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Die Deutschen sind in Kauflaune

Die deutschen Verbraucher lassen sich die Konsumlaune von schlechten Konjunkturnachrichten nicht verderben. Auch weil Sparen wegen der niedrigen Zinsen wenig lukrativ ist.

Von Michael Braun | 26.10.2012
    Die Kauflaune der Deutschen ist besser als erwartet. Entgegen den Vermutungen hat sich die Verbraucherstimmung in Deutschland im Oktober etwas verbessert. Die Deutschen rechnen mit höheren Einkommen und ihre Rezessionsängste haben sich nicht verschärft. Der für November prognostizierte Konsumklimaindex der Nürnberger GfK ist deshalb nicht gesunken, sondern leicht von 6,1 auf 6,3 Punkte gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Herbst 2007.

    Die Konsumlust hat einen eher negativen Hintergrund, sagt Rolf Bürkl, Konsumforscher bei der GfK:

    "Weil die Alternative, das Sparen, gegenwärtig ja überhaupt nicht attraktiv ist. Das Vertrauen in die Finanzmärkte ist noch nicht wiederhergestellt. Hinzu kommt, dass auch die Zinsen historisch niedrig sind und nicht einmal die Inflationsrate kompensieren."

    Der Handel könne mit einem ordentlichen Weihnachtsgeschäft rechnen. Dass die deutsche Wirtschaft trotz erkennbarer Einbußen auf den europäischen Märkten noch einigermaßen rund läuft, bekommen die Menschen mit. Ihre Rezessionsängste hat die GfK beobachtet, seien im Sommer noch überaus stark erkennbar waren. Jetzt seien sie leicht rückläufig.

    Zur wachsenden Neigung, auf Einkaufstour zu gehen, trägt sicher auch der stabile Arbeitsmarkt bei. Das, so Michael Heise, der Chefvolkswirt der Allianz, werde auch im nächsten Jahr den Konsum zu einer Stütze der Konjunktur werden lassen:

    "Wir sehen, dass verschiedene Effekte den Konsum stützen. Das ist eine stabile Entwicklung der Beschäftigung, eine doch sehr hohe und beachtliche Zuwanderung inzwischen nach Deutschland, etwas höhere Löhne und – trotz etwas erhöhter Inflation - weiterhin Kaufkraftgewinne. All das zusammengenommen, ist ein gutes Zeichen für den Konsum 2013."

    In diesem Jahr dürften die Konsumausgaben Ende November anschwellen, wenn den Haushalten die 13. Monatsgehälter überweisen werden, heißt es bei der GfK. Doch solle der Handel seine Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Es sei angesichts der Eurokrise schon ein Erfolg, wenn man das Niveau des Weihnachtsgeschäfts vom Vorjahr halten oder auch nur leicht steigern könne.
    Wer Geld habe, es nicht ausgeben, sondern anlegen wolle, gehe sehr oft nicht an den Finanzmarkt. Das Vertrauen sei immer noch gestört, weiß GfK-Volkswirt Bürkl. Die Alternative seien oft Immobilien:

    "Man sucht werthaltige Anlagen, um sein Erspartes in Sicherheit zu bringen, vor einem Stabilitätsverlust zu bewahren. Und da ist ein Bereich, der zurzeit sehr gut floriert, der Immobiliensektor. Wer natürlich die entsprechenden Mittel hat, investiert sein Kapital in den Immobilienmarkt, auch vor dem Hintergrund der niedrigen Hypothekenzinsen."

    Wo der freie verfügbare Geldbetrag für eine Immobilie zu klein sei, da würden auch Renovierungen und energetische Sanierungen einem Aktien- oder Anleihekauf vorgezogen, heißt es bei der GfK. Viele kauften auch Schmuck.