Das sind naturwissenschaftliche Fragestellungen, in denen immer auch die philosophische nach den Möglichkeiten und Grenzen menschlicher Erkenntnis mitschwingen: Gibt es Rätsel, die der menschliche Verstand nicht lösen kann?
Die Antwort sucht Bernd Olaf Küppers, indem er Philosophie mit den Augen eines Naturwissenschafters betreibt. Zunächst erteilt er in seinem Buch dem metaphysischen Traum vom absoluten Weltwissen eine Absage. Er erklärt sehr genau, warum sich die Welt nicht mit romantischer Naturphilosophie, sondern nur mit exakten Wissenschaften erfassen lässt: "In der Preisgabe des Absoluten zugunsten des Relativen scheint geradezu das wesentliche Entwicklungsmoment der modernen Naturwissenschaften zu liegen", schreibt der Autor, "ist die relative Erkenntnis aus der Perspektive der Naturphilosophie etwas Unvollkommenes, das mit der Suche nach der absoluten Erkenntnis überwunden werden soll, ist sie für die empirisch-positivistische Naturforschung geradezu der Garant des Fortschritts. Denn nur ein Wissen, das sich gegebenenfalls korrigieren lässt, kann auch wieder aus den möglichen Sackgassen der Erkenntnis herausführen."
Im weiteren kommt Olaf Küppers immer wieder auf die sieben Welträtsel zurück, die der Physiologe Emil Heinrich Du Bois-Reymond in späten 19. Jahrhundert als Grenzen der Erkenntnis aufgeführt und mit der er eine heftige Diskussion ausgelöst hat: Die Frage nach
1. dem Wesen von Materie und Kraft
2. dem Ursprung der Bewegung
3. der Entstehung des Lebens
4. dem Ursprung des Zwecks in der Natur
5. dem Entstehen der Sinnesempfindungen
6. dem vernünftigen Denken und dem Ursprung der Sprache. Und
7. der Willensfreiheit
Diese sieben Welträtsel seien bereits fast alle gelöst oder würden gerade mit den Mitteln moderner Naturwissenschaft angegangen - und "nichts spricht gegen die Annahme, dass auch diese Probleme eines Tages ihren rätselhaften Charakter verlieren werden", so Küppers.
Und so beschäftigt sich der Autor in den weiteren Kapiteln gezielt damit, was Leben ist oder was Information oder er sucht eine Erklärung für die Zeitlichkeit und zwar nicht nur in der im zweiten Hauptsatz der Thermodynamik postulierten Entropiezunahme, sondern auch in der Evolution, der Erfahrung. Was unsere Erkenntnisfähigkeit angeht, hofft der Autor auf die Fortschritte, die die "Strukturwissenschaften" bringen könnten - die Disziplin, die Natur- und Geisteswissenschaften einander näher bringt.
Das Buch ist aus einzelnen Vorträgen hervorgegangen. Für den Leser hat das den Vorteil, das er die durchaus anspruchsvollen Kapitel nach seinen eigenen Interessen und Neigungen wählen kann. In dem einen wird ein eher naturwissenschaftlich orientierter Leser den Wunsch nach einem philosophischen Wörterbuch verspüren. Im nächsten hat dafür ein anderer, der mit Biologie oder Physik nichts anzufangen weiß, seine Schwierigkeiten. Das macht aber nichts, denn im nächsten Kapitel findet man wieder seinen Einstieg. So gelingt Bernd-Olaf Küppers das Experiment, das er in seinem Vorwort ankündigt: Er führt vor Augen, wie begrenzt unser Wissen derzeit noch ist - und dass es an uns ist, weiterzukommen, auch wenn die Welt wohl nie berechenbar sein wird.
Bernd-Olaf Küppers: Die Berechenbarkeit der Welt
ISBN-13: 978-3-777-62151-7
Hirzel-Verlag, 307 Seiten, 32 Euro
Die Antwort sucht Bernd Olaf Küppers, indem er Philosophie mit den Augen eines Naturwissenschafters betreibt. Zunächst erteilt er in seinem Buch dem metaphysischen Traum vom absoluten Weltwissen eine Absage. Er erklärt sehr genau, warum sich die Welt nicht mit romantischer Naturphilosophie, sondern nur mit exakten Wissenschaften erfassen lässt: "In der Preisgabe des Absoluten zugunsten des Relativen scheint geradezu das wesentliche Entwicklungsmoment der modernen Naturwissenschaften zu liegen", schreibt der Autor, "ist die relative Erkenntnis aus der Perspektive der Naturphilosophie etwas Unvollkommenes, das mit der Suche nach der absoluten Erkenntnis überwunden werden soll, ist sie für die empirisch-positivistische Naturforschung geradezu der Garant des Fortschritts. Denn nur ein Wissen, das sich gegebenenfalls korrigieren lässt, kann auch wieder aus den möglichen Sackgassen der Erkenntnis herausführen."
Im weiteren kommt Olaf Küppers immer wieder auf die sieben Welträtsel zurück, die der Physiologe Emil Heinrich Du Bois-Reymond in späten 19. Jahrhundert als Grenzen der Erkenntnis aufgeführt und mit der er eine heftige Diskussion ausgelöst hat: Die Frage nach
1. dem Wesen von Materie und Kraft
2. dem Ursprung der Bewegung
3. der Entstehung des Lebens
4. dem Ursprung des Zwecks in der Natur
5. dem Entstehen der Sinnesempfindungen
6. dem vernünftigen Denken und dem Ursprung der Sprache. Und
7. der Willensfreiheit
Diese sieben Welträtsel seien bereits fast alle gelöst oder würden gerade mit den Mitteln moderner Naturwissenschaft angegangen - und "nichts spricht gegen die Annahme, dass auch diese Probleme eines Tages ihren rätselhaften Charakter verlieren werden", so Küppers.
Und so beschäftigt sich der Autor in den weiteren Kapiteln gezielt damit, was Leben ist oder was Information oder er sucht eine Erklärung für die Zeitlichkeit und zwar nicht nur in der im zweiten Hauptsatz der Thermodynamik postulierten Entropiezunahme, sondern auch in der Evolution, der Erfahrung. Was unsere Erkenntnisfähigkeit angeht, hofft der Autor auf die Fortschritte, die die "Strukturwissenschaften" bringen könnten - die Disziplin, die Natur- und Geisteswissenschaften einander näher bringt.
Das Buch ist aus einzelnen Vorträgen hervorgegangen. Für den Leser hat das den Vorteil, das er die durchaus anspruchsvollen Kapitel nach seinen eigenen Interessen und Neigungen wählen kann. In dem einen wird ein eher naturwissenschaftlich orientierter Leser den Wunsch nach einem philosophischen Wörterbuch verspüren. Im nächsten hat dafür ein anderer, der mit Biologie oder Physik nichts anzufangen weiß, seine Schwierigkeiten. Das macht aber nichts, denn im nächsten Kapitel findet man wieder seinen Einstieg. So gelingt Bernd-Olaf Küppers das Experiment, das er in seinem Vorwort ankündigt: Er führt vor Augen, wie begrenzt unser Wissen derzeit noch ist - und dass es an uns ist, weiterzukommen, auch wenn die Welt wohl nie berechenbar sein wird.
Bernd-Olaf Küppers: Die Berechenbarkeit der Welt
ISBN-13: 978-3-777-62151-7
Hirzel-Verlag, 307 Seiten, 32 Euro