Vier Esel traben durch die Provinz im Süden Simbabwes. Ihre Hufe wirbeln den Staub von der sandigen Piste auf. Sie ziehen einen zweirädrigen, hellblauen Karren hinter sich her. Auf dem Kutschbock sitzt Susine mit einem gelben Südafrika-Fußball-Trikot und Strohhut. Er treibt die Esel an. Denn sie haben einen wichtigen Termin in der Grundschule von Tsholotsho.
Die Schüler der sechsten Klasse in ihren grünen Schuluniformen stehen schon Schlange. Jeden Montag um neun Uhr kommt Sunshine mit seinem Eselwagen hier her. Er bringt Bücher, damit die Kinder lesen üben können. Sunshines Karren ist die einzige Bibliothek hier. Die Schüler versammeln sich auf dem staubigen Schulhof unter einem Baum. Jede Klasse hat eine halbe Stunde Zeit zum Lesen. Egal was. Hauptsache auf Englisch. Dann müssen sie reihum erzählen, was sie gerade gelesen haben.
"Eines Nachts träumte er, er sei ein berühmter Detektiv."
"Ich habe etwas über einen riesigen Elefanten gelesen. Es gab keinen Wind, aber die Blätter bewegten sich."
Simbabwe gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Vor zwanzig Jahren ist das noch anders gewesen. Das Bildungssystem war vorbildlich. Aber der greise Diktator Mugabe hat das Land in die Isolation getrieben und heruntergewirtschaftet. Es gibt kaum Arbeit. Und kaum Geld für Schulen, geschweige denn für Bücher. Immerhin: Die Lehrer in Simbabwe haben immer noch einen sehr guten Ruf. Sie machen mit den einfachsten Mitteln engagierten Unterricht.
Wenn es keine Bücher gibt – dann muss es eben anders gehen. Die Lehrerin hat große Teile ihres Hausrates dabei: Teller, Gläser, Tassen – so lernen Kinder englische Wörter. Umso wichtiger ist Sunshine, der Bibliothekar: Egal wie vergilbt und abgegriffen sie sind - ohne ihn und seinen Eselwagen hätten sie gar keine Bücher. Es ist eine kleine Initiative, aber sie hilft, meint der Grundschullehrer in Tsholotsho.
"Diese kleine Bibliothek hilft ihnen sehr. Sie kommen so an die Bücher heran und lesen gemeinsam. Manche fragen dann auch herum, was ein Wort bedeutet. Ihr Englisch ist dadurch viel besser geworden."
Seitdem Sunshine mit seiner Bibliothek hierher kommt, können doppelt so viele Kinder lesen wie vorher. Bevor Sunshine zur nächsten Schule fährt, hält er auf dem Dorfplatz. Die Eselwagen-Bibliothek bringt die Bildung nicht nur an die Schulen. Auch die Dorfbewohner wollen lesen und lernen. Dafür zahlen sie sogar einen Teil von Sunshines Gehalt, sagt Obadiah Moyo, der Initiator der kleinen mobilen Bibliothek.
"Diese Frauen helfen bei der Organisation der Bibliothek und der Schule. Sie wollen sich fortbilden. z.B. bei Alltagsfragen, wie man Tiere richtig hält oder Gemüse anbaut. Und manche wollen einfach nur lesen, um gut unterhalten zu werden."
Martha ist auf sich gestellt, wie viele andere Frauen hier auch. Weil es in der simbabwischen Provinz kaum Jobs gibt, gehen viele Männer nach Südafrika, um ihre Familien zumindest mit ein bisschen Geld zu unterstützen. Die Frauen kümmern sich in der Heimat um Haus und Kinder, bauen das, was sie brauchen, selbst an.
Martha liest vor allem Bücher über Pflanzmethoden für Gemüse. Aber noch lieber liest sie Abenteuergeschichten. Die liest sie dann der ganzen Familie vor, denn sie ist die Einzige, die richtig lesen und schreiben gelernt hat.
Es ist Mittag. Sunshine zieht mit seinen Eseln weiter. Gemächlich, bei 30 Grad im Schatten. Er liebt die Tiere, möchte sie nicht quälen.
"Du musst sie gut behandeln und ihnen regelmäßig Wasser geben. Und vor allem darfst Du sie nicht schlagen! Wenn ich sie rufe, dann erkennen sie meine Stimme und kommen."
Die nächste Schule, das gleiche Prozedere wie heute Morgen: Schlange stehen, Buch raus suchen, eine halbe Stunde lesen, erzählen. Sunshine liest übrigens auch gerne. Er hat auch ein Lieblingsbuch. Wenn er davon erzählt, bekommt er glänzende Augen:
"Dieses hier, das lese ich am häufigsten. Es ist ein Buch über Kanada. Ich möchte alles über Kanada wissen. Wenn ich darin lese, stelle ich mir vor, wie es da so ist."
Bald wird der kleine Eselswagen aufgerüstet. Er soll einen Computer bekommen, und einen mobilen Internetanschluss. Aber schon jetzt lieben die Menschen hier in der Gegend Sunshine und seine Bibliothek. Egal wie vergilbt und abgegriffen die Bücher im Eselswagen sind. Denn sie wissen: Bildung ist ihre einzige Chance auf eine bessere Zukunft.
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Die Schüler der sechsten Klasse in ihren grünen Schuluniformen stehen schon Schlange. Jeden Montag um neun Uhr kommt Sunshine mit seinem Eselwagen hier her. Er bringt Bücher, damit die Kinder lesen üben können. Sunshines Karren ist die einzige Bibliothek hier. Die Schüler versammeln sich auf dem staubigen Schulhof unter einem Baum. Jede Klasse hat eine halbe Stunde Zeit zum Lesen. Egal was. Hauptsache auf Englisch. Dann müssen sie reihum erzählen, was sie gerade gelesen haben.
"Eines Nachts träumte er, er sei ein berühmter Detektiv."
"Ich habe etwas über einen riesigen Elefanten gelesen. Es gab keinen Wind, aber die Blätter bewegten sich."
Simbabwe gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Vor zwanzig Jahren ist das noch anders gewesen. Das Bildungssystem war vorbildlich. Aber der greise Diktator Mugabe hat das Land in die Isolation getrieben und heruntergewirtschaftet. Es gibt kaum Arbeit. Und kaum Geld für Schulen, geschweige denn für Bücher. Immerhin: Die Lehrer in Simbabwe haben immer noch einen sehr guten Ruf. Sie machen mit den einfachsten Mitteln engagierten Unterricht.
Wenn es keine Bücher gibt – dann muss es eben anders gehen. Die Lehrerin hat große Teile ihres Hausrates dabei: Teller, Gläser, Tassen – so lernen Kinder englische Wörter. Umso wichtiger ist Sunshine, der Bibliothekar: Egal wie vergilbt und abgegriffen sie sind - ohne ihn und seinen Eselwagen hätten sie gar keine Bücher. Es ist eine kleine Initiative, aber sie hilft, meint der Grundschullehrer in Tsholotsho.
"Diese kleine Bibliothek hilft ihnen sehr. Sie kommen so an die Bücher heran und lesen gemeinsam. Manche fragen dann auch herum, was ein Wort bedeutet. Ihr Englisch ist dadurch viel besser geworden."
Seitdem Sunshine mit seiner Bibliothek hierher kommt, können doppelt so viele Kinder lesen wie vorher. Bevor Sunshine zur nächsten Schule fährt, hält er auf dem Dorfplatz. Die Eselwagen-Bibliothek bringt die Bildung nicht nur an die Schulen. Auch die Dorfbewohner wollen lesen und lernen. Dafür zahlen sie sogar einen Teil von Sunshines Gehalt, sagt Obadiah Moyo, der Initiator der kleinen mobilen Bibliothek.
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Martha ist auf sich gestellt, wie viele andere Frauen hier auch. Weil es in der simbabwischen Provinz kaum Jobs gibt, gehen viele Männer nach Südafrika, um ihre Familien zumindest mit ein bisschen Geld zu unterstützen. Die Frauen kümmern sich in der Heimat um Haus und Kinder, bauen das, was sie brauchen, selbst an.
Martha liest vor allem Bücher über Pflanzmethoden für Gemüse. Aber noch lieber liest sie Abenteuergeschichten. Die liest sie dann der ganzen Familie vor, denn sie ist die Einzige, die richtig lesen und schreiben gelernt hat.
Es ist Mittag. Sunshine zieht mit seinen Eseln weiter. Gemächlich, bei 30 Grad im Schatten. Er liebt die Tiere, möchte sie nicht quälen.
"Du musst sie gut behandeln und ihnen regelmäßig Wasser geben. Und vor allem darfst Du sie nicht schlagen! Wenn ich sie rufe, dann erkennen sie meine Stimme und kommen."
Die nächste Schule, das gleiche Prozedere wie heute Morgen: Schlange stehen, Buch raus suchen, eine halbe Stunde lesen, erzählen. Sunshine liest übrigens auch gerne. Er hat auch ein Lieblingsbuch. Wenn er davon erzählt, bekommt er glänzende Augen:
"Dieses hier, das lese ich am häufigsten. Es ist ein Buch über Kanada. Ich möchte alles über Kanada wissen. Wenn ich darin lese, stelle ich mir vor, wie es da so ist."
Bald wird der kleine Eselswagen aufgerüstet. Er soll einen Computer bekommen, und einen mobilen Internetanschluss. Aber schon jetzt lieben die Menschen hier in der Gegend Sunshine und seine Bibliothek. Egal wie vergilbt und abgegriffen die Bücher im Eselswagen sind. Denn sie wissen: Bildung ist ihre einzige Chance auf eine bessere Zukunft.
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