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Die Begleitung von Olaf Scholz

Am Sonntag wird in Hamburg ein neues Parlament gewählt. Aussichtsreichster Kandidat für das Amt des Bürgermeisters ist der frühere Arbeit- und Sozialminister Olaf Scholz. Immer an seiner Seite und ebenfalls Politikerin aus Leidenschaft ist seine Ehefrau Britta Ernst.

Von Verena Herb | 17.02.2011
    Der Wind pfeift über die Neue Große Bergstraße in Hamburg-Altona. Vor einer Bank haben die Wahlkämpfer der SPD ihren Stehtisch aufgestellt, die roten Fahnen flattern kräftig. Doch Rolf Ringleb, genannt "Mecki", hält das nicht ab: Mit lauter Stimme rührt er die Werbetrommel für seine Partei. Gerade erklärt er einem Passanten das neue Wahlrecht:

    "Im Prinzip ist das doch einfach, wenn ich Olaf Scholz haben will als Bürgermeister, mache ich meine fünf Kreuze da oben, und dann ist das Thema gegessen."

    Eigentlich wollte auch Britta Ernst, die Bürgerschaftskandidatin für Altona, an diesem Mittag beim Straßenwahlkampf dabei sein. "Ihr ist wohl was dazwischengekommen", entschuldigt sie der ehemalige Hafenarbeiter und rückt seine Prinz-Heinrich-Mütze zurecht. Britta hat einen vollen Terminplan zurzeit - sagt er - jetzt, wo ihr Mann Hamburgs nächster Bürgermeister werden soll:

    "Tut mir ja nun leid, dass sie mit Olaf Scholz verheiratet ist","

    meint "Mecki" Ringleb fast ein bisschen wehmütig. Der "Sozialdemokrat aus Leidenschaft", wie er sagt, kennt sämtliche Kandidaten aus seinem Bezirk. Britta Ernst …

    ""…ist natürlich etwas die feinere Art, die intelligentere Art. Und trotzdem komme ich mit ihr wunderbar klar. Weil sie hier in Altona tatsächlich auch viel Gutes getan hat."

    Seit 1978 ist die 49-Jährige Mitglied der SPD, ist parlamentarische Geschäftsführerin der Bürgerschaftsfraktion-Fraktion und gilt als ausgewiesene Bildungsexpertin:

    "Wir werden uns vom dreigliedrigen Schulsystem verabschieden. Und ich denke, dass dieses Signal aus einem westdeutschen Bundesland auch über Hamburg hinaus Auswirkungen haben wird. Und darüber bin ich sehr erfreut."

    Sie saß mit am Verhandlungstisch, als nach dem Volksentscheid im Sommer der Hamburger Schulfrieden zwischen allen im Parlament vertretenen Parteien ausgearbeitet wurde. Auch die Parteifreunde aus dem benachbarten Bundesland schätzen das politische Talent der Hanseatin: Der Schleswig-holsteinische SPD-Spitzenkandidat Ralf Stegner holte sie 2009 in sein Schattenkabinett:

    "Ich bin Britta Ernst. Ich bin im Zukunftsteam von Ralf Stegner."

    Sie sollte die Bildungsministerin in Kiel werden. Doch das Zukunftsteam von Ralf Stegner war schnell Vergangenheit, als Schwarz-Gelb in Schleswig-Holstein das Ruder übernimmt. Britta Ernst bleibt in der Hansestadt und konzentriert sich weiter auf die Bürgerschaft, wo sie seit 1997 ein Mandat inne hat. Für viele Altonaer Bürger ist sie

    "ganz einfach eine Fachfrau. Nicht nur ne Fachfrau. Aus meiner Sicht ein patentes Mädchen. Mit der man reden kann, und das ist alles. Ja, und das ist auch alles. Wir brauchen keine Fila." (Ringleb)

    Das Ehepaar Scholz-Ernst hat keine Probleme, als Gegenbild zum jovialen Bürgermeisterpaar Ahlhaus aufzutreten. Homestories oder Hochglanzfotos würden die beiden Sozialdemokraten nie machen, geschweige denn, dass Britta Ernst künftig als First Lady aufzutreten gedenkt.

    "Hanseatische Zurückhaltung ist ihr Credo."

    Als Olaf Scholz zum Spitzenkandidat der SPD gewählt wird, sagt er über seine Beziehung zu Hamburg:

    "Ich bin in die SPD eingetreten und das Wichtigste: Ich habe mich hier unsterblich in meine Frau verliebt."

    Ein Satz für die Herzen, mehr Privates will er nicht verraten. Direkt auf seine Frau angesprochen antwortet Olaf Scholz:

    "Britta Ernst ist eine hervorragende Politikerin. Und eine tolle Frau. Sie ist eine erfahrene Politikerin. Sie ist parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion."

    Und wenn ihr Mann Bürgermeister ist, bedeutet das für seine Ehefrau, die Vollblutpolitikerin, das Ende ihrer politischen Karriere in der Hansestadt. Britta Ernst wäre gleich für mehrere Senatsposten prädestiniert, heißt es aus der Partei, doch sie darf in einer Regierung ihres Mannes kein Amt übernehmen. Scholz sagt dazu nur:

    "Der Ordre Public wird beachtet."

    Das finden viele schade, auch Mark Claassen, SPD-Bezirksabgeordneter in Altona:

    "Tony und Cherie Blair, Bill und Hillary Clinton. Das sind ja alles bekannte Politikerpaare, wo sicherlich beide Paare auch ausgewiesene Politiker sind. Und das ist dann natürlich in Hamburg schade, dass das dann auch so gesehen wird."

    Ob Britta Ernst sich mit Cherie Blair oder Hillary Clinton vergleicht? Man weiß es nicht und wird es schnell auch nicht erfahren. Britta Ernst gibt momentan keine Interviews, Anfragen gibt es viele, aber sie spricht vor der Wahl nicht mehr mit der Presse vor allem nicht über ihre politische Zukunft.
    Dass sie dem nächsten SPD-Schattenkabinett in Schleswig-Holstein wieder angehören wird, ist sehr wahrscheinlich. Sicherlich ist eine Karriere im Nachbarbundesland eine Option, heißt es aus der Partei. Und was meint Rolf "Mecki" Ringleb dazu? Der Mann mit der Prinz-Heinrich-Mütze?

    "Ich werd ´nen Deibel tun, da was zu zu sagen. Ich werd' mir doch keine Prügel von ihr abholen. Wenn die hört, Mecki hat so gequatscht, dann erschlägt die mich beim nächsten Mal... Nönöönönöö…"