingehen soll, weiß Milo Milone noch nicht.
    "Wir haben jetzt erst mal wahnsinnig Lust zu spielen, weil wir das sehr, sehr lieben."