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Die Diabelli-Variationen
Mikrokosmos der Tonsprache Beethovens

Sie sind ein Meilenstein im Repertoire und eine Herausforderung für jeden Pianisten gleichermaßen: die 33 Variationen von Beethoven über einen Walzer von Anton Diabelli. Bis heute bilden sie einen Zyklus, der an Kühnheit, Detailfülle, Ernst und Humor in der Musikgeschichte seinesgleichen sucht.

Von Christoph Vratz | 03.05.2018
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    Diabelli Variationen, Titelblatt der Originalausgabe (Beethoven-Haus Bonn / Ardon Bar-Hama)
    Am Ende steht ein "Tempo di Menuetto", dessen unaufdringlichen Charakter Ludwig van Beethoven noch mit einem ergänzenden "moderato" zusätzlich betont hat. Mit diesem unspektakulären Satz endet eines der spektakulärsten, weil kühnsten Werke der Musikgeschichte: Ludwig van Beethovens 33 Variationen über einen Walzer von Anton Diabelli. Als "Mikrokosmos der Beethovenschen Tonsprache, ja der ganzen Musik überhaupt" bezeichnete sie der Dirigent Hans von Bülow im 19. Jahrhundert.
    Im Jahr 1819 hatte der Wiener Musikverleger und Komponist Anton Diabelli eine Reihe Pianisten und Komponisten gebeten, ihm je eine Variation über ein von ihm vorgegebenes Thema, einen Walzer, zu schreiben. Über 80 Musiker beteiligten sich an diesem Projekt, darunter Czerny, Hummel, Moscheles, Schubert und der junge Franz Liszt.
    Nur Beethoven wollte nichts über einen "Schusterfleck" komponieren und ließ das Thema zunächst einmal liegen. Erst vier Jahre später schuf er einen eigenen Zyklus, der nach den "Goldberg-Variationen" von Bach zu den bekanntesten seiner Art zählt.
    Unter op. 120 veröffentlichte er dieses letzte große Klavierwerk, das eine besondere Herausforderung für Pianisten darstellt. Die Originalhandschrift liegt heute im Bonner Beethoven-Haus, das sie 2009 für mehrere Millionen Euro angekauft hat.
    Zu den frühen prägenden Aufnahmen zählen Einspielungen mit Friedrich Gulda, Swjatoslaw Richter, Géza Anda, Rudolf Serkin und Artur Schnabel.