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Die bedrohte Vielfalt

Jeden Tag wird die Erde um 150 Tier- und Pflanzenarten ärmer. Das Artensterben findet längst nicht mehr nur irgendwo in den tropischen Regenwäldern statt, dort wo Holzeinschlag und Brandrodung den Lebensraum vieler Tiere vernichten. Auch in Europa verschwinden immer mehr Tiere und Pflanzen.

Von Alois Berger |
    " Fischmarkt in Saint Malo in der französischen Bretagne. Bei uns gibt es alles, schwärmt die Verkäuferin, Makrelen, Meerbarben, Wolfsbarsch, Seelachs, Seezunge, alles was sie wollen. Kabeljau? Kabeljau wird's im Meer immer geben, da wird einiges übertrieben. "

    Dass die Europäische Union den Kabeljaufang eingeschränkt hat, dafür hat die Fischfrau aus Rochebonne überhaupt kein Verständnis. Was wissen die in Brüssel schon von Fisch, meint sie. Und so wie die Fischfrau reden viele hier an der bretonischen Küste.

    Auch Philippe verkauft seinen Fisch seit über zehn Jahren in der Markthalle von Saint Malo. Das Angebot ist immer dasselbe, sagt er, was soll schon anders sein als früher. Doch dann fällt ihm doch noch etwas ein, was sich geändert hat.

    " Den Kaiserfisch zum Beispiel, den finden sie heute kaum noch, der wird kaum noch aus dem Wasser geholt. Oder der Heilbutt, vor dreißig Jahren war der in den Auslagen aller Fischgeschäfte, heute sieht man ihn so gut wie gar nicht mehr. Die Japaner und die Amerikaner zahlen viel mehr für diesen Fisch als die Europäer. Deshalb gibt es den bei uns kaum noch. "

    Doch es sind nicht nur die Japaner und Amerikaner, die den Europäern die Fische wegessen, wie vor allem die Fischer gerne behaupten. Auch die europäischen Fangflotten fischen zuviel. Viel mehr, als die Fischbestände vertragen. Einige Tierarten sind bereits ausgestorben, andere ernsthaft bedroht.

    Der Raubbau an der Natur hat Folgen, nicht nur im Wasser, auch auf dem Land und in der Luft. Jeden Tag wird die Erde um 150 Tier- und Pflanzenarten ärmer. Die Veränderungen gehen langsam vor sich. So langsam, dass sie kaum wahrgenommen werden. Wenn selbst der Fischhändler sich nur mit Mühe erinnert, welche Arten er früher verkauft hat, um wie viel weniger fällt die Verarmung der Natur dann erst denen auf, die nicht täglich mit ihr zu tun haben. Doch Biologen warnen, die Verarmung der natürlichen Vielfalt werde den Planeten in den nächsten Jahrzehnten stärker verändern, als wir es uns vorstellen können.

    Das Artensterben findet längst nicht mehr nur irgendwo in den tropischen Regenwäldern statt, dort wo Holzeinschlag und Brandrodung den Lebensraum vieler Tiere vernichten. Auch in Europa verschwinden immer mehr Tiere und Pflanzen, warnt Tony Long, Direktor der Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature.

    " Die Gefahren für die Natur in Europa sind sehr gut dokumentiert. Ungefähr 50 Prozent aller Tierarten sind bedroht. Wir sehen zum Beispiel mit großer Sorge, dass der iberische Luchs, eine Katzenart in Spanien, gerade ausstirbt. Es gibt davon noch etwa 100 Tiere, genau fünf davon sind weibliche Katzen im brutfähigen Alter, die Junge kriegen können. Das passiert vor unserer Haustür und zeigt, wie schnell das geht. "

    Der iberische Luchs, Wildbienen, Zugvögel - die Alarmmeldungen häufen sich. In den nächsten Jahrzehnten, da sind sich die Fachleute einig, wird sich das Artensterben weiter beschleunigen. Es sei denn, die Politik findet Wege, gegenzusteuern. Unumstritten ist, dass die Erderwärmung den Druck auf die Tier- und Pflanzenwelt verschärft. Unumstritten ist aber auch, dass die intensive Landwirtschaft das Artensterben anheizt, ebenso wie der Landverbrauch durch immer neue Straßen und Siedlungen.

    Doch die notwendigen Einschränkungen, etwa beim Straßenbau oder bei dem Ausweisen von Bauland, sind politisch kaum durchzusetzen, schon gar nicht für irgendwelche Tiere im Wald, die man ohnehin kaum sieht. Wenn Luchs und Wildhase für immer gute Nacht sagen, dann finden das alle traurig. Aber mehr auch nicht.

    Wissenschaftlern und Politikern sind die Probleme längst bekannt - sie wissen auch, was dagegen zu tun wäre. Vor fünf Jahren beschlossen die EU-Regierungen, bis zum Jahr 2010 den zunehmenden Verlust von Tier- und Pflanzenarten zu stoppen. Ein Jahr später einigten sich 187 Staaten weltweit auf die so genannte Biodiversitätskonvention, ein Abkommen zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Die Biodiversitätskonvention wurde als Meilenstein gefeiert auf dem Weg zu einer globalen Umweltpolitik.

    Doch der erhoffte Fortschritt ist bisher ausgeblieben. Christoph Bail war 30 Jahre lang Umweltdirektor in der Europäischen Kommission. Er hat maßgeblich an der Konvention mitgearbeitet:

    " Sie sehen ja zum Beispiel die Bundesregierung, die eine Vorreiterrolle in der internationalen Umweltpolitik hat, Auch die Bundesregierung hat es bisher nicht gewagt, die Biodiversitätskonvention umzusetzen. Es gibt bis heute keine deutsche Strategie für die Umsetzung der Biodiversitätskonvention. Warum? Weil die Widerstände auf allen Seiten, ob bei den Bauern, ob von der Wirtschaft, ob von Standortüberlegungen her gesehen, zu groß sind. "

    Wie schwer es ist, den unvernünftigen Umgang mit der Natur zu stoppen, zeigt sich am deutlichsten beim Fischfang. Hier geht es nicht nur um Reichtum und Schönheit der Natur, sondern ganz konkret um die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen. In ihrem jüngsten Bericht warnt die Welternährungsorganisation FAO eindringlich vor weiterem Raubbau an den Meeren. Jede vierte Fischart ist bereits überfischt, schreibt die FAO, sieben Prozent aller Fischsorten sind in den letzten Jahren verschwunden.

    So war bis vor 25 Jahren das Meer vor Neufundland ein Fischparadies, Kabeljau gab es dort scheinbar im Überfluss. Doch dann holten die Fischer immer weniger aus den Netzen. Seit 15 Jahren gibt es keinen Kabeljau mehr vor Neufundland. Genau dasselbe passiert derzeit vor Europas Küsten. Im Atlantik geht es um Kabeljau und Seehecht, die gefährlich überfischt sind, in der Ostsee um Dorsch und Lachs, und im Mittelmeer sind selbst die kleinen Sardinen, früher ein Allerweltsfisch, stark dezimiert. Am schlimmsten aber steht es dort um den Thunfisch, sagt Sergi Tudela von der Naturschutzorganisation World Wide Funds for Nature:

    " Die Thunfischbestände im Mittelmeer brechen derzeit gerade vollständig zusammen. Das betrifft sowohl den kommerziellen Fischfang als auch das ökologische System im Mittelmeer, in dem der Thunfisch eine zentrale Rolle spielt. Vor zwei Monaten haben Wissenschaftler festgestellt, dass die Bestände dramatisch zurückgehen und bald vollständig verschwunden sein werden. "

    Dabei hat die Europäische Union seit Jahrzehnten ein ausgeklügeltes System, das vor Überfischung schützen soll. Ein wissenschaftlicher Beirat ermittelt jedes Jahr die Fischbestände und legt fest, wie viel Thunfisch oder Kabeljau in den verschiedenen Fanggebieten gefischt werden darf, ohne den Bestand zu gefährden. Diese Mengen werden dann auf die EU-Länder aufgeteilt.

    Soweit die Theorie. Die Praxis sieht leider anders aus, klagt der SPD-Europaabgeordnete und Fischereiexperte Heinz Kindermann.

    " Wir haben auf der einen Seite die wissenschaftliche Grundlage, (... ) und jetzt kommt die politische Entscheidung der Agrarminister, die für Fischerei zuständig sind, oder Fischereiminister, die sich in langwierigen Verhandlungen diese Fangmengen aufteilen. Und leider sind das häufig Fangmengen, die der wissenschaftlichen Basis entgegenstehen, also zum größten Teil überhöht vergeben werden. "

    In manchen Jahren haben die Fischereiminister der EU für einzelne Fischarten fast doppelt so viele Fangrechte vergeben, wie von den Wissenschaftlern empfohlen wurden. 2002 war so ein Jahr, und der irische Fischereiminister Dermot Ahern rechtfertigte damals die Überschreitung der Quoten mit der schwierigen Situation der Fischer:

    " Die Vorschläge der Kommission hätten einen dramatischen Effekt auf die Randgebiete an der irischen Westküste. Die meisten Gemeinden dort hängen am Fischfang. Wenn die vorgeschlagenen Fangbeschränkungen beschlossen würden, dann würde das in der Tat zur Schließung der meisten Fischerhäfen an der Westküste Irlands führen. Und das in Gegenden, in denen es keine anderen Arbeitsplätze für diese Leute gibt. Das ist nicht wie in den meisten anderen Häfen in Europa, wo es eine Hintertür zu anderen Beschäftigungsmöglichkeiten gibt. "

    Nicht nur in Irland, in Spanien, in Portugal, in Frankreich, in Griechenland, fast überall reden Fischereiminister so. Wenn Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, sind alle Bekenntnisse zur Nachhaltigkeit nichts mehr wert. Dabei ist die Überfischung von heute das Elend der Fischerei von morgen.

    Im Fischereirat der Europäischen Union läuft die Front seit langem zwischen den Ländern, die große Fischereiflotten unterhalten und denen, die nur noch relativ wenige Fischer haben. Die einen fordern immer höhere Fangquoten, die anderen, darunter auch Deutschland, pochen auf den Schutz der Fischbestände.

    Der Kompromiss, der bei den jährlichen Quotenverhandlungen herauskommt, hat mit den wissenschaftlichen Empfehlungen meist nichts mehr zu tun. Der frühere irische Fischereiminister Dermot Ahern rechtfertigt das so:

    " Die Wissenschaftler sollten nicht immer nur alles schwarz sehen. Sie sollten aufhören, uns immer nur zu sagen, was wir nicht fischen dürfen. Wir haben in Irland viele wissenschaftliche Untersuchungen gemacht, um herauszufinden, welche anderen Fischarten noch ausreichend vorhanden sind. Arten, die man fischen kann, ohne den Bestand zu gefährden. Die Vorschläge der Kommission sind einfach nicht ausgereift. Wir brauchen eine bessere Balance zwischen der Erhaltung der Natur und der Notwendigkeit, Leuten einen Lebensunterhalt zu ermöglichen, vor allem denen, die keine Alternative dazu haben. "

    Vor mehr als vier Jahren war das, im September 2002. Die Fischereiminister ignorierten damals weitgehend die Warnungen der Wissenschaftler. Mit verheerenden Folgen. In diesen vier Jahren sind die wichtigsten Fischbestände vor den europäischen Küsten dramatisch zurückgegangen. Jetzt erst hat die EU-Kommission die Notbremse gezogen. Eine Reduzierung der Fangmenge allein reiche nicht mehr, erklärte EU- Fischereikommissar Joe Borg. Er hat ganze Meeresregionen für den Fang von Arten wie Kabeljau, Sardinen und Thunfisch sperren lassen - in der Hoffnung, dass es noch nicht für alle gefährdeten Bestände zu spät ist.

    Nirgends wird der Zusammenhang zwischen dem Raubbau an der Natur und der Zerstörung der eigenen Lebensgrundlagen so deutlich wie in der Fischerei. Die Fischer sind die ersten, die unter der Überfischung der Meere leiden, meint der SPD-Europaabgeordnete und Fischereiexperte Heinz Kindermann:

    " Das Problem wird von den meisten als Problem gesehen, das merkt man ja nicht nur an bestimmten Erscheinungen wie: der Fisch wird kleiner, die Fänge gehen zurück, die Tage auf See sind länger, es dauert länger, um ein Netz zu füllen und so weiter und so weiter. Das Problem ist bekannt, aber jetzt kommt es eben darauf an, mit Instrumenten einzugreifen, um hier wieder eine Erholung der Bestände zu ermöglichen. "

    Da ist er wieder, der Glaube, dass es sich nur um eine vorübergehende Krise handelt, dass auch das Aussterben der Fischbestände mit moderneren Instrumenten und vorübergehenden Maßnahmen in den Griff zu bekommen sei. Doch das wird nicht ausreichen: Die Fischereiflotten haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch aufgerüstet. Nicht nur die viel geschmähten Japaner und Koreaner fischen die Meere leer. Auch spanische und irische Trawler ziehen bis zu 200 Kilometer lange Schleppnetze hinter sich her. Schleppnetze, die alles mitnehmen, was ihnen in die Quere kommt.

    Auf dem offenen Meer sind die Vorschriften und Fangquoten der Europäischen Union ohnehin nicht viel wert. Gesetze brauchen offenbar festen Boden, auf dem Wasser werden sie schlicht ignoriert, sagt Sergi Tudela vom World Wide Fonds for Nature:

    " Die Quoten werden einfach nicht eingehalten. Wir haben die Thunfischfänge im Mittelmeer und im Ostatlantik untersucht und festgestellt, dass mehr als doppelt soviel Thunfisch gefangen wird als die Fischbestände aushalten können. Wir haben das der EU-Kommission mitgeteilt. Aber die wussten das bereits, die sahen sich nur außerstande, etwas dagegen zu unternehmen. Das ist eine Schande für die Europäische Union. Der Druck aus der Industrie ist zu stark, und die EU-Kommission ist nicht in der Lage, etwas zu unternehmen. "

    Mit den Schleppnetzen werden zudem viele Fischarten ausgerottet, an denen kaum ein Fischer interessiert ist. Auch kommen viele Delphine in den Gespannnetzen um, die eigentlich für Wolfsbarsch ausgelegt sind.

    Die Europäische Kommission fordert die Mitgliedsländer regelmäßig zu schärferen Kontrollen ihrer Fischfangindustrie auf. Doch vor allem die französische und die spanische Regierung sperren sich, sie wollen die Arbeitsplätze auf den Schiffen nicht gefährden. Um den Druck auf die europäischen Gewässer zu verringern, kauft die EU-Kommission seit zwanzig Jahren Fischfangrechte vor Afrika - und weitet das Problem damit aus.

    86 Millionen Euro zahlt die EU beispielsweise jedes Jahr an die Regierung von Mauretanien. 86 Millionen, das ist ein Drittel des mauretanischen Sozialproduktes. Dafür dürfen 200 europäische Schiffe vor der mauretanischen Küste fischen. Das schafft nicht nur Probleme für die vielen kleinen mauretanischen Fischereibetriebe, sondern auch für die Artenvielfalt im Atlantik. Die europäischen Schleppnetze dezimieren den Artenreichtum vor Afrikas Küsten. Aber es gibt in der EU viele Befürworter der Fischereiabkommen mit afrikanischen Staaten.

    Auf dem Papier ist die EU in der Tat stets um den Schutz der biologischen Vielfalt bemüht - und auch darüber hinaus: Selbst Naturschutzverbände räumen ein, dass die Europäische Union in der Welt durchaus eine Vorreiterrolle einnimmt. Das Problembewusstsein jedenfalls ist da. Doch wenn es zur Kollision von Artenschutz und ökonomischen Interessen kommt, dann gerät der Artenschutz stets unter die Räder, sagt Mark Halle vom International Institut for sustainable development in Genf:

    " Die Europäische Union ist ganz deutlich ein Vorreiter in Fragen des Artenschutzes. Die EU hat Strategien, sie hat eine konkrete Politik, sie hat Programme, und sie unterstützt den Artenschutz aktiv und sehr intensiv. Auf der anderen Seite aber hat die EU zum Beispiel eine Landwirtschafts- und Fischereipolitik, die nicht sehr freundlich mit der Artenvielfalt umspringt. Ich denke, wir werden die Vielfalt der Natur nur dann retten können, wenn der Artenschutz in einer breiteren Entwicklungsstrategie eingebettet wird. Die Europäische Union müsste viel genauer untersuchen, welche Auswirkungen ihre Wirtschaftspolitik auf die Natur hat und wieweit ihre Politik in den verschiedenen Sektoren tatsächlich aufeinander abgestimmt ist. "

    Fischerei, Landwirtschaft und Entwicklungshilfe, das sind die drei Bereiche, in denen die Europäische Union der Natur am stärksten zusetzt. In der Fischerei und in der Agrarpolitik gibt es inzwischen viele Ansätze für eine nachhaltige Wirtschaftspolitik. Das Umdenken hat längst begonnen, was fehlt, ist der Wille und die Entschlossenheit, die nötigen Vorschriften und Beschränkungen auch gegen Widerstände durchzusetzen.

    Ganz anders ist es bei der Entwicklungshilfe, dort, wo ein einziger Staudamm mehr Arten vernichten kann, als es in manchen europäischen Ländern überhaupt noch gibt. In der Entwicklungshilfe ist der Kampf für eine nachhaltige Politik komplizierter, sagt der ehemalige EU-Umweltbeamte Christoph Bail. Zehn Jahre, sagt er, hat er dafür gekämpft, dass der Artenschutz in der europäischen Entwicklungshilfe überhaupt ernst genommen wurde.

    " Bei der Entwicklungshilfe war die ganz große Priorität Armutsbekämpfung. Man wollte die Entwicklungshilfe fokussieren, und es gab unter den Leuten, die sich mit der Entwicklungshilfe befassten, relativ wenige, die erkannt haben, dass die Erhaltung des Artenreichtums ungeheuer wichtig ist für die Lebensgrundlagen in der ländlichen Bevölkerung, aber auch in den Slums, für eine vernünftige ökologisch sinnvolle Landwirtschaft usw. "

    Das Ergebnis ist zum Beispiel in der indischen Landwirtschaft zu besichtigen. 40 Jahre lang hat sich die Entwicklungshilfe auf die Modernisierung der Landwirtschaft konzentriert, um die Ernährung zu verbessern und den Bauern ein höheres Einkommen zu sichern. Doch die Probleme sind dadurch nicht kleiner geworden.

    Viele Reissorten sind inzwischen ausgestorben, andere gibt es nur noch in so genannten Genbanken. 50.000 Tiere und Pflanzenarten verschwinden jedes Jahr von der Erde, die meisten unwiederbringlich. So wie es viele Fische bald nur noch im Aquarium gibt - und in einigen Rückzugsgebieten irgendwo im Meer.

    Kabeljau wird es im Meer immer geben, sagt die Fischfrau von Saint Malo, und hat sogar recht damit. Auch Thunfisch wird es immer geben. Im Gegensatz zu Säugetieren sterben die meisten Fischarten nie ganz aus, sagt Sergi Tudela vom WWF. Aber das ist kein Grund zur Entwarnung.

    " Wenn eine Fischart verschwindet, dann bricht zuerst die Fischerei zusammen, weil es sich einfach nicht mehr lohnt, diese Art zu fischen. Aber das ist nur die wirtschaftliche Dimension, das andere ist die ökologische Dimension. Normalerweise bleibt eine kleine Zahl von Fischen übrig, aber diese Population ist zu klein, um ihre Rolle im Ökosystem auszufüllen. Deshalb sprechen wir von ökologischem Verschwinden. Und das passiert gerade mit dem Roten Thunfisch im Mittelmeer. "