Der 1. FC Köln wollte in China eine Nachwuchsakademie eröffnen – in dieser Woche hat der Verein aber verkündet, das Projekt nicht fortzusetzen. Die Menschenrechte werden massiv missachtet, hat der Vorsitzende des FC Mitgliederrats als Begründung dafür genannt. Der Präsident hat widersprochen, dass der FC aus dem Projekt aussteigt, habe mit dem Setzen von Prioritäten zu tun. Der Fall zeigt: Die Frage, wie Bundesligisten mit China umgehen, ist schwierig.
Aber die Vereine müssen sich mit der Frage beschäftigen. Warum erklärt Markus Kern, Geschäftsführer von FCB Football Business China, einem Unternehmen, dass sich darauf spezialisiert hat, zwischen dem europäischen und chinesischen Fußball zu vermitteln und zum Beispiel Vereine dabei berät, wenn sie nach China expandieren möchte. Er sagt:
"China und chinesische Unternehmen sind inzwischen zu wichtigen Partnern der Bundesliga geworden. (…) Auch auf Vereinsebene spielen chinesische Sponsoren auch ein immer größere Rolle." Solche Kooperationen würden intern kontrovers diskutiert, genauso wie die Zusammenarbeit mit Katar oder der Türkei. "Am Ende ist dann aber der Reiz Geldes vielleicht auch einfach zu groß", sagt Kern.
"Projekte ohne groß darüber zu reden"
Neben den bekannten China-Verbindungen etwa von Bayern München und Borussia Dortmund gebe es weitere Kooperationen. "Es gibt auch Bundesligisten, die Projekte in China machen, aber nicht großartig drüber reden", sagt Kern. Selbst der FC Sankt Pauli habe bereits eine Kooperation in der Mongolei gemacht. In Zusammenarbeit etwa in der Jugendarbeit sieht Kern keine Schwierigkeiten, Club-Beteiligungen dagegen seien problematischer.
Oft seien die Verträge zu den Kooperationen nicht detailiert genug und führten zu Enttäuschung, sagt Kern. Es brauche trotz des Austauschs zwischen verschiedenen Klubs einen Lernprozess in einzelnen Vereinen.
"Selbst der Unterschied zwischen Südchina und Nordchina in der Mentalität und in der Vorgehensweise ist so unterschiedlich, dass letzendlich jeder Klub seine eigenen Erfahrungen machen muss und gut beraten ist, sich auf sprachlicher Ebene und interkultureller Ebene erfahrene Leute dazuzuholen", erklärt Kern.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.